Klaus Sigmund trat am 1. August 1974 im Alter von 30 Jahren als Assistent der Geschäftsleitung in die Fachbuchhandlung Schweitzer Sortiment in München ein, die Anfang 1971 vom Verlag C.H. Beck übernommen worden war. Klaus Sigmund war gelernter Verlagsbuchhändler und hatte nach drei Jahren als Auslieferungsleiter beim Kohlhammer Verlag in Stuttgart noch ein Studium der Betriebswirtschaftslehre absolviert. Seine Aufgabe war es, die Buchhandlung neu zu organisieren und die Arbeitsabläufe zu modernisieren und an den Standard der damaligen Zeit anzupassen. Das gelang ihm in kurzer Zeit, und so wurde er schon 1976 zum Geschäftsführenden Gesellschafter der Buchhandlung befördert und berichtete fortan direkt an die beiden Inhaber Dr. Hans-Dieter Beck und Dr. h.c. Wolfgang Beck.
Was uns in der heutigen Zeit die Künstliche Intelligenz ist, war in den Siebzigerjahren die Einführung von EDV, und Klaus Sigmund erkennt die Chancen der neuen Technologie und führt 1976 bei Schweitzer als erster Fachbuchhandlung ein eigens entwickeltes EDV-System ein – der Rechner hatte damals einen enormen Arbeitsspeicher von 128 Kilobyte!
Sigmund nutzte konsequent die neue Technologie und setzte auf die damit mögliche gezieltere Direktwerbung und vereinfachte Abrechnungsmöglichkeiten an die Kunden. Diese Affinität für den Einsatz moderner Technologie prägt Schweitzer bis heute. Aber auch auf Tagungen wie dem Juristentag ist Schweitzer immer präsent und baut seine Marktführerschaft bei den Juristen stetig weiter aus.
Der seit 1891 von Schweitzer herausgegebene Fachkatalog für Rechts- und Steuerliteratur „Schweitzer Vademecum“ wurde ebenfalls in das EDV-System überführt, diente später als Lizenzausgabe und war lange die Standardbibliographie in ihrem Fachgebiet.
Im Jahr 1978 beginnt mit der Übernahme der vom Konkurs bedrohten Universitätsbuchhandlung Dr. Witsch in Köln eine Entwicklung, die schließlich zur heutigen Unternehmensgruppe Schweitzer Fachinformationen führt. Klaus Sigmund prägte schon bei dieser Übernahme seine weitere Vorgehensweise bei Akquisen – sie war getragen von Fairness und Respekt für die Leistungen der Vorgänger, und er bemühte sich, den gewachsenen Charakter und Stil der gekauften Buchhandlungen zu bewahren. Das sprach sich in der Branche herum, und bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2006 traten immer wieder Inhaber von Fachbuchhandlungen an ihn heran. So wuchs Schweitzer über die nächsten 25 Jahre zu einem der größten Fachmedienhändler Deutschlands mit über dreißig Standorten heran. Zuletzt gelangen Klaus Sigmund noch die Übernahmen der Goethe Buchhandlung Teubig mit Sitz in Düsseldorf, Chemnitz und Dresden sowie von Scherell und Mundt in Mainz und Wiesbaden. Er trat 2006 in den wohlverdienten Ruhestand.
Klaus Sigmund war nie ein großer Redner und wirkte lieber aus dem Hintergrund. Das Vertrauen von Kollegen und Geschäftspartnern schaffte er sich durch viele Gespräche am Telefon und auf Tagungen und Treffen. Gelungene Akquisen feierte er auf seine eigene Art, indem er sich als passionierter Raucher stets eine neue Pfeife gönnte. Seine Mitarbeitenden behandelte er fair und mit Respekt und förderte immer konsequent junge Nachwuchskräfte im Unternehmen.
Klaus Sigmund verstarb am 2. Juli 2024, nur wenige Monate nach seinem 80. Geburtstag, plötzlich und unerwartet an seinem Wohnort in Vaterstetten bei München. Die Belegschaft von Schweitzer trauert um ihren langjährigen Chef und Baumeister des Unternehmens und ist in Gedanken bei seiner Frau Gisela, seiner Familie und den Angehörigen.
München, im Juli 2024
Schweitzer Fachinformationen
Philipp Neie, Jens Marquardt, Michael Kursiefen