USA

2.571 Bücher sollen zensiert werden

24. Juli 2023
Redaktion Börsenblatt

Die Zahl der dokumentierten Zensuranträge in Bibliotheken hat sich in den USA fast verdoppelt, auch die Zahl betroffener Bücher stieg um ein Drittel. Dahinter steckt eine Methode, wie die American Library Association erläutert.

Die American Library Association ALA hat im vergangenen Jahr 1.269 Anträge dokumentiert, wonach Bücher in Bibliotheken zensiert werden sollen. Das ist die höchste Zahl an geforderten Buchverboten, seit die ALA vor mehr als 20 Jahren Daten über Zensur in Bibliotheken erfasst hat.  Sie ist fast doppelt so hoch wie 2021, wo es 729 Anträge gab, mit der die Buchausleihe zu verhindern versucht wurde oder Bücher entfernt werden sollten.

Ebenfalls gestiegen ist die Zahl der in den Anträgen betroffenen Bücher. Hier ist ein Anstieg von 32 % gegenüber 1.858 Titeln im Jahr 2021 zu verzeichnen: Die Rekordzahl liegt nun bei 2.571 Einzeltiteln.

58 % der dokumentierten Zensuranträge betrafen Bücher und Materialien in Schulbibliotheken, Klassenbibliotheken oder Schullehrplänen; 41 % der Zensuranträge betrafen Materialien in öffentlichen Bibliotheken.

Warum sind die Zahlen so gestiegen?

Zum sprunghaften Anstieg der Zensuranträge und der Häufigkeit, mit der einzelne Titel angefochten wurden, liegt nach Aussagen der ALA bei der zunehmend verbreiteten Verwendung von Bücherlisten, die von organisierten Zensurgruppen zusammengestellt worden sind. 90 % der insgesamt angefochtenen Bücher gehörten zu Anträgen, in denen mehrere Titel zensiert werden sollten. "Die Rekordzahl der Anfechtungen von Büchern ist nicht darauf zurückzuführen, dass ein Elternteil einen Antrag auf eine Überprüfung eines Buchtitels gestellt hat“, erklärt Deborah Caldwell-Stone, Director of ALA’s Office for Intellectual Freedom. "In den meisten Fällen sind es Gruppen und Einzelpersonen, die auf Bibliotheksvorstandssitzungen die Entfernung langer Listen von Büchern fordern, die sie von organisierten Zensurgruppen erhalten haben und die diese Listen in den sozialen Medien verbreiten."

Reaktionen

"Die traurige Nachricht, dass ein weiterer Rekord bei der Buchzensur gebrochen wurde, bedeutet, dass noch mehr Kindern Bücher vorenthalten werden, die ihr Leben verbessern würden“, meint Christopher Finan, Geschäftsführender Direktor der National Coalition Against Censorship. "Wir müssen weiter kämpfen wie verrückt." Die Unterdrückung von Büchern aufgrund ihrer Botschaft sei antidemokratisch, schädlich und ein gefährlicher Schritt in Richtung Autokratie, erklärte Mary Rasenberger, Vorstandsvorsitzende der Authors Guild und Authors Guild Foundation: "Wir fordern diejenigen, die gegen Bücher in Schulen und Bibliotheken vorgehen, auf, die Auswirkungen des ersten Verfassungszusatzes der USA zu bedenken und sich auf ein gefährliches Terrain zu begeben, indem sie jedem Einwohner erlauben, den Kindern anderer den Zugang zu Büchern zu verweigern, die sie für geschmacklos halten."