Weltbild-Eigentümer planen laut Betriebsrat weitere Einschnitte

Streichungen auf ganzer Linie?

26. Januar 2015
Redaktion Börsenblatt
Die Droege-Gruppe legt den Rotstift bei Weltbild nicht aus der Hand: Nach Angaben von Gewerkschaftern plant der Investor die nächsten Stellenstreichungen – will in der Logistik 120 Vollzeitarbeitsplätze abbauen und sucht für rund 70 Filialen der Kette Weltbild plus angeblich einen Käufer.

Seit der Beteiligung der Droege-Gruppe an Weltbild sind knapp sechs Monate vergangen, zur Ruhe kommt das Unternehmen jedoch nicht. In einem internen Schreiben des Betriebsrats an die Mitarbeiter, das boersenblatt.net vorliegt, ist bereits vom nächsten „Kahlschlag“ die Rede. Stimmt das, würde der Rotstift jetzt auch die Logistik-Sparte treffen – zuletzt ging es vor allem um Sparmaßnahmen in der Zentrale (Weltbild Retail) und in den Filialen (Weltbild plus).    

Die Sparmaßnahmen laut Verdi im Überblick

  • Weltbild plus: Im Zuge der Sanierung wurde zunächst beschlossen, das Filialnetz von zuletzt 220 auf rund 150 Standorte zu verkleinern (siehe Archiv: 150 Filialen bleiben). Die Bereinigung sollte bis Februar 2015 abgeschlossen sein. An diesem Plan will die Geschäftsleitung nach Angaben von verdi-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann auch festhalten – und zugleich erweitern: Boßmann zufolge sollen angeblich 70 unrentable Filialen verkauft werden - was bedeuten würde, dass Weltbild künftig an gerade einmal noch 80 Standorten Flagge zeigt. Um welche Filialen es sich handelt, lässt Boßmann zwar offen. Naheliegend wäre für das Management jedoch, die Center-Flächen abzugeben; die Verkaufschancen dürften bei ihnen am höchsten sein. Nach Gewerkschaftsangaben arbeiten in den Filialen aktuell noch 1.000 Mitarbeiter. Eine Anfrage an das Unternehmen läuft. 
  • Weltbild Retail: In der Zentrale bleibt es bei den im November 2014 genannten Kürzungen. Wie berichtet, sollten rund 200 von 445 Mitarbeitern ihren Hut nehmen. Der Betriebsrat verweigert bislang seine Zustimmung (siehe Archiv: "Droege hat uns von vorne bis hinten belogen").
  • ALSO Logistics: Die ehemalige Logistiksparte von Weltbild, im September 2014 übernommen von der Droege-Tochter ALSO Logistics, wird derzeit modernisiert, um auch Drittkunden für das Logistikzentrum in Augsburg zu gewinnen. Stellenstreichungen sind offenbar trotzdem geplant: Von den gut  500 Stellen könnten bald nur noch 380 übrig sein, befürchtet der Betriebsrat - 120 Vollzeitstellen sollen den Gewerkschaftern zufolge wegfallen. Für den Fall, dass die Strategie, neben Weltbild noch andere Firmen als Kunden zu aktivieren, misslingt, geht der Betriebsrat schon jetzt davon aus, dass weitere 40 bis 60 Kollegen gehen müssen. Betriebsrat und Verdi wollen sich unter den aktuellen Bedingungen auch darauf nicht einlassen.        

Investor Walter Droege habe die Insolvenzverwaltung – sprich Arndt Geiwitz – und die Mitarbeiter „schändlich enttäuscht“, kritisiert Boßmann. Hinter den Plänen werde sichtbar, dass es dem Mehrheitsgesellschafter Droege mittelfristig um eine Spaltung des Betriebs in Augsburg gehe. „Damit wäre der Weg frei, für eine deutliche Verschlechterung der Tarife in der Logistik. Schon jetzt fordern die ALSO-Manager eine höhere Wochenarbeitszeit und weniger Urlaubstage.“

Eine Stellungnahme von ALSO Deutschland dazu steht noch aus.