Der Tübinger Buchhändler Heinrich Riethmüller hofft, dass die Länder die Beschlüsse aus der Konferenz der Ministerpräsident*innen mit der Bundeskanzlerin von Sonntag differenziert umsetzen. Seine Forderung mit Blick auf den bevorstehenden harten Lockdown: Der Buchhandel müsse geöffnet bleiben bis Heiligabend. Während in kleineren Mittelstädten derzeit zwar Umsatzzuwächse bis zu 30 Prozent zu verzeichnen seien, entwickle sich das Geschäft in den Großstädten sehr schlecht. "Stuttgart ist wie leergefegt", berichtet der Osiander-Chef dem Börsenblatt.
In dieser kritischen Situation hielte er, Riethmüller, es für ein "großartiges Zeichen der politischen Wertschätzung, wenn das Buch als geistiges Lebensmittel jetzt nicht schlechter behandelt würde als andere Lebensmittel auch". Eine Wertschätzung, die aus seiner Sicht dem tatsächlichen Bedarf in der Gesellschaft entsprechen würde: "Wir werden vielerorts von unseren Kunden geradezu gestürmt. Daran sieht man, dass Bücher gebraucht und gelesen werden. Gerade in diesen Zeiten gibt es offenkundig einen wachsenden Bedarf an Literatur."
Riethmüller betont, in der Forderung nach einer Lockdown-Ausnahme für den Buchhandel sei er sich mit seinen Geschäftspartnern von Thalia-Mayersche einig. "Wir haben übervolle Lager. Wenn jetzt mitten im Weihnachtsgeschäft nicht mehr verkauft werden dürfte, wäre das für uns alle eine Katastrophe." Über Buchhandelskollegen, die trotzdem in Richtung Politik das Signal sendeten, eine Ausnahme vom Lockdown sei nicht erforderlich, könne er "nur den Kopf schütteln".
Den Einsatz des Börsenvereins für eine Weiteröffnung des Buchhandels auch im harten Shutdown begrüßt der Tübinger ausdrücklich. Sollte die Forderung nach einer Ausnahme politisch nicht umsetzbar sein, so Riethmüller weiter, möge zumindest die kontaktlose Abholung bestellter Bücher bis Weihnachten genehmigt werden.