Nachhaltigkeits-Leitfaden für Verlage

"Freiheit für Generationen“

28. April 2023
Petra Gass

Schrittweise nachhaltig werden: Bei der Leipziger Buchmesse wurde über die Konzeption und den aktuellen Stand des Leitfadens Nachhaltigkeit für Verlage informiert. 

In Halle 5 den Konferenzraum zu finden, kann nur mit Beharrlichkeit und logischem Denken gelingen, und für die Lücke dazwischen hat Markus Wilhelm, Chef des Beratungsunternehmens Publisher-Consultants, als Lösung eine persönliche „Stallwache“ vor der Tür gefunden und lotst Interessierte hinein. Im gut besuchten Drinnen geht es um den Nachhaltigkeitsleitfaden für Verlage. Eine Gruppe mit Vertreter:innen aus 12 Unternehmen unterschiedlicher Produktionsstufen der Buchbranche befasst sich seit etwa eineinhalb Jahren mit dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex und wie dieser branchenspezifisch umgesetzt werden kann.

In der Projektgruppe beteiligen sich Branchenkolleg:innen von

  • dem Papierhersteller Leipa
  • der Druckerei CPI
  • dem Softwareunternehmen Klopotek
  • dem Nachwuchsparlament des Börsenvereins und der Börsenverein (IG Nachhaltigkeit)
  • Dussmann dem Kulturkaufhaus
  • dem Beratungsunternehmen Publisher Consultants
  • der HDM
  • den Verlagen C.H. Beck, Tessloff, der Verlagsgruppe Bonnier und der Verlagsgruppe Penguin Random House

Die Projektgruppe arbeitet sich an der gesamten Wertschöpfungskette des Buches entlang, denn viele Fragen sind ohne Berücksichtigung der Schnittstellen zu den herstellenden Betrieben und dem Handel nicht zu beantworten.

Das Ziel sei, so Olaf Deconinck (Publisher Consultants), diese Komplexität im Veränderungsprozess Richtung Nachhaltigkeit zu bewältigen. Damit sich nicht jedes  Unternehmen allein damit auseinandersetzen muss, arbeite man in der Projektgruppe an Standards, die effektiv sein sollen, gut umsetzbar und rechtskonform – denn schließlich soll der Nachhaltigkeitsleitfaden anschlussfähig an eine kommende EU-Verordnung zur Nachhaltigkeit sein.

Die Branche sollte ihr ambivalentes Verhältnis zum Begriff Standard überdenken.

Olaf Deconinck

Als „Druckpunkt“, so Deconinck, habe sich schon das Wachstum herausgestellt; Als Schmerzpunkt außerdem ein „ambivalentes Verhältnis zum Begriff Standard“, so Deconinck. „Unsere Branche will individuell sein“, bestätigt Katja Meinecke-Meurer (Tessloff), allerdings müsse Individualität und Standardisierung kein Widerspruch sein. Robert Höllein (CPI) konkretisierte: Man müsse Prozess- und Produktstandards unterscheiden. Mit Standardisierung könne man einfach gut im Sinne der Nachhaltigkeit sparen.

Der Leitfaden ist noch in Arbeit und soll bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse präsentiert werden. Auf 150-200 Seiten soll es gleichzeitig einen niederschwelligen Einstieg in die Nachhaltigkeitsfragen als auch eine thematische Tiefe geben.

Mehr Informationen:

Martina Stemann, Leitung Ressort Nachhaltigkeit im Börsenverein