In ihrer Geschichte hat die Schwedische Akademie bereits sieben Mal den Literaturnobelpreis ausgesetzt, und zwar in den Jahren 1915, 1919, 1925, 1926, 1927, 1936 und 1949. Fünf Mal davon wurde der Preisträger im Folgejahr verkündet.
Die Mitglieder der Akademie, deren Zahl sich in den letzten Wochen durch einen Skandal entscheidend reduziert hat, haben die Entscheidung "vor dem Hintergrund des schwindenden Vertrauens der Öffentlichkeit in ihre Arbeit" getroffen, teilte die Akademie soeben in Stockholm mit. Die Juryarbeit werde fortgesetzt, aber die Akademie brauche Zeit, um ihre frühere Stärke und wieder auf eine größere Zahl aktiver Mitglieder zu kommen sowie das Vertrauen in ihre Arbeit zurückzugewinnen. Nach den Ausführungen des kommissarischen Ständigen Sekretärs der Akademie, Anders Olsson, würden nun die Auslegung der Statuten modernisiert, um auf zeitgemäße Anforderungen einzugehen.
Auslöser für die Krise war der Skandal um das Akademie-Mitglied Katarina Frostenson und ihren Mann, dem sexuelle Belästigung und das Ausplaudern von Nobelpreiskandidaten vorgeworfen wird. Die bis vergangenen Monat amtierende Ständige Sekretärin Sara Danius hatte daraufhin Untersuchungen eingeleitet und wollte einen Ausschluss von Frostenson bewirken, was ein Teil der Akademiemitglieder aber ablehnte. Darauf zogen sich Danius und mehrere andere der 18 Akademiemitglieder zurück. Mit früheren Rückzügen sind damit aktuell nur noch zehn Mitglieder aktiv (zuletzt hatte sich am 27. April Sara Stridsberg zurückgezogen). Das führte zu einer beschränkten Handlungsfähigkeit und dem Eingreifen von König Carl XVI. Gustav.