Bestseller-Autorin Raynor Winn ("Der Salzpfad") beginnt mit ihrem dritten Streich, "Überland" (DuMont Reiseverlag; ET: 29. September; Ü: Christa Prummer-Lehmair, Heide Horn und Rita Seuß), neu auf Position 13 beim Sachbuch (PB). Die Geschichte von Raynor und Moth geht weiter: Sie brechen erneut zu einer großen Wanderung auf – durch das schottische Hochland und die schönsten und wildesten Landstriche Englands.
In "Die Akte Scholz" (Ch. Links Verlag; ET: 11. Oktober) beleuchten die beiden Journalisten Oliver Schröm und Oliver Hollenstein, Träger des Deutschen Journalistenpreises 2021 für ihren Artikel "Das Warburg-Drama" (manager magazin), die Rolle des heutigen Kanzlers in dem Steuerskandal um die Hamburger Warburg-Bank. Neu auf Platz 6 in der Paperbackliste (Sachbuch).
Noch drei Plätze vor ihnen – auf der Drei – steigt die Kulturwissenschaftlerin und Influencerin Tara-Louise Wittwer (ihr Instagram-Account: "wastarasagt") mit ihrem dritten Buch "Dramaqueen: Frauen zwischen Beurteilung und Verurteilung" (Eden Books; ET: 11. Oktober) neu ein. Sie befasst sich laut Klappentext mit der "offensichtlichen und unterschwelligen Abwertung von Weiblichkeit". Dabei würden nicht nur Männer, sondern auch Frauen untereinander frauenfeindlich handeln, so die Autorin. Die Aktivistin hinterfrage schonungslos ihre eigenen Verhaltensmuster und die der anderen, reflektiere ihre Rolle als Frau in der Gesellschaft. Und zeige Wege auf, wie wir fairer miteinander umgehen können.
Ein menschenverachtendes, wenig bekanntes Phänomen rücken Dietmar Roller und Judith Stein ins Blickfeld: "Ware Mensch" (adeo; ET: 23. September) befasst sich mit den "vielen Gesichter moderner Sklaverei". Millionen Kinder und Erwachsene würden in Fabriken, Haushalten, Bordellen und Minen festgehalten, ausgebeutet und missbraucht. Die Autoren fragen sich: Wie kann Sklaverei endlich beendet werden? Was können wir dazu beitragen? Das wichtige Buch ist neu auf Platz 14 der Sachbuchcharts (Hardcover).
Belletristik
Bei der Belletristik (Hardcover) zeigt sich auf den Plätzen 1–5 die gleiche Reihenfolge wie in der vorigen Woche: Dörte Hansen ("Zur See"; Penguin), Charlotte Link ("Einsame Nacht"; Blanvalet), Ferdinand von Schirach ("Nachmittage"; Luchterhand), Bonnie Garmus ("Eine Frage der Chemie"; Piper) und Rebecca Gablé ("Drachenbanner"; Lübbe).
Neu dabei sind hier neben Annie Ernaux (siehe oben):
- Platz 15: "Die Kunst des Verschwindens" (btb; ET: 13. Oktober) von Melanie Raabe
- Platz 22: "Die Erweiterung" (Suhrkamp; ET: 10. Oktober) von Robert Menasse. Die Fortsetzung des mit dem Deutschen Buchpreis 2017 ausgezeichneten Romans "Die Hauptstadt".
- Platz 24: "Die Haushälterin" (Goldmann; ET: 19. Oktober; Ü: Kristian Lutze) von Joy Fielding
Ich denke, die Buchhandlungen und Verlage leben auch vom Trend zum Zweitbuch und Vielfachbuch der KäuferInnen. Und Stefanie Stahl wird die Bestsellerplatzierung hoffentlich weiterhin genießen können, nach den bisherigen Erfahrungen optimistisch hochgerechnet.
Ich persönlich freu mich auch über das große politische Interessse, da die Meinungs- und Pressefreiheit mit ihren Debatten ja ein hohes Gut sind im Ringen um wichtige Entscheidungen für die weitere gesellschaftliche Entwicklung.
Und da die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die individuellen Möglichkeiten tangieren, gefällt es mir außerordentlich gut, dass die Mechanismen des Pressemachens und deren Auswirkungen auf Entstehen und Bildung von Meinungen befragt und hinterfragt werden. Worauf eigentlich auch die Presse und ihre MacherInnen freundlich und frohgelaunt zugehen sollten, denn ihre Bedeutung wird hier gerade hochgehoben und hochgehalten.
Allerdings sind die Einsichten und das Verständnis für die Prägung und die Erfahrungen mit der eigenen Psyche und der Anderer auch wichtige Bausteine für Verstehen, gegenseitiges Verständnis und miteinander Kommunizieren.
Hier sollten auch ausreichend Möglichkeiten von Glückserfahrungen für die gesamte Bevölkerung bedacht werden.
Deshalb: Trend zum Zweitbuch und Vielfachbuch ist gut und nicht schlecht. Bitte keine verengenden Konkurrenzen propagieren an diesem Ort.
Freundliche Grüße Gabriele Swiderski