Beats & Books in Berlin

„Bei uns kommt eine Menge Bullshit an“

29. April 2022
Holger Heimann

Zehn Clubs und 25 Buchverlage haben sich in Berlin zu einem Premierenfestival zusammengetan. Holger Heimann war für das Börsenblatt beim Finale von Beats & Books im Club 131 dabei. 

Im Club 131 in der Chausseestraße 131 in Berlin Mitte haben sie keine Berührungsängste. Wir machen alles, sagen die Leute, die den Club noch immer am Laufen halten, „viel elektronische Musik“. Der Depeche-Mode-Ohrwurm A Question of Time ist gerade zu hören, als die Akteure des Abends zum Gespräch auf einem alten grünen Sofa Platz nehmen. Rund 20 Gäste sind gekommen. Es soll ums Büchermachen gehen. Johannes Finke vom Herzstück Verlag befragt die Verlegerin Christiane Frohmann und die Sukultur-Herausgeberin Sofie Lichtenstein. Die drei befreundeten Verlagsleute, denen die Clubszene nicht fremd ist (Frohmann hat selbst einen Club betrieben) fangen eine halbe Stunde später an. Zuvor steht und sitzt man vor der Tür, trinkt, raucht, plaudert. „Bist du entspannt?“, fragt der Moderator Finke lässig zurück auf die Frage, wann es denn losgeht. Johannes Finke ist entspannt. Die Discokugel an der Decke dreht sich (die Musik wurde abgestellt) und Finke will wissen, warum Frohmann und Lichtenstein Bücher und Texte publizieren, was sie trotz aller Schwierigkeiten bewegt, immer weiterzumachen, ob unter den unverlangt eingesandten Manuskripten schon einmal eines gewesen sei, das dann auch publiziert wurde. Die letzte Frage wird am ausgiebigsten und engagiertesten diskutiert. Die Antwort ist ein entschiedenes Nein. Christiane Frohman hat deshalb auf ihrer Homepage geschrieben: „Bitte keine Manuskripte anbieten oder schicken, wir fragen grundsätzlich selbst bei Autor*innen an.“ Sofie Lichtenstein fasst bündig zusammen:

Bei uns kommt eine Menge Bullshit an.

Johannes Finke erinnert sich daran, dass ihm einmal eine Übersetzung des Neuen Testaments ins Klingonische (das ist die Sprache, die eine außerirdische Spezies im Star-Trek-Universum spricht) angeboten wurde. Aufschluss darüber, was bei Frohmann, Sukultur und Herzstück verlegt wird und warum, gibt es leider nicht. Zuletzt liest Christiane Frohmann einen Auszug aus „Fuck Forever“, einem Roman von Sofie Lichtenstein, der im Herbst bei Frohmann erscheinen soll. Lichtenstein stellt umgekehrt einen Auszug aus Frohmanns „Be Christiane F“ vor (erschienen als Sukultur-Leseheft). Finke will zu den Texten nichts wissen, ihn interessiert: „Wie war das, den eigenen Text von jemand anderem zu hören?“ „Das war okay“, sagt Sofie Lichtenstein. Danach gibt es Musik von der Playlist Dance, die Christiane Frohmann mitgebracht hat.

Clubs und Verlage machen gemeinsame Sache

„Über das Büchermachen“ im Club 131 – das war der Abschluss von Beats & Books. Für das Berliner Premierenfestival hatten sich zehn Clubs und 25 Buchverlage zusammengetan. Johanna Hahn, Geschäftsführerin des Börsenvereins- Landesverbands Berlin-Brandenburg, lobt den spartenübergreifenden Ansatz des Festivals, einer Kooperation der Clubcommission, das ist der Fachverband der Berliner Clubs, und des Börsenvereins: „Wir haben gemeinsam auf die Situation reagiert, die Clubs sind durch die Pandemie in existenzielle Bedrängnis gekommen und die erneute Absage der Leipziger Buchmesse macht den Verlagen zu schaffen. Wir wollen Bücher und Autoren wieder sichtbarer machen.“ Insgesamt elf vom Berliner Kultursenat unterstützte Veranstaltungen standen vom 25. bis 28. April auf dem Programm: Lesungen, Screenings, Performances, Gespräche, Musik. Johanna Hahn hofft, dass es im kommenden Jahr eine Fortsetzung gibt.