Santiesteban erzählt in den 16 Geschichten von "Wölfe in der Nacht" "über das Leben auf der 'Albtraum-Insel'" Kuba, so Litprom-Juror Ruthard Stäblein. Er fährt fort: "Der Autor darf auf Kuba nicht mehr publizieren. Er beschreibt die Kubaner als Gefangene, die sich ohnmächtig, wütend, erschöpft nach einem 'klaren, freien Wind' sehnen. Es riecht nach Pisse, aber auch nach der Gischt am Malecón."
"Die schwere Hand" von Dror Mishani (Zsolnay) auf Platz 2 sei ein Krimi mit philosphischem Drall aus Israel, fasst die Litprom in einer Mitteilung zusammen. Platz 3 belegt Durian Sukegawas (Japan) Roman "Die Insel der Freundschaft" (Dumont), eine Geschichte moderner Menschen, brüchiger Karrieren und der Suche nach sich selbst. "Das Brautkleid" von Ismat Chughtai (Lotos Werkstatt) auf dem vierten Platz hinterfragt tradierte Rollenbilder und Konflikte in Indien. In "Der Sonnenschirm des Terroristen" des Japaners Iori Fujiwara (cass) auf Platz 5 kommen Obdachlose, Studenten und Außenseiter zu Wort, denen sonst kein Gehör verschafft wird — ein Krimi "von unten". Auf Platz 6 erzählt Mia Couto in "Imani" (Unionsverlag) mit viel Tiefgang von Liebe und Kolonialkrieg in Mosambik. Und auf Platz 7 gelingt es der Chilenin Lina Meruane mit "Rot vor Augen" (Arche), das eindrückliche Portrait einer jungen Frau zu zeichnen, deren Leben sich durch eine Erblindung auf einen Schlag ändert, so Litprom.
Litprom-Jury
Juroren der Litprom-Bestenliste sind: Ilija Trojanow (Vorsitz), Katharina Borchardt, Anita Djafari, Andreas Fanizadeh, Claudia Kramatschek, Ulrich Noller, Ruthard Stäblein, Insa Wilke und Thomas Wörtche. Für die Weltempfänger nennen sie jeweils ihre Favoriten aus der aktuell übersetzten Belletristik Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und der arabischen Welt.
Litprom-Bestenliste im Frühjahr
Die komplette Liste findet sich auf www.litprom.de. Dort gibt es weitere Informationen zum Verein Litprom, der Literaturen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt deutschsprachigen Lesern näher bringen will − etwa auch mit einem Programm zur Übersetzungsförderung (siehe Archiv).
Übersetzungswunsch
Für eine Übersetzung ins Deutsche empfiehlt Juror Ruthard Stäblein "Même pas mort" (Editions Le Fennec) des Marokkaners Youssouf Amine Elalamy. Zum Inhalt des Romans schreibt Stäblein: "Nach dem Tod seines Vaters schlüpft der Erzähler in dessen Haut. Dabei verschränkt er den Nekrolog auf den Vater mit seiner eigenen Biographie, erzählt die Geschichte Marokkos von der Befreiung bis heute. In kurzen Sätzen und klaren Worten."