Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2024

Irina Scherbakowa hält Laudatio auf Anne Applebaum

12. August 2024
von Börsenblatt

Irina Scherbakowa, Historikerin und Menschenrechtlerin, wird bei der Verleihung des Friedenspreises 2024 die Laudatio auf Preisträgerin Anne Applebaum halten.

Porträt Irina Scherbakowa

Irina Scherbakowa 

Die russische Germanistin, Historikerin und Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa hält die Laudatio auf Anne Applebaum, die Preisträgerin des diesjährigen Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Die Preisverleihung wird am Sonntag den 20. Oktober 2024 in der Frankfurter Paulskirche stattfinden, während der Frankfurter Buchmesse. Die Verleihung wird um 10:45 live in der ARD übertragen.

Irina Scherbakowa

Irina Lasarewna Scherbakowa wurde 1949 in Moskau geboren. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine lebt sie in Berlin und Israel. 

Sie ist Vorstandsvorsitzende der in Berlin gegründeten Exilorganisation Memorial Zukunft. Sie gehört dem Kuratorium der Gedenkstätte Buchenwald an und ist Mitglied des internationalen Beirats der Berliner Stiftung Topographie des Terrors sowie der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste

Nach ihrer Promotion war sie zunächst als Übersetzerin deutschsprachiger Belletristik sowie als Redakteurin bei den Literaturzeitschriften Sowjetliteratur und Literaturnaia Gaseta tätig. In den 1980er Jahren zeichnete sie Gespräche mit Überlebenden des Gulags auf. 1989 war sie an der Gründung der Organisation Memorial beteiligt, die sich für die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Stalinismus in der ehemaligen Sowjetunion eingesetzt hat. Memorial erhielt 2022 den Friedensnobelpreis und wurde noch im selben Jahr von den russischen Behörden aufgelöst.

Ab 1996 war sie zehn Jahre lang an der Russischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften in Moskau als Dozentin tätig. Einige ihrer Forschungsschwerpunkte waren die Beschäftigung mit dem Gulag und sowjetischen Speziallagern auf deutschem Boden, Oral History, Totalitarismus und Stalinismus, Erinnerungspolitik und kulturelles Gedächtnis in Russland. Zudem nahm sie im Laufe ihrer Karriere Forschungsaufenthalte in Berlin, Wien, Salzburg und Jena wahr.

Wichtige Werke Irina Scherbakowas sind unter anderem: "Nur ein Wunder konnte uns retten. Leben und Überleben unter Stalins Terror“ (2000, nicht lieferbar), "Der Russland-Reflex. Einsichten in eine Beziehungskrise“ (2015, Edition Einwurf, gemeinsam mit Karl Schlögel) sowie "Die Hände meines Vaters. Eine russische Familiengeschichte“ (2017, Droemer, Ü.: Susanne Scholl). Ihre Filme und Bücher wie auch sie selbst wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie 2022 den Marion Dönhoff Preis.