"Zwei Meter groß, braunhaarig, lehnen mit gehobenem Arm am Türrahmen-", Lauer reagiert auf das Publikum: "Ja, Sie lachen, aber ich suche immer noch nach den Book-Girlfriends, die gibt es noch kaum. Aber Sie sehen: Social Media und die Bücher, die gelesen werden, prägen unsere Wertevorstellungen in der echten Welt", führt der Professor für Buchwissenschaften aus. In diesem Fall: was New-Adult-Leser:innen von einem Partner erwarten. Sven Stollfuß formuliert: "Nutzer:innen verknüpfen die Erzählungen mit der eigenen sozialen Realität – das macht die Emotionalität des Lesens aus."
Darin, ob sich das Medium der Publikation auf die Lesegewohnheiten auswirkt, sind sich die Expert:innen nicht ganz einig. Stollfuß argumentiert, dass Texte bereits inhaltlich mit Blick auf ihre Plattform verschieden konzipiert und verfasst werden: "Die digitalen Endgeräte tragen dazu bei, dass wir mehr und schneller lesen. Inhalte für diese Techniken sind schon auf skimming, also das flotte Überfliegen, ausgelegt."
Anke Vogel von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz geht davon aus, dass die Lesetechnik, ob skimming oder deep reading, nicht vom Medium abhängt, sondern Gewohnheitssache ist: "Ich kann mir bewusst machen, wie ich lese und auch beim digitalen Lesen Störfaktoren ausstellen."
Sie beobachte derzeit, wie Immersion und das Abtauchen in Geschichten zelebriert würden und Leser:innen sich dem Druck zum Multitasking entziehen. "Es hängt davon ab, welche Zeitinseln ich zur Verfügung habe. Lese ich auf der Couch oder in der Bahn?" Lauer ergänzt erneut historisch einordnend, dass auch Fontane zunächst episodisch in Heften veröffentlicht wurde.