KulturPass im Buchhandel (3): Tegeler Bücherstube

„Eltern und Lehrer:innen kennen den KulturPass oft gar nicht“

6. September 2023
Sabine Cronau

In einigen Läden läuft’s prima, in anderen eher schleppend: Christiane Schulz-Rother (Tegeler Bücherstube) macht in ihren vier Berliner Buchhandlungen sehr unterschiedliche Erfahrungen mit dem KulturPass. Ein Blick hinter die Kulissen – und ein Promo-Tipp im Schulbuchgeschäft.

Buchhändlerinnen kennen die Lesevorlieben ihrer Kundschaft sehr genau – manchmal allerdings stehen auch sie vor einem Rätsel. So geht es Christiane Schulz-Rother gerade mit dem KulturPass. Die Umsätze mit den Kulturgutscheinen für 18-Jährige sind in ihren vier Filialen enormen Schwankungen unterworfen, die sich die Buchhändlerin selbst nicht so recht erklären kann.

Mal 1.200 Euro - und mal nur 200 Euro

In der Buchhandlung Menger, ihrer Filiale in Berlin-Tempelhof, floriert das Geschäft mit dem KulturPass. Hier hat Schulz-Rother seit Mitte Juni schon 1.200 Euro mit dem Gutscheinsystem für 18-Jährige umgesetzt. In der Buchhandlung Haberland in Berlin-Frohnau dagegen, die Schulz-Rother 2016 übernommen hat, gibt es so gut wie keine KulturPass-Bestellungen. Hier sind bislang gerade mal 200 Euro zusammengekommen, vor allem für Schul- oder Ausbildungslektüre.

Porträtfoto Christiane Schulz-Rother

Christiane Schulz-Rother

In unserer Buchhandlung Menger in Berlin-Tempelhof verkaufen wir extrem viel Manga.

Christiane Schulz-Rother, Buchhändlerin in Berlin

Woran liegt´s?

Erklärungsansätze gibt es viele: Vielleicht ist der KulturPass für die eher gut situierten Familien in Berlin-Frohnau nicht so wichtig - oder die Buchhandlung Haberland wird bei der Google-Suche nicht so prominent angezeigt wie das Schwestergeschäft in Tempelhof.

Christiane Schulz-Rother vermutet allerdings, dass vor allem die Mundpropaganda unter Jugendlichen dafür sorgt, dass der KulturPass in Tempelhof deutlich häufiger eingelöst wird: „Wir verkaufen hier extrem viel Manga. Wahrscheinlich gibt es in diesem Bezirk einfach eine Fangemeinde, die untereinander vernetzt ist. Und in der Community hat es sich eben herumgesprochen, dass wir bei Menger Manga-Titel führen – oder das Gewünschte bestellen.“

Damit wir den gefühlten New-Adult-Boom auch statistisch untermauern können, haben wir in unserer Warenwirtschaft jetzt eine eigene Warengruppe dafür angelegt.

Christiane Schulz-Rother

KulturPass-Postkarten für den Abi-Jahrgang

So oder so: In allen vier Läden liegt Informationsmaterial zum KulturPass an der Kasse aus. Denn immer wieder merkt die Buchhändlerin, dass Eltern das neue Guthaben für junge Erwachsene noch gar nicht kennen. Ähnliche Erfahrungen macht sie an den Schulen. Deshalb packt Christiane Schulz-Rother bei der Auslieferung der Schulbuchbestellungen immer stapelweise Postkarten zum KulturPass ein – damit Lehrer:innen das farbenfrohe Werbematerial an den aktuellen Abiturjahrgang verteilen können.

Damit die Jugendlichen passenden Lesestoff in den Buchhandlungen finden, hat Schulz-Rother das Manga-Paket von Libri bestellt und im Frühjahr ihr New-Adult-Segment verstärkt: „In unserer Warenwirtschaft haben wir jetzt eine eigene Warengruppe dafür angelegt, damit wir den gefühlten New-Adult-Boom auch statistisch untermauern können“, so die Buchhändlerin.

Bei uns läuft gerade ein kleiner interner Wettbewerb, wer den nächsten KulturPass-Kunden an der Kasse stehen hat.

Christiane Schulz-Rother

Stornierungen sind normal

Auch bei ihr werden ab und an KulturPass-Bestellungen storniert oder nicht abgeholt – was aktuell einige Buchhändler:innen verärgert: „Aber im Schulbuchgeschäft gibt es ebenfalls viele Stornierungen und selbst das Abholfach müssen wir regelmäßig ausmisten, weil Bücher einfach stehen bleiben. Das ist normal – beim KulturPass fällt es nur mehr auf“, meint die Berliner Buchhändlerin.

Christiane Schulz-Rother, die sich im Börsenverein als Vorsitzende des Sortimenter-Ausschusses engagiert, ermutigt jedenfalls alle Kolleg:innen, beim KulturPass einzusteigen. „Der Gutschein ist einfach eine große Chance, die junge Zielgruppe zu erreichen.“ Und der Ehrgeiz ihrer vier Buchhandlungsteams sei mittlerweile geweckt: „Bei uns läuft gerade ein kleiner interner Wettbewerb, wer den nächsten KulturPass-Kunden an der Kasse stehen hat.“

Digitaler Erfahrungsaustasch am 18. September

Boxenstopp KulturPass: Unter diesem Motto laden die Landesverbände und die Regionalgeschäftsstelle NRW des Börsenvereins am 18. September zum digitalen Erfahrungsaustausch ein.

Buchhändler:innen können dabei Tipps und Tricks teilen und über Schwierigkeiten und Potenziale diskutieren (Zoom-Konferenz, 19 bis 20.30 Uhr, zur Anmeldung geht es hier).