Medien und Macher

Treffen im Land der Bücher

27. Januar 2016
Redaktion Börsenblatt
Die Literaturcommunity Büchertreff.de erfreut sich großer Beliebtheit, trotzdem wird sie von Verlagen noch wenig wahrgenommen, dabei gibt es bereits jetzt genügend lese- und schreibwütige Mitglieder. Die Auslagerung der Pressearbeit soll nun für mehr Sichtbarkeit sorgen. 

Vor 12 Jahren musste Mario Kreuzer sich die Buchempfehlungen noch umständlich zusammensuchen. Orte zum Rezensieren gab es kaum. Das sollte sich ändern: Die Idee zum Büchertreff war geboren. Mittlerweile steht hinter der Plattform ein vierköpfiges Team. Hauptsächlich leseverrückte Frauen zwischen 17 und 49 Jahren nutzen das kostenlose Angebot der Seite, um virtuelle Bücherregale und Wunschlisten zu verwalten, Lesestatistiken zu erfassen und sich an verschiedenen Aktionen wie Gewinnspielen, Lesenächten und Leserunden zu beteiligen. Die Plattform erreicht monatlich 270.000 Besucher und 1,3 Millionen Seitenaufrufe.

Die Finanzierung läuft über Bannerwerbung, vermittelte Buchverkäufe, aber auch Gewinnspiele und Leserunden. Kleinere Leserunden finden ohne finanzielle Unterstützung der Verlage statt. Die größeren, finanzierten Runden sind auf eine geringe Anzahl im Monat begrenzt, um eine möglichst hohe Aufmerksamkeit auf die bestehenden Runden zu lenken. Dennoch zeigen sich die Verlage in der Zusammenarbeit bisher zurückhaltend: „Aktuell nutzen noch wenige Verlage das Potential von Buechertreff.de. Das liegt vielleicht auch daran, dass Beliebtheit und Größe der Plattform unterschätzt werden. Vielen war sie bis jetzt womöglich gar nicht bekannt. Wir haben eine enorm aktive Community und sehr hohe Zugriffszahlen. Ein Vergleich von Literaturcommunitys über externe Analyse-Dienste, wie alexa.com, wird sicherlich manchen überraschen", so Kreuzer. Die Auslagerung der Pressearbeit soll nicht nur diesen Umstand ändern, sondern dem Team auch den Rücken für die Kernkompetenzen wie die Communitypflege freihalten.

Das Team ist besonders stolz auf die friedliche Atmosphäre, die unter den rund 22.600 Mitgliedern herrscht. Um die auch weiterhin zu erhalten, gibt es klare Regeln für die Mitglieder: durchgängige Kleinschreibung und SMS-Stil sind tabu. Frühzeitig wurde auf diese Regeln wert gelegt - zwischenzeitlich sogar mit einer Aufnahmebegrenzung: „Da diese Regeln in der Vergangenheit nach größeren Anmeldewellen mehrmals nicht eingehalten wurden, war eine zeitweise Beschränkung der Neuanmeldungen nötig, um das gute Klima innerhalb der Community nicht zu gefährden. Heute muss man zur Freischaltung des Schreibrechts eine Hürde meistern, die sicherstellt, dass man die Regeln gelesen hat."

Was sich zunächst nach einem für das Internet außergewöhnlichen Vorgehen anhört, wird von den Mitgliedern äußerst positiv aufgenommen. Der Betreiber sieht die Vorteile des langsamen Wachstums auch durch die Resonanz der Mitglieder und Autoren bestätigt, denn die lieben die Atmosphäre, wie auch die Nutzerin Martina König bestätigt: „Das Klima ist durchweg freundlich, jedes neue Mitglied wird mit offenen Armen empfangen und begrüßt. Neulingen wird jederzeit geholfen, wenn es Probleme beim Verständnis von Funktionen oder dem Erstellen von Rezensionen gibt, und im Smalltalk-Bereich teilen wir private Details, Freud und Leid. Natürlich gibt es auch Mitglieder, mit denen man sich nicht so gut versteht, aber man muss ihre Beiträge ja nicht lesen."