Ein Jahr Krieg in der Ukraine

"Als Bildungsverleger aus der ganzen Welt sind wir äußerst besorgt"

24. Februar 2023
Redaktion Börsenblatt

Ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine erinnern der Internationale und Europäische Verlagsverband an die vielen verlorenen Leben und die Zerstörung von Schulen und Bibliotheken. Ein besonderes Buchprojekt erzählt Krieg aus den Augen der Kinder.

FEP-Präsident Ricardo Franco Levi

Ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine erinnern der Internationale und Europäische Verlagsverband an die vielen verlorenen Leben und die Zerstörung von Schulen und Bibliotheken. Ein besonderes Buchprojekt erzählt Krieg aus den Augen der Kinder.

Die Auswirkungen auf die Freiheit des Publizierens und die Bildungssituation in der Ukraine ist verheerend. Die Zahl der in der Ukraine tätigen Verlage ist von 1053 im Jahr 2021 auf 563 im Jahr 202 gesunken. Die Schulbuchverlage konnten keine Schulbücher mehr drucken. Das sind die Erkenntnisse von zwei kürzlich stattgefundenen IPA-Tagungen.

UNICEF zufolge sollen außerdem über 2600 Schulen in der Ukraine beschädigt worden sein, wovon 5,3 Millionen Kinder betroffen sind. UNESCO hat Schäden an 241 Kulturstätten, darunter Museen und Bibliotheken, festgestellt.

"Als Bildungsverleger aus der ganzen Welt, die künftige Generationen befähigen wollen, sind wir äußerst besorgt, wenn wir von der Zerstörung von Schulen und der Unmöglichkeit der Bereitstellung von Schulbüchern erfahren. Wie viele Kinder, die im Ausland auf der Flucht sind, und wie viele Kinder, die in ihrer Heimat benachteiligt sind, bleiben in ihrer Bildung zurück? Das muss aufhören“, sagt Stephan de Valk, Vorsitzender des IPA-Forums für Bildungsverlage.

Die ukrainische Buchbranche unterstützen

Oleksandr Afonin, der Präsident der ukrainischen Verleger- und Buchhändlervereinigung, ruft die internationale Buchgemeinschaft erneut dazu auf, die Ukraine zu unterstützen. Und zwar so:

  • Ankauf von Lizenzen an ukrainischen Büchern
  • Bereitstellung ukrainischer Bücher in den Regalen von Buchhandlungen in aller Welt
  • Wohltätige Unterstützung für ukrainische Bibliotheken beim Wiederaufbau ihrer Bestände und beim Kauf von Büchern
  • Finanzielle Unterstützung für Menschen, die Angehörige, Eigentum usw. verloren haben.

Außerdem hat der FEP gemeinsam mit ukrainischen Verlegern und Buchhändlern eine erste Liste notwendiger europäischer und internationaler finanzieller Unterstützungsmaßnahmen für den ukrainischen Buchsektor erarbeitet. Formelle Anträge an die Europäische Kommission und das Europäische Parlament wurden gestellt, um Haushaltsmitteln für die Wiederherstellung des Sektors und der ukrainischen Bibliotheken und Schulen bereitzustellen.

„Unsere ukrainischen Kollegen sind eine Inspiration für uns alle, da sie trotz Strom- und Internetausfällen weiterhin von abgelegenen Büros und Bunkern aus veröffentlichen. Und das alles, während sie das psychologische Trauma des Verlusts von Kollegen und Familie verarbeiten. Wir stehen in Solidarität mit unseren ukrainischen Kollegen“, so Karine Pansa, IPA-Präsidentin.

Ricardo Franco Levi, Präsident der FEP, wies auf das ukrainische Motto der Frankfurter Buchmesse 2022 hin: Der „Beharrlichkeit des Seins“ der Ukrainer müssen wir mit unserer ständigen Unterstützung für ihre Sache begegnen, und was den Buchsektor betrifft, so müssen unsere Bemühungen, ihnen zu helfen, nicht nur darauf abzielen, ihre literarische Kultur zu bewahren, sondern auch darauf, dass sie blüht und in der ganzen Welt gelesen wird.“

Ukrainischen Kindern eine Stimme geben

Der Europäische Verlagsverband unterstützt außerdem ein aktuelles Projekt der Stiftung „Voices of Children“, das kürzlich ein Buch veröffentlicht hat, das Kindern, die den Krieg in ihrem Alltag erleben, eine Stimme gibt: „War through the Voices of Children“. Alle Informationen zum Buch auf der Website von Voices of Children: War through the Voices of Children: a unique book has appeared in Ukraine

„Heute sind alle Kinder der Ukraine Kinder des Krieges, denn jeder erlebt seine Auswirkungen. Die Stimmen der Kinder sollten gehört werden“, sagt Olena Rozvadovska, Vorstandsvorsitzende und Mitbegründerin von „Voices of Children“. „Sie sind Zeugen der heutigen Ereignisse, haben ihre Gedanken über den Krieg und ihre Beobachtungen. Es ist wichtig für uns, diese Zeit in ihren Zitaten festzuhalten, damit wir den Preis für eine glückliche Zukunft der Ukraine nicht vergessen. In diesem Buch wollten wir betonen, dass die Kindheit trotz allem weitergeht. Schließlich kann die Kindheit nicht wegen des Krieges auf Eis gelegt werden. Das Leben geht weiter, es gibt Hoffnung - und das ist es, was uns alle weitermachen lässt.“

„Unsere Pflicht als Europäer ist es, die Werte der Freiheit zu schützen, die uns wichtig sind. Die Ukrainer stehen angesichts der abscheulichen russischen Aggression an vorderster Front, um diese Werte zu verteidigen, die wir gemeinsam haben. Durch die Stimmen dieser Kinder, die inmitten ständiger Gewalt und Gefahr aufwachsen, erinnert uns das von der Stiftung Stimmen der Kinder veröffentlichte Buch daran, dass der Sieg der Ukraine für unsere Demokratien von grundlegender Bedeutung ist“, sagt Ricardo Franco Levi.

Die Vorsitzende des Kulturausschusses im Europäischen Parlament, MdEP Sabine Verheyen, unterstützt die Initiative und wird die Gründer der Stiftung in den kommenden Wochen zu einer Rede vor ihrem Ausschuss einladen.

Alle Informationen zur Unterstützung der Ukrainischen Buchbranche auf der Website des FEPs: Support for Ukraine (fep-fee.eu)