Autor des "Theodor Chindler"

Marbach erwirbt Nachlass Bernard von Brentano

30. Mai 2018
Redaktion Börsenblatt
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat den Nachlass des Schriftstellers Bernard von Brentano (1901−1964) erworben. Dessen literarsiches Hauptwerk ist der 1936 im Exil verfasste Roman "Theodor Chindler".

Dies gelang mit Unterstützung der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, sowie der Kulturstiftung der Länder, wie das Deutsche Literaturarchiv Marbach mitteilt. Das Archiv Bernard von Brentanos umfasst Manuskripte zu gedruckten und ungedruckten Romanen, Erzählungen, Theaterstücken, Essays und Kritiken. Margot von Brentano hatte dem Marbacher Archiv seit 1984 bereits Teile des Nachlasses ihres Mannes als Leihgabe übergeben. Auf ihren Wunsch hin übergaben die Söhne Michael und Peter von Brentano den gesamten Nachlass an das Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Zum übernommenen Bestand gehören Brentanos Korrespondenzen mit Weggefährten aus Literatur und Wissenschaft, u.a. mit Theodor W. Adorno, Gottfried Benn, Josef Breitbach, Alfred Döblin, Hans Fallada, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, André Gide, Hermann Hesse, Theodor Heuss, Ödön von Horváth, Carl Gustav Jung, Ernst Jünger, Alfred Kantorowicz, Marie Luise Kaschnitz, Sinclair Lewis, Thomas Mann, Erwin Piscator, Joseph Roth, Carl Schmitt, Anna Seghers, Friedrich Sieburg, Upton Sinclair, Peter Suhrkamp, Gabriele Wohmann und Carl Zuckmayer. Zum Nachlass gehören außerdem Tagebücher und eine größere Sammlung von Fotografien.

Bernard von Brentano, Sohn des Hessischen Politikers Otto von Brentano, wurde 1901 in Offenbach geboren. Nach seinem Studium in Freiburg, München und Berlin machte ihn Joseph Roth 1925 zu seinem Nachfolger als Leiter des Feuilletons in der Berliner Feuilleton-Redaktion der "Frankfurter Zeitung". Dort knüpfte er enge Kontakte zu Walter Benjamin, Bertolt Brecht und anderen Autoren in der Weimarer Republik. Sein 1932 bei Rowohlt erschienenes Buch "Beginn der Barbarei in Deutschland", in dem er sich gegen den Nationalsozialismus wandte, wurde nach dessen Machtübernahme verboten.

Mit seiner Frau verließ er schon 1933 Deutschland und ging ins Exil in der Schweiz. Dort schrieb er den größten Teil seines literarischen Werks, darunter vier Romane einschließlich seines Hauptwerks, "Theodor Chindler", und eine Biografie von August Wilhelm Schlegel. 1979 produzierte der WDR nach "Theodor Chindler" einen achtteiligen Fernsehfilm unter der Regie von Hans W. Geißendörfer.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1949 lebte Brentano in Wiesbaden. Er wurde Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Er starb 1964.