Wir haben häufig mit einem Stigma zu kämpfen, das von Absolvent:innen als Hörsaalfaultiere ausgeht, die abgesehen vom Bücherwälzen nicht viel draufhaben. Das ist eine schrecklich falsche Annahme. Allein im vergangenen Jahr haben wir etwa eine Konkurrenzanalyse für ein Kinderbuchprojekt durchgeführt, eine Social-Media-Kampagne für einen Verlag geplant, über Lesemotive diskutiert und Verlagsstrategien analysiert. Wir können viel mehr als viele denken, auch wenn uns wichtige freiwillige Praktika verwehrt bleiben.
Um die Verzahnung von Wissenschaft und Praxis voranzutreiben, hat der Lehrstuhl der Buchwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Nägel mit Köpfen gemacht: Im April lief der neu konzipierte Bachelorstudiengang an. Praxisbezug, Branchen-Know-how und Themenvielfalt stehen nun neben dem wissenschaftlichen Fokus im Vordergrund der Lehre. Die »Profis aus der Branche« erhalten ein eigenes Modul. Das hierin enthaltene Seminar muss zwingend von Branchenprofis gehalten werden.
»Mehr als ein Fünftel aller Lehreinheiten haben einen starken Praxisbezug und bauen auf aktuelle Branchenthemen auf, zu denen Studierende ihre Kenntnisse ganz konkret und kreativ erweitern sollen«, betont Prof. Philip Ajouri, stellvertretender Geschäftsführer des Gutenberg-Instituts. Damit will man Studierenden Türen zur Branche öffnen. In Mainz ist durch den neuen B. A.-Studiengang ein frischer, moderner und kreativer Wind spürbar. Mit unseren Alumni könnte dieser frische Wind bald auch durch Ihre Büros wehen.
Mein Appell an die Branche:
- Ebnen Sie Wege für Studierende, denen weisgemacht wurde, sie seien nach fünf Jahren Studium nicht fachkompetent.
- Ermöglichen Sie ihnen schon früh die Chance auf Branchenpraxis.
- Bieten Sie sich den Instituten als externe Lehrkräfte an.
- Lernen Sie Ihre Fachkräfte der Zukunft doch einfach nächstes Semester im Seminarraum kennen!
Unsere Ausbildung liegt in unserer Hand. Was wir damit effektiv anfangen können – das kommt ganz stark auf Sie an.