Ein besonderer Abend war es auch für die syrische Dichterin Linah Atfah, "meine erste Lesung seit dem Sturz des Assad-Regimes". Und sie ergänzte: "Syrien braucht eine Chance. Nach 50 Jahren Diktatur können wir nicht direkt zur Freiheit gehen. Wir brauchen Zeit." Zwei Gedichte trug sie gestenreich auf Arabisch vor, die deutsche Übersetzung sprach Jenny Ewert. Am gesamten Abend war noch mehr beeindruckende, feine oder energische Lyrik zu hören, von Jan Wagner, Lütfiye Güzel ("Gastarbeiterkind liest jetzt", lautete deren erster Satz) und Fritz Eckenga, der tief ins Ruhrpott-Herz einfühlte. Ein großartiger Mix.
Dann war es so weit, Jahnke kündigte an: "Beate, Peter, Ja – Jetzt kommt das alte Paar auf die Bühne." Kolling sagte nicht ohne ein Quäntchen Stolz: "Ich glaube, wir sind die ersten, die hier oben stehen, die alle kennen." "Danke, dass Sie alle hier sind." Dank richteten die beiden an die ihre treue Kundschaft, an Verlage und Vertreter:innen, Autor:innen, Mitarbeiter:innen und Wegbegleiter:innen, darunter auch "der beste Paketbote Essens". Eine lange Aufzählung, die zeigte, wie außergewöhnlich und groß das Netzwerk ist, das die beiden gesponnen haben. Das, so die große Hoffnung, mit den beiden neuen Inhaberinnen, die Grußworte ans Publikum richteten, weiter Früchte tragen wird. "Heute Abend konnte man spüren, was Proust für Essen bedeutet", so Marion Leibecke. Ihre Tochter freut sich, dass die beiden Mitarbeiterinnen Sarah Jäger und Susanne Engling an Bord bleiben.
Dann war Schluss: Peter Kolling und Beate Scherzer ernteten Standing Ovations und Jubel, verteilten Blumen an alle Künsterler:innen, die noch einmal auf die Bühne gekommen waren.