Goethe-Medaillen in Weimar verliehen

Drei Frauen für ihren Einsatz für Menschenrechte geehrt

28. August 2017
Redaktion Börsenblatt
Die indische Verlegerin Urvashi Butalia, die libanesische Schriftstellerin Emily Nasrallah und die russische Bürgerrechtlerin Irina Scherbakowa haben heute in Weimar die Goethe-Medaille erhalten. Geehrt wurden sie unter anderem wegen ihres Kampfes gegen Ungleichbehandlung, so Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts.

Das Goethe-Institut verleiht das offizielle Ehrenzeichen der Bundesrepublik jedes Jahr an Persönlichkeiten, die sich um den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben. Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, würdigte das große Engagement der drei Preisträgerinnen, die sich mutig und entschlossen gegen Ungleichbehandlung einsetzen: "Unsere drei diesjährigen Preisträgerinnen setzen auf das Wort und die Freiheit und nutzen dafür ihre schriftstellerische Kraft. Ihre Waffe ist die Sprache! Sie geben den stumm gemachten und vergessenen Menschen eine Stimme." Ihre schriftstellerische Arbeit enthalte die Botschaft: "Erinnert Euch, vergesst uns nicht, unterstützt uns".

Alle drei hätten ihren ganz eigenen Lebensverlauf und ihre kulturelle Prägung, kommen aus ganz unterschiedlichen Weltregionen, so Lehmann weiter  – "und doch eint sie eine gemeinsame Grundüberzeugung: der Kampf gegen Ungleichbehandlung und für Menschenrechte, gegen Gewalt und für Gleichberechtigung und freie Entfaltung, gegen Repression und für Emanzipation." Es sei der Kern der Humanität, "für den diese drei Frauen sich mutig und entschlossen einsetzen, dem sie ihr Leben widmen".

Die drei Preisträgerinnen:

  • Urvashi Butalia, geboren 1952, ist derzeit unter anderem Dozentin an der Universität Ashoka bei Neu-Delhi. 1984 gründete sie das erste feministische Verlagshaus Indiens, Kali for Women, aus dem 2003 der Verlag Zubaan hervorging.
  • Emily Nasrallah, geboren 1931, zählt zu den bekanntesten Schriftstellerinnen der arabischen Welt. Ihr Roman "Septembervögel" gilt heute als Klassiker der arabischen Literatur und ist im Libanon Schullektüre.
  • Die Historikerin Irina Scherbakowa, geboren 1949 in Moskau, ist Publizistin und Übersetzerin. Als Autorin und Herausgeberin hat sie zahlreiche Bücher zu den Themen Stalinismus und Erinnerungskultur veröffentlicht, viele davon sind in deutscher Sprache erschienen.

Die Laudationes hielten die Soziologin Christa Wichterich (auf Urvashi Butalia), die Journalistin Emily Dische-Becker (auf Emily Nasrallah) und Marianne Birthler, frühere Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (auf Irina Scherbakowa). Auszüge daraus und Kurz-Biografien der Preisträgerinnen sind in der Pressemitteilung des Goethe-Instituts nachzulesen.

Die Verleihung der Goethe-Medaillen im Residenzschloss Weimar fand in Anwesenheit des Ministers für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chefs der Thüringer Staatskanzlei, Benjamin-Immanuel Hoff, und des Oberbürgermeisters der Stadt Weimar, Stefan Wolf, statt.

Die Verleihung der Goethe-Medaille 2017 wurde in enger Partnerschaft mit der Klassik Stiftung Weimar und der Stadt Weimar veranstaltet.

Über die Goethe-Medaille

Die Goethe-Medaille wurde 1954 vom Vorstand des Goethe-Instituts gestiftet und 1975 von der Bundesrepublik Deutschland als offizielles Ehrenzeichen anerkannt. Die Goethe-Medaille wird zum Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe, am 28. August, verliehen. Seit der ersten Verleihung 1955 sind insgesamt 344 Persönlichkeiten aus 65 Ländern geehrt worden. Zu den Preisträgern gehören unter anderen Daniel Barenboim, Pierre Bourdieu, David Cornwell alias John le Carré, Sir Ernst Gombrich, Lars Gustafsson, Ágnes Heller, Petros Markaris, Sir Karl Raimund Popper, Jorge Semprún, Robert Wilson, Neil MacGregor, Helen Wolff oder Juri Andruchowytsch.