Friedenspreis: Zum 80. Geburtstag von Friedrich Schorlemmer

Schwerter zu Pflugscharen

16. Mai 2024
Redaktion Börsenblatt

Friedrich Schorlemmer, deutscher Theologe, Bürgerrechtler und Träger des Friedenspreises, wird an diesem Donnerstag (16. Mai) 80 Jahre alt. Ein Glückwunsch.

Friedrich Schorlemmer

Wie kaum ein anderer fragt Friedrich Schorlemmer nach der Wahrheit von Teilung und Einheit, von Opfern und Lasten, von Wunden und ihrer Heilung.

Richard von Weizsäcker in seiner Friedenspreis-Laudatio über Friedrich Schorlemmer

Geboren 1944 in Wittenberge als Sohn eines Pfarrers, verweigerte Schorlemmer als bekennender Pazifist den Wehrdienst und studierte nach dem Abitur an einer Volkshochschule Theologie. 1968 wurde er Vikar in Halle und 1970 als Pfarrer ordiniert. Nach seiner Tätigkeit als Studentenpfarrer in Merseburg wechselte er 1978 nach Wittenberg - als Pfarrer und als Dozent am Evangelischen Predigerseminar.

Seit den 80er Jahren schon wurde Schorlemmer wegen seines Engagements und seiner Reden von der Staatssicherheit der DDR observiert. Im Jahr 1968 beteiligte er sich an Protestaktionen gegen die neue Verfassung der DDR und gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings durch Truppen des Warschauer Pakts.

Sein Einsatz für Frieden und Menschenrechte fand internationale Anerkennung, insbesondere durch symbolische Handlungen wie die Umschmiedung eines Schwerts zu einer Pflugschar auf dem Lutherhof während des Kirchentags 1983 in Wittenberg, die Hoffnung und Inspiration in der DDR und darüber hinaus verbreitete.

Friedrich Schorlemmer bei einer Rede am 4. November 1989

20 Wittenberger Thesen

1988 legte er auf dem Evangelischen Kirchentag in Halle die regimekritischen »20 Wittenberger Thesen« vor. Im September 1989 trat die von ihm mitbegründete Bürgerbewegung »Demokratischer Aufbruch« an die Öffentlichkeit, die zusammen mit dem »Neuen Forum« die Basis für die friedliche Revolution 1989 in der DDR legte.

Als Befürworter eines demokratischen, ökologisch verantwortlichen Sozialismus jedoch verließ Schorlemmer 1990 die nach rechts driftende Bürgerbewegung und schloss sich der DDR-SPD an. Nach der Wiedervereinigung mischte er sich engagiert in die politische Diskussion ein und versuchte mitzuhelfen, dass Ost- und Westdeutschland auch innerlich zusammenwachsen.

Aus der Friedenspreis-Laudatio von 1993

„Wie kaum ein anderer fragt Friedrich Schorlemmer in Predigten, Reden und Schriften nach der Wahrheit von Teilung und Einheit, von Opfern und Lasten, von Wunden und ihrer Heilung.

Er, der so viel dazu beigetragen hatte, das geistige Band zwischen beiden Teilen Deutschlands nicht reißen zu lassen, er spricht es aus, daß wir über die Idee des neuen vereinigten Deutschland zu wenig vor- und nachgedacht haben. Er mahnt uns, daß wir mit den Grautönen leben müssen, auch mit den eigenen, und daß wir uns dies auch zutrauen können.“

Richard von Weizsäcker in seiner Laudatio auf Friedrich Schorlemmer bei der Friedenspreisverleihung 1993

Er arbeitete für eine gerechtere Welt

Neben seinem politischen Engagement war Schorlemmer auch als Mitherausgeber der Monatszeitschrift "Blätter für deutsche und internationale Politik" und als Mitglied verschiedener Organisationen wie der Deutschen UNESCO-Kommission und dem PEN-Zentrum Deutschland aktiv. Seine Arbeit zielte darauf ab, auf die Herausforderungen der Globalisierung hinzuweisen und eine gerechtere Welt zu schaffen. 2022 gab Schorlemmer seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit bekannt, da er an Demenz und Parkinson erkrankt sei.

Zu den zahlreichen Auszeichnungen des Theologen gehört der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, den er 1993 erhielt. Sein Werk und seine Taten inspirieren weiterhin Menschen weltweit, sich für eine bessere und gerechtere Welt einzusetzen. Der Börsenverein sendet herzliche Geburtstagsgrüße.