"Hier wissen die Leser:innen, was sie kriegen und wollen auch genau das"

Das sind diejenigen, die früher "Harry Potter" gelesen haben, die "Tribute von Panem", Stephenie Meyer und John Green. Es ist also meiner Meinung nach eine Generation, die schon immer intensiv und viel gelesen hat, die die klassische Unterteilung in U und E nicht kennen und jetzt in der Belletristik angekommen ist.

Wenn man so will, hat Colleen Hoover unabsichtlich New Adult mit aus der Taufe gehoben, aber ich würde sie und ihre Bücher da nicht immer noch als Prototypen oder Referenz sehen. Sie hat sich seither weiterentwickelt, ihre Protagonistinnen sind zum Teil schon älter als die in den typischen New Adult-Romane. Auch thematisch geht es um anderes, in "Für immer ein Teil von dir" etwa um die Beziehung einer Mutter zu ihrem in einer Pflegefamilie aufwachsenden Kind. Und auch der Thriller "Verity" lässt sich nicht so einfach einordnen.

Nein, da käme weder ein New-Adult-Titel noch der neue Roman von Colleen Hoover heraus. Denn selbst bei den Autorinnen, die stärker auf Klischees rekurrieren, wird den Leserinnen eine ehrliche Gefühlswelt und Emotionalität vermittelt. Leserinnen wollen von der Geschichte berührt werden und sind darin auch anspruchsvoll.

Was diese Bücher so erfolgreich macht, ist, dass sich eine ganze Generation (oder sogar mehrere) einfach verstanden fühlen. Dass dieselben Probleme und Sorgen in den Büchern aufgegriffen werden und gezeigt wird, dass man sie überwinden kann. Dass vielleicht gerade alles Mist ist, aber eine bessere Zeit kommt. Das ist doch der Grund, warum Liebesfilme so gut beim Publikum ankommen. Für wen entscheidet sich die Hauptperson, und würde ich mich genauso entscheiden? Das ist der springende Punkt für mich bei solchen Büchern.

Ich finde, wir sollten froh sein, dass wieder vermehrt gelesen wird und weniger verurteilen, welche Bücher gelesen werden. Einfach ein bisschen mehr Akzeptanz auf beiden Seiten würde uns helfen, den Umsatz mit dieser Zielgruppe weiter zu erhöhen.

Die Community ist in der Buch-Bubble wirklich wichtig. Denn mittlerweile ist das Lesen nicht nur ein Hobby, das man alleine macht, sondern es wird mehr zu einer gesellschaftlichen Aktivität. Es ist einfach wieder "in" zu lesen und sich über die gelesenen Bücher auszutauschen. Aus diesem Grund finden auch immer mehr Lesepartys statt und ich glaube, dass TikTok schon seinen Anteil an diesem "in" sein hat.


 

Wir können insofern davon profitieren, dass wir die Bücher da haben, die dieses Publikum liest und Veranstaltungen für diese Zielgruppe anbieten. Es hilft auch sehr, wenn man junge, engagierte Buchhändler*innen einstellt die in diesem Bereich zu Hause sind und ihnen den Raum gibt zu wachsen. Einige Buchhandlungen könnten nämlich mehr von diesem Hype profitieren, wenn die Nachwuchskräfte sich ausprobieren dürften und ihrer Meinung Gehör geschenkt wird.

Er muss die Leser:innen emotional abholen und einen absoluten Lese-Sog entwickeln. Die Leser:innen müssen mit den Protagonist:innen durch alle Höhen und Tiefen gehen wollen, mit ihnen in Emotionen und, wenn es Teil der Handlung ist, ausgelebter Sexualität schwelgen und auf ein Happy-End hinfiebern können.

Wir haben es hier mit Genre-Literatur zu tun, ähnlich wie im Krimi, der ja auch mit Klischees spielt und oft das Gleiche neu verpackt. Hier wissen die Leser:innen, was sie kriegen und wollen auch genau das. Und mitnichten entsprechen die Protagonist:innen prinzipiell Klischees oder alten Rollenbildern. Auch in den Romance-und Romantasy-Titeln agieren starke, emanzipierte Frauen, die mitten im Leben stehen, dabei aber manchmal Träume haben, die sich mit der Realität nicht vereinbaren lassen.

Eskapismus ist da ein wichtiges Stichwort. Vielleicht ist es kein Zufall, dass dieses Genre gerade in diesen schwierigen, von Kriegen und der Klimakrise geprägten Zeiten, so einen Höhenflug erlebt. Ich sehe darin den Wunsch, abtauchen und vorbehaltlos emotional sein zu können und zu einer Community zu gehören, die ebenso empfindet.