"Philosophie ist Freiheit. Sie hält den Raum des Fragens offen, sie erschüttert verfestigte Denkmuster und Vorurteile. In ihren besten Momenten verhilft sie uns dazu, die Welt in einem neuen Licht zu sehen. Eben das gelingt Thomas Bauer in seinem Essay 'Die Vereindeutigung der Welt'", schreibt Thomas Vašek einleitend in der Jury-Begründung zur Verleihung des Tractatus 2018. "Seine These ist überraschend. Wir leben nur scheinbar in einem Zeitalter unüberblickbarer Vielfalt. Tatsächlich verlieren wir immer mehr die Bereitschaft, Pluralität und Mehrdeutigkeit zu ertragen. Unsere 'Ambiguitätstoleranz' schwindet.“ Bauers kleines Buch habe die Leichtigkeit und Eleganz, die einen großen Essay auszeichnen.
Das Buch von Thomas Bauer sorge zunächst mit einer verblüffenden Zeitdiagnose weit über Wissenschaftskreise hinaus für Furore, so die Mitteilung des Philosophicum Lech. "Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt" ist im Februar 2018 im Reclam-Verlag als Taschenbuch erschienen und liegt mittlerweile in 8. Auflage und auch als Hardcover vor. Bauers Essay entspreche dabei ganz der Intention des Tractatus, ein wertvoller Beitrag zur Standortbestimmung in philosophisch und gesellschaftlich relevanten Diskursen zu sein.
Thomas Bauer ist seit 2000 Professor für Islamwissenschaft und Arabistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. 2012 wurde er in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste aufgenommen. Im selben Jahr erhielt er den "Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis". Seine Forschungen umfassen u. a. Themen der Kulturgeschichte und der Historischen Anthropologie.
Neben Thomas Vašek finden sich in der dreiköpfigen Tractatus-Jury die Philosophin und Journalistin Barbara Bleisch sowie der Schriftsteller und ehemalige Verleger Michael Krüger. Unter Vorsitz von Konrad Paul Liessmann (nicht stimmberechtigt), dem wissenschaftlichen Leiter des Philosophicum Lech, wurde zunächst eine Shortlist erstellt − daraus dann der Gewinner gekürt.
Die feierliche Verleihung des Tractatus erfolgt am 21. September um 21:00 Uhr in der Neuen Kirche Lech − im Rahmen des 22. Philosophicum Lech (19. – 23. September in Lech am Arlberg).