Es war am Freitagabend eine gelungene Feierstunde für das Regionalbuch in der Lounge des Frankfurter Hauses des Buches. Droste-Geschäftsführer Jürgen Kron, Sprecher der IG Regionalia im Börsenverein, sagte in seiner Begrüßung zur Intention des Preises: "Regionalverlage machen so tolle Bücher, das wollten wir herausstellen". Es gebe dabei kleine und große Verlage mit einem breit gefächerten, vielfältigen Programm. Mit einer Gemeinsamkeit: Diese Verlage "sind in der Region verwurzelt, kennen die Menschen − das sieht man den Büchern an". Bei der Organisation des Preises für Deutschlands schönstes Regionalbuch wurde man von der Stiftung Buchkunst unterstützt, deren Geschäftsführerin Katharina Hesse übernahm dann auch gewohnt souverän die Moderation der Jurorenrunde in der Lounge. Der neue Preis biete einen "schönen neuen Ausschnitt" auf das Verlagswesen, so Hesse. Insgasamt waren 110 Bücher eingereicht worden, am 14. August hatte sich die Jury auf die Shortlist geeinigt, aus der am Freitag der Siegertitel ausgewählt wurde.
Und der Gewinner ist: "Public Swimming"
In der zweiten Abstimmungsrunde der Jury setzte sich "Public Swimming" (336 S., mit Faltkarte) schließlich mit drei Stimmen durch − und wurde zu "Deutschlands schönstem Regionalbuch" 2018 gekürt. Das Buch, das Gabi Schirrmacher im eigens dafür gegründeten Verlag Schirrmacher Editions herausgebracht hat, porträtiert die schönsten 51 Freibäder, Naturbäder und Badeseen in den Regionen Aschaffenburg, Darmstadt, Frankfurt, Gießen und Wiesbaden. Die Fotos schoss Günther Dächert, gestaltet wurde das Buch von Bureau Sandra Doeller. Die Lagepläne stammen von Grit Bredemann.
"Akribische Beschreibungen"
Juror Andreas Eggenwirth (gourmetConnect), der das Buch in der Jurysitzung präsentierte, sagte, es sei kein Coffee-Table-Book, sondern komme "knuffig" daher, als Taschenbuch mit nützlichem Plastik-Schutzumschlag. So könne es bestens mit auf eine Bädertour genommen werden und auch mit nassen Händen angefasst werden. Er lobte die Fotos, die nicht geschönt seien und hob die akribischen Beschreibungen (Wassertyp, Bahnenlänge, Sprungtürme etc.) hervor − "das gibt dem Buch eine absolute Besonderheit", so Eggenwirth. Und: "Es wird mit Sicherheit auch im nächsten Jahr wieder in die Hand genommen." In der anschließenden Diskussion wurde es von den Mit-Juroren als "rundum gelungenes Buch" (so etwa Martin Schmitz-Kuhl) beurteilt.
Die anderen Titel der Shortlist waren:
- Maike Kozok: "Alt-Hildesheim in Farbe. Frühe Farbaufnahmen der Stadt von 1850 bis 1950" (Gerstenberg)
- Axel Völcker, Julia Boek: "Berlin-Wedding. Das Fotobuch" (Kerber Verlag)
- Alexander Fthenakis: "50 60 70. Architektur aus drei Jahrzehnten im Münchner Stadtbild" (Dölling und Galitz)
- Karoline Rosina, Nils D. Kraiczy: "Take Me to the Lakes." Reihe 1: The Berlin Edition. Reihe 2: Weekender Edition (The Gentle Temper − Design Book Publishing)
Jeder der fünf Juroren stellte als "Pate" in der öffentlichen Jury-Sitzung einen zugelosten Titel vor, dabei standen Herstellung, Gestaltung und Typografie im Vordergrund. Im Anschluss kamen die Kollegen zu Wort, auch Kritikpunkte wurden angesprochen (etwa "nicht so gute Aufklappqualität", "empfindlicher Einband"). Quasi ein "Regionalbuch-Quintett", gesteuert von Katharina Hesse. Für die Zuhörer ergaben sich so besondere Einblicke in jedes Buch.
Der Jury für "Deutschlands schönstes Regionalbuch" gehören an: Dr. Ludger Claßen (ehem. Klartext-Verlag, Essen), Andreas Eggenwirth (gourmetConnect), Helga Heinicke-Krabbe (Buchhandlung Libra in Oberursel, IG Regionalia), Martin Schmitz-Kuhl (Agentur Schwarzburg) und Daniela Pichotta (S. Fischer Verlag).
"Es ist wichtig, eine Beziehung zum Buchhandel aufzubauen"
Am Ende der Sitzung gab es schließlich zwei Abstimmungsrunden der Juroren, bei der letztlich Gabi Schirrmacher mit "Public Swimming" gewählt wurde. Die strahlende Gewinnern verriet beim anschließenden Ausklang mit Getränken und Häppchen, das sie über fünf Jahre mehr als 100 Bäder der Region getestet und davon 51 für ihr Buch ausgewählt hat. Ein Jahr hat sie für das Buch gearbeitet, fünf Monate war sie mit Fotograf Günther Dächert unterwegs, dabei entstanden circa 30.000 Aufnahmen. Die erste Auflage von 3.000 Stück sei bereits vergriffen. Und wie sieht es derzeit mit dem kalten Nass aus? "Momentan schwimme ich jeden Tag", so Schirrmacher, "ich mache gerade einen Kraulkurs im Frankfurter Panoramabad". Als Verlegerin will sie weiterhin dem Thema treu bleiben, es ist als Serie gedacht. Dazu hat sie schon Ideen: Etwa ein Winterbuch mit Hallenbädern, oder ein Buch über die Bäder einer anderen Region. "Es ist wichtig, eine Beziehung zum Buchhandel aufzubauen", auch daher habe sie einen eigenen Verlag für ihr Projekt gegründet.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Stiftung Buchkunst haben den Preis zum ersten Mal vergeben − nach einem Probelauf im vergangenen Jahr (siehe Archiv). Dank gilt zudem auch Anke Simon und Birgit Koch vom Börsenverein, die den Abend in der Lounge perfekt organisiert hatten.
Mit dem Preis "Deutschlands schönstes Regionalbuch" zeichnen die Interessengruppe Regionalia im Börsenverein und die Stiftung Buchkunst Bücher aus, die einen regionalen Bezug haben, in Gestaltung und Aufmachung hervorstechen und Verkäuflichkeit im Buchhandel vor Ort versprechen.
Auftakt der Regionalbuchtage
Die Auszeichnung ist der Auftakt der bundesweiten Regionalbuchtage "Heimat erlesen" vom 15. bis 30. September. Im Rahmen der Regionalbuchtage laden Buchhandlungen und Verlage in ganz Deutschland dazu ein, gemeinsam Heimat neu zu entdecken.
Unter dem Dach von JETZT EIN BUCH!, der bundesweiten Initiative der deutschen Buchbranche, und in Zusammenarbeit mit den im Börsenverein organisierten Regionalbuch-Verlagen stellen sich Buchhandlungen als Ort der Heimat vor und veranstalten Lesungen, Dinner, Filmabende, Vorträge oder auch Stadtführungen. Damit rücken sie regionale Titel und Autoren und Autorinnen in die öffentliche Aufmerksamkeit.
Weitere Infos und Veranstaltungsübersicht unter www.regionalbuchtage.de.