Die Freude über die Nominierung für den Deutschen Buchhandlungspreis spürt man bei der gelernten Buchhändlerin Bettina Haenitsch noch immer. Bereits im letzten Jahr hatte sie sich beworben, dieses Jahr hat es geklappt und sie wird für ihre Arbeit in ihrer rund 115 Quadratmeter großen Buchhandlung ausgezeichnet. Mit ihr feiern am 5. Oktober in Heidelberg 117 weitere unabhängige Sortimenter. Ausgezeichnet werden Buchhandlungen mit einem besonders innovativen Geschäftsmodell und/oder solche, die sich besonders im Bereich der Literatur- und Leseförderung engagieren.
Auch die Kunden und kleine Indieverlage freuen sich mit Bettina Haenitsch: Neben zahlreichen Glückwünschen gab es nach einem Bericht in der Regionalpresse sogar Blumen. Kleine Gesten, die Bettina Haenitsch genießt. Doch zu ihren Kunden hegt die Buchhändlerin ohnehin ein gutes Verhältnis. Sie sind der Grund, warum sie ihren Beruf liebt: "Es ist gar nicht möglich, einen Moment aus meinem Alltag im Buchhandel herauszugreifen, der besonders schön war. Es gibt so viele davon."
Dabei existiert "der buchladen" in Seligenstadt erst seit dreieinhalb Jahren, im Dezember feiert die Sortimenterin Vierjähriges. Vorher hatte Bettina Haenitsch nach ihrer Lehre bei Schöningh in Würzburg unter anderem im Ruhrgebiet Station gemacht, bevor es sie zum "Bücherwurm" nach Seligenstadt zog. 13 Jahre lang empfahl sie dort Bücher, bevor sie sich entschloss, ihren eigenen Laden in der Seligenstädter Bahnhofstraße zu eröffnen. Das eigene Geschäft bedeutet nicht nur Verantwortung und Risiko, sondern auch viele Freiheiten: "In meinem Laden kann ich meine eigenen Ideen verwirklichen, ausprobieren und mich ausleben. Das war vorher natürlich weniger möglich", so die Buchhändlerin.
Zu ihren Veranstaltungshighlights gehört der Gewinn einer Blind-Date-Lesung im Rahmen des Deutschen Buchpreises 2015. Kai Weyand war zu Gast im Seligenstädter Jakobssaal, der mit seinem Roman "Applaus für Bronikowski" auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis stand. Wer für sie liest, wussten die Gäste bis zu diesem Abend nicht. Gut besucht war die Veranstaltung jedoch trotzdem. Rund 180 Gäste fanden sich ein und lauschten erst den leisen, humorvollen und nachdenklichen Tönen, um später einem Gespräch zwischen Autor und hr-Info-Moderator Jan Tussing zu folgen.
Die Preisverleihung im Oktober wird sicherlich auch unvergesslich für die Buchhändlerin. Erst dann erfährt sie, ob sie sich über 7. 000, 15.000 oder 25.000 Euro freuen darf. Dabei wollte sie sich zunächst in diesem Jahr aus zeitlichen Gründen gar nicht bewerben, dann habe aber doch die Dankbarkeit für den Preis überwogen, schließlich sei die Existenz eines solchen Preises keine Selbstverständlichkeit.
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