Preis der Stiftung Buchkunst 2014

"Vorsicht, kann Buchsucht auslösen!"

6. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Gestern Abend wurde im vollbesetzten Foyer des Museums für Angewandte Kunst in Frankfurt der Schleier gelüftet: Der mit 10.000 Euro dotierte Preis der Stiftung Buchkunst geht in diesem Jahr an die Kinderbuch-Reihe "Forschen, Bauen, Staunen von A–Z" aus dem Verlag Beltz & Gelberg.
Als Dirk Steffens – dem Fernsehpublikum als Dokumentarfilmer und Moderator bekannt – in seiner Laudatio auf die Bekanntgabe des Preisträgers zusteuerte, hätte er sich fast noch verplappert: Am Abend vor der Preisverleihung habe er noch einen "Band" unter dem Kopfkissen seines Sohnes hervorgezogen. Ahnungsvolles Gelächter im Publikum verriet dann allen, dass mit dem Preis eine Buchreihe prämiert werden sollte.

Wenig später standen die Macherinnen von "Forschen, Bauen, Staunen" auf der Bühne, um den Applaus des Publikums und das Lob ihrer Verlegerin entgegenzunehmen. Neben den Autorinnen Anke M. Leitzgen und Gesine Grotrian, die zugleich für Illustrationen, Umschlaggestaltung und Fotografie verantwortlich zeichnen, galten die Komplimente auch dem übrigen Team: Thekla Ehling, Petra Stockhausen (Fotografien), Nancy Püschel (Herstellung), dem Lektorat und dem Druckbetrieb Beltz Bad Langensalza.

Die Jury hat die 26-bändige, alphabetisch "durchgezählte" Reihe aus dem Kreis der 25 nominierten Titel auch deshalb ausgewählt, weil hier inhaltlich, ästhetisch, typographisch, fotografisch und herstellerisch eine in sich geschlossene Konzeption zugrunde liegt, die in der Umsetzung hochkomplex, im Auftritt aber voller Leichtigkeit und mit spielerischem Witz daherkommt.

"Die Attraktivität liegt in dem Unmittelbaren der Fotografien, der Fotosequenzen, weil die Fotos das direkte Geschehen zeigen. Es sieht alles so leicht und heiter aus und täuscht über die Komplexität der redaktionellen und fotografischen Konzeption und Durchführung hinweg", heißt es in der Jurybegründung. "Eine für diese Reihe entworfene Schrift, eine Art handgeletterter Druckbuchstaben, hat eben beides: die improvisierte Anmutung des Handgeschriebenen und die prima Lesbarkeit einer Satzschrift."

Karin Schmidt-Friderichs, die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Buchkunst und Verlegerin des Verlags Hermann Schmidt in Mainz, ließ vor der Bekanntgabe des Preisträgers die 25 nominierten schönsten Bücher noch einmal Revue passieren: lauter kleine Gesamtkunstwerke, die – "Vorsicht!" – "Buchsucht auslösen können".

Allerdings eine Sucht, der man angesichts der Bedrohung durch große Online- und Digitalkonzerne viele Abhängige wünscht. Kulturdezernent Felix Semmelroth platzierte dazu in seiner Ansprache deutliche Worte: Das Buch sei nicht nur als Kulturgut, sondern auch als Ware durch Konzerne wie Amazon bedroht, die "offen gesagt nichts anderes vorhaben, als den Buchhandel global platt zu machen". Eine "Gesellschaft ohne Bücher" sei aber "nicht lebenswert", so Semmelroth. Die Gestaltung eines Buchs sei substanziell, weil sich mit ihr der Inhalt in das Gedächtnis einbrenne. "Es ist Widerstand zu leisten", forderte Semmelroth und lobte in diesem Zusammenhang die Kartellbeschwerde des Börsenvereins gegen Amazon.

Im MAK wurden neben dem Hauptpreis auch noch drei mit je 2.000 Euro dotierte Förderpreise für junge Buchgestaltung verliehen: an Tomas Mrazauskas und Vytautas V. Stanionis für "Photographs for Documents", an Mark Bohle und Hans-Jörg Seidler für "ZigZag" sowie an Charlotte Bräuer für ihr Entdeckerbuch "Auf der Suche nach Zora". 

Durch den Abend führte Stiftung Buchkunst-Geschäftsführerin Katharina Hesse, die vor der Eröffnung des Buffets allen Freunden und Förderern der Stiftung (darunter dem Börsenverein) dankte.

Ausführliche Beschreibungen der Preisträger und Nominierten finden Sie unten bei den Downloads.