Schnell-Lieferdienste werden immer beliebter
Lebensmittel, Getränke, Elektronik: Laut einer aktuellen Umfrage werden lassen immer mehr Menschen sich Waren per Kurier nach Hause liefern. Doch es gibt auch Schattenseiten.
Lebensmittel, Getränke, Elektronik: Laut einer aktuellen Umfrage werden lassen immer mehr Menschen sich Waren per Kurier nach Hause liefern. Doch es gibt auch Schattenseiten.
Schnell-Lieferdienste bringen Lebensmittel, aber auch andere Produkte des täglichen Bedarfs oft innerhalb von 10 bis 20 Minuten bis an die Haustür.
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung unter 1.123 Internetnutzerinnen und Internetnutzer in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Besonders beliebt ist der Sofort-Service demnach bei den Jüngeren: In der Altersgruppe zwischen 16 und 29 Jahren hat sogar schon ein Viertel (26 Prozent) Schnell-Lieferdienste genutzt, unter den 30- bis 49-Jährigen ein Fünftel (22 Prozent). In der Altersgruppe ab 50 Jahren sind es hingegen nur 7 Prozent. „Ob großer Wocheneinkauf oder die eine fehlende Zutat - nur ein paar Klicks und schon sind die Produkte geliefert. Bestellung und Bezahlung laufen unkompliziert und sicher über eine App ab, meist lässt sich sogar live verfolgen, wo genau die bestellten Waren gerade unterwegs sind. Diese bequeme Möglichkeit, ohne lange Wege oder Wartezeit an die benötigten Produkte zu kommen, kommt vor allem bei den Jüngeren gut an“, sagt Bianka Kokott, Referentin Digitale Transformation beim Bitkom.
Für die meisten hält der Name demnach, was er verspricht: Insgesamt 86 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer sind zufrieden mit der Geschwindigkeit der Schnell-Lieferdienste. Tatsächlich geben die meisten (59 Prozent) an, Schnell-Lieferdienste aufgrund der Zeitersparnis zu nutzen – so Bitkom. Kein Wunder: Im Super- oder Getränkemarkt werden häufig immer wieder die gleichen Produkte eingekauft – und in Großstädten mit Parkplatzmangel mühsam nach Hause geschleppt.
Etwa die Hälfte (49 Prozent) der Nutzerinnen und Nutzer schätzt die Lieferung an die Tür und nutzt den Sofort-Service, um Einkäufe nicht selbst nach Hause tragen zu müssen. 39 Prozent haben schon mal Schnell-Lieferdienste benutzt aus Neugier, es einfach mal auszuprobieren. 37 Prozent haben das Angebot genutzt, als sie aufgrund einer Erkrankung nicht selbst einkaufen gehen konnten.
Nur ein Viertel (24 Prozent) nutzt die Dienste, weil sie länger als klassische Geschäfte geöffnet haben, immerhin 18 Prozent, weil sie mehr Rabatte als im Supermarkt beziehungsweise Discounter erhalten. Doch die Zahl der Schnäppchenjäger ist überschaubar, wie sich den Zahlen entnehmen lässt: Nur für 10 Prozent stecken günstigere Preise als im Geschäft hinter der Nutzung, wenn es denn überhaupt Preisvorteile gibt.
Für den Buchhandel, den Kund:innen häufig aus anderen Gründen aufsuchen (Erlebnis, Bummeln, Inspiration, Geschenkekauf), lässt das die Schlussfolgerung zu, dass Liefergeschwindigkeit für die meisten Kunden nicht das wichtigste Kriterium ist – Schnäppchenjäger lassen sich ohnehin nicht ködern. Als Argument für einen Kurierservice im Buchhandel verbleiben somit die Argumente Neugierde, Bequemlichkeit auf Kundenseite – vor allem bei eiligen oder sperrigen Bestellungen oder Krankheit – und Neugierde.
Wichtig im Hinterkopf zu behalten ist, dass die größte Zielgruppe jung ist (U-30) und gut programmierte Apps schätzt. Und: Es gibt durchaus kritische Meinungen zum Lieferservice, etwa im Bezug auf prekäre Arbeitsbedingungen (siehe unten).
Lebensmittelhandel unmittelbar betroffen
Insgesamt sehen 43 Prozent der Internetnutzerinnen und Internetnutzer in Schnell-Lieferdiensten eine ernsthafte Konkurrenz für den herkömmlichen Lebensmittelhandel.
36 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer der Kurierapps sagen von sich selbst, aufgrund von Schnell-Lieferdiensten seltener in Geschäfte zugehen.
Gleichzeitig geben die meisten (53 Prozent), die Schnell-Lieferdienste bisher noch nicht genutzt haben, an, schlichtweg lieber in den Supermarkt beziehungsweise Discounter vor Ort zugehen. Ein Drittel (33 Prozent) hat sie nicht genutzt, da sie Schnell-Lieferdienste überflüssig finden. 32 Prozent sind die Lieferkosten zu hoch, 29 Prozent sagen Produkte sind teurer als im Geschäft. Ebenso viele (29 Prozent) haben den Sofort-Service nicht nutzen können, da ein solches Angebot in ihrer Region nicht verfügbar ist. Kokott: „Schnell-Lieferdienste gibt es bisher vor allem in größeren Städten, wo die Wege kurz und auch mit dem Fahrrad machbar sind.“
14 Prozent haben öffentliche Kritik über Arbeitsbedingungen in den Unternehmen gehört und möchten das Angebot daher nicht nutzen. Für 13 Prozent umfasst das Angebot schlichtweg nicht die Produkte, die sie brauchen. „Das Produktsortiment ist in der Regel etwas begrenzter als in großen Supermärkten, es entstehen aber auch verstärkt Angebote, die Produkte aus dem Bestand großer Handelsunternehmen in der Nähe in kurzer Zeit nach Hause liefern“, so Kokott. Auch ein großer Teil der Internetnutzerinnen und -nutzer geht davon aus, dass sich das Angebot von Schnell-Lieferdiensten künftig noch erweitern wird: 42 Prozent meinen, Schnell-Lieferdienste werden in Zukunft auch für Dienstleistungen wie Handwerker oder medizinische Versorgung genutzt.