Mit Roberto Saviano und Deniz Yücel standen am Messe-Samstag zwei Autoren auf der Messe-Bühne des Pavilions, die für ihre Arbeit harte persönliche Konsequenzen in Kauf nehmen. Yücel saß als Korrespondent der „Welt“ ein Jahr lang in der Türkei im Gefängnis, Saviano steht seit Jahren unter Polizeischutz, weil er in seinen Büchern die Machenschaften von Mafia und der neapolitanischen Camorra aufdeckt.
Unter der aktuellen Regierung gilt er als „Nestbeschmutzer“, außerdem laufen mehrere Klagen gegen ihn, angestrengt von Ministerpräsidentin Georgia Meloni und Matteo Salvini. Obwohl er zu den bekanntesten Autoren Italiens gehört, hätte Saviano gar nicht auf der Messe sein sollen – zumindest nicht in der offiziellen Delegation des diesjährigen Gastlands. Aber: Er war auf Einladung des Hanser Verlags und der Messe trotzdem da und spürte darüber durchaus Genugtuung, wie er bei einer Veranstaltung des PEN Berlin im Pavilion sagte. Den italienischen Gastauftritt im Forum allerdings, den ließ er links liegen (ein Interview mit Saviano lesen Sie hier).
Kritische Intellektuelle, so Saviano, würden in Italien von den Medien der extremen Rechten gezielt diffamiert, es gebe Drohungen, sogar Schlägertrupps. In einem Zeitungsartikel über ihn sei ein Bild erwähnt worden, das in seinem Badezimmer hängt. Die Botschaft sei klar, so Saviano: Wir dringen vor bis in deinen privatesten Bereich.
Er wolle die Entwicklung nicht mit denen Zuständen in anderen Ländern wie der Türkei vergleichen, wo Repression und Verfolgung zum Alltag vieler Schriftsteller gehören würden, so Saviano. „Aber ich will den Deutschen sagen: „Achtung, das kann auch bei Euch passieren, wenn Populisten jedweder Couleur an die Macht kommen.“
Und Deniz Yücel machte deutlich, dass Saviano keineswegs ein Nestbeschmutzer sei, wenn er die Schattenseiten des sonnigen Italiens aufdecke – im Gegenteil: „Du bist ein Patriot im besten Sinne“ – anders als die, die das gerne von sich selbst behaupten würden. Das Publikum zollte den beiden Autoren für ihren Mut und ihre Beharrlichkeit mit langem Applaus Respekt.