Wissenschaftsverlage schließen sich zusammen

Aus Brill und De Gruyter wird De Gruyter Brill

12. Oktober 2023
Redaktion Börsenblatt

Die zwei großen und traditionsreichen Verlage in den Geisteswissenschaften, De Gruyter und Brill, haben beschlossen zusammenzugehen und den neuen Verlag De Gruyter Brill mit Hauptsitz in Berlin zu formen.

De Gruyter und Brill wollen zusammengehen und haben beschlossen, den neuen Verlag De Gruyter Brill zu gründen. De Gruyter will dazu ein öffentliches Barangebot für alle Brill-Wertpapiere zu einem Angebotspreis von EUR 27,50 pro Wertpapier abgeben. Dies entspricht einem Gesamtbetrag von ca. EUR 51,5 Millionen. 

Durch die Transaktion entsteht einer der weltweit größten akademischen Verlage im Bereich der Geisteswissenschaften. Der Zusammenschluss bietet die einmalige Gelegenheit, das organische Wachstum zu beschleunigen und die notwendige Größe zu erreichen. Mit einem kombinierten Pro-forma-Umsatz von rund 134 Millionen Euro und 750 Mitarbeitern will De Gruyter Brill gut positioniert sein, um seiner Community den bestmöglichen Service und die bestmögliche Infrastruktur zu bieten und gemeinsam weit über 3.500 Bücher und 800 Zeitschriften pro Jahr zu veröffentlichen.

Die erweiterte Größe wird den Übergang zu neuen Geschäftsmodellen wie Open Access beschleunigen und Investitionen in Technologien für durchgehende Workflows und eine moderne, marktnahe (Inhalts-)Plattform finanzieren. Das Unternehmen wird dadurch in der Lage sein, die Arbeit seiner Autor:innen sowie die Dienstleistungen für Bibliotheken und Institutionen weltweit weiter zu verbessern, den Herausforderungen des Marktes besser zu begegnen, einen effektiveren Vertrieb und ein effektiveres Marketing zu ermöglichen und die Fähigkeit zu verbessern, Talente anzuziehen und zu halten. Die strategischen Überlegungen werden durch die komplementären Verlagsprogramme beider Unternehmen und ähnliche kulturelle Werte unterstrichen. De Gruyter und Brill sind tief in der akademischen Gemeinschaft verwurzelt, haben eine lange Tradition und ein gemeinsames Engagement für die Veröffentlichung exzellenter Forschung als vertrauenswürdige Partner von Wissenschaftlern.

Der Zusammenschluss der beiden jahrhundertealten Verlage wird unter dem Namen De Gruyter Brill firmieren, um die Bedeutung des starken Erbes und des familiären Hintergrunds beider Unternehmen zu unterstreichen. Nach Abschluss der Transaktion wird der Hauptsitz von De Gruyter Brill in Berlin, Deutschland, liegen, während die Niederlassung von Brill in Leiden, Niederlande, die zweitgrößte Niederlassung des neuen Zusammenschlusses sein wird und sowohl in Bezug auf die Anzahl der Mitarbeiter als auch auf die Zuständigkeiten weiterhin eine wesentliche Rolle spielen wird. Die Gesellschafter von De Gruyter setzen sich dafür ein, dass der neue Zusammenschluss noch viele Jahrhunderte lang unabhängig bleibt.

In der Vergangenheit wuchs Brill beispielsweise durch den Zukauf des traditionsreichen geisteswissenschaftlichen Verlag Vandenhoeck & Ruprecht im Jahr 2021 und durch die Übernahme der Verlage Schöningh und Fink 2016 an. 

Das sagen die Vorstände zum Zusammenschluss

„Die heutige Ankündigung markiert einen historischen Schritt für Brill. Wir legen großen Wert auf unsere lange Tradition und pflegen unsere Unabhängigkeit als Verlagshaus“, so Peter Hendriks, Chief Executive Officer, von Brill. Gleichzeitig sei man davon überzeugt, dass eine Vergrößerung des Verlags unerlässlich sei, um Brill auch in Zukunft relevant und wettbewerbsfähig zu halten. „Durch den Zusammenschluss mit De Gruyter können einen Sprung in unserer Wachstumsstrategie machen und einen Verlag mit einem Umsatz von rund 134 Millionen Euro schaffen. „Gemeinsam werden wir von der Reichweite, der Größe und den Ressourcen unserer gemeinsamen Geschäfte profitieren."

Jasmin Lange, Chief Publishing Officer von Brill, ergänzt: "De Gruyter ist ein angesehener Akteur in unserer Branche und verbindet eine lange Tradition mit einem starken Fokus auf Innovation. Die Bündelung der Kräfte ermöglicht es uns, die beträchtlichen und kontinuierlichen Investitionen in Technologie, Betrieb, Vertrieb und Qualitätspersonal zu tätigen, die für den fortlaufenden Übergang zum digitalen Publizieren erforderlich sind.“

Auch der Aufsichtsrat habe der Transaktion einstimmig zugestimmt, nachdem man das Interesse von De Gruyter sorgfältig geprüft habe und der Überzeugung sei, so die Marktposition von Brill langfristig zu sichern.

Der Vorstandsvorsitzende von De Gruyter, Carsten Buhr, sagt zur Übernahme: "Brill ist ein hoch angesehener Verlag in den Geistes- und Sozialwissenschaften, der strategisch sehr gut zu De Gruyter passt. De Gruyter und Brill engagieren sich beide für die Veröffentlichung exzellente Forschung, und unsere Verlagsprogramme ergänzen sich perfekt. Wir glauben, dass wir durch die Zusammenlegung unserer Geschäfte die nötige Größe haben, um die notwendigen Investitionen in Technologie, Workflows und Plattformen zu finanzieren. Dies wird uns in die Lage versetzen, die Erfahrungen der Autoren und unsere Dienstleistungen für Bibliotheken sowie akademischen und professionellen Einrichtungen weltweit zu verbessern. Wir glauben, dass der Zusammenschluss die Fähigkeit hat, das Wachstum zu beschleunigen, und wir freuen uns darauf, mit Brill an einem klaren Geschäftsplan zu arbeiten, der auf einer gemeinsamen Vision und einem gemeinsamen Ziel basiert: den führenden akademischen Verlag für Geisteswissenschaften zu schaffen."

Weiter heißt es in der Pressemitteilung, dass vor dem Hintergrund der Entwicklungen auf dem akademischen Verlagsmarkt, der Digitalisierung und dem zunehmenden Open-Access-Publishing die Größe des Unternehmens ein immer bedeutenderer Faktor ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Investitionen in die Zukunft zu finanzieren. Da Brill und De Gruyter in sich überschneidenden akademischen Fachgebieten, Märkten und Regionen tätig sind, biete der Zusammenschluss starke Chancen für nachhaltiges Wachstum. Außerdem weist man auf die neue starke globale Vertriebsorganisation hin. Durch den Zusammenschluss erhofft man sich auch, Kosten zu sparen, indem man Komplexität senkt, Synergien nutzt und die digitale Transformation beschleunigt.

So stellt sich das Unternehmen auf der Führungsebene auf:

Carsten Buhr, bisher CEO von De Gruyter, Christopher Radloff, bisher CFO von De Gruyter, und Jasmin Lange, derzeit Chief Publishing Officer von Brill, bilden das dreiköpfige „Kernführungsteam“ des Zusammenschlusses. Ergänzt wird es durch vier weitere Mitglieder, die den Vorstand bilden. Dazu zählen: ein Chief Commercial Officer, Chief Operations Officer, Chief Technology Officer, Chief Human Resources Officer. Die Personalien sind noch nicht bekannt, würden aber nach dem Grundsatz "die beste Person für den Job" ernannt werden.

Man wolle die Unternehmen so bald wie möglich nach der Einigung vollständig integrieren.