Literaturnobelpreis

Israelfeindin Annie Ernaux?

11. Oktober 2022
Redaktion Börsenblatt

Der Jubel über die Auszeichnung der populären französischen Autorin Annie Ernaux mit dem Literaturnobelpreis ist groß. Im Feuilleton entspannt sich aber auch eine Debatte über die israelkritische Position der Autorin. Ein Lesetipp.

So kommentiert Stephan-Andreas Casdorff im „Tagesspiegel“:Annie Ernaux würde den Test auf Antisemitismus schwerlich bestehen“, ihm fällt es nicht schwer, „israelfeindliche“ und sogar „antisemitische“ Positionen und Aussagen der Autorin heranzuziehen. So lehne Ernaux Kulturzusammenarbeit mit Israel generell ab, sei eine Anhängerin der Boykott-Bewegung BDS und habe bereits zum Boykott des Eurovision Song Contests aufgerufen, als dieser in Tel Aviv gefeiert wurde. Auch habe die Literatur-Nobelpreisträgerin bezeichnete Israel mehrmals als „Apartheidstaat“ bezeichnet.

Gemischte Gefühle präsentiert Nils Minkmar auf sueddeutsche.de: Die Kurzformel: Hier stehen einem überragenden Werk problematische Positionen der Autorin gegenüber. Von einem „Skandal“ wie die „Bild“ ihn anzetteln wollte („Die dunkle Seite der Literatur-Nobelpreisträgerin“) kann für ihn aber keine Rede sein.

Für den „Standard“ fasst Michael Wurmitzer die Debatte und die verschiedenen Positionen nüchtern zusammen. „Dass Annie Ernaux eine engagierte Linke ist, wird niemanden überraschen, der ihre Bücher kennt“, schreibt er und hält fest, dass vor allem in Deutschland und Israel die Diskussion über das Werk und die Positionen Ernaux sich auf die israelkritischen Fragen fokussiert hätten.