Für das Buch aus dem Springer-Verlag haben insgesamt 41 Fachautoren, vor allem Psychiater und Psychologen, einen Lieblingsliebesfilm beziehungsweise dessen Protagonisten auf ihre Couch gelegt und mit psychoanalytischer Expertise interpretiert: Herausgekommen sei dabei "ein Kaleidoskop der unendlichen Möglichkeiten der Liebe", schreiben die Herausgeber Stephan Doering und Heidi Möller in ihrem Vorwort – man muss ihnen recht geben. Die Liebesdramen und -geplänkel in 31 Filmen werden unter die Therapeutenlupe genommen – gegliedert in die Kapitel Dreiecksgeschichten, mörderische Liebe, Schicksal und Scheitern, ewiges Sehnen, Drama und Happy End. Darunter so unterschiedliche Streifen wie "Die Frau des Leuchtturmwärters", "Wolke 9", "Bonnie und Clyde", "Casablanca", "Jenseits von Afrika", "Szenen einer Ehe", "Hiroshima mon amour", "In the Mood for Love" oder "Pretty Woman".
Die zwischen zehn und 24 Seiten langen Filmanalysen eröffnen dem Leser oder Cineasten ungewöhnliche Perspektiven und Blickwinkel, entwickeln neue, teils überraschende Lesarten der Liebesgeschichten. Dabei legen die Autoren die individuelle Paardynamik der Leinwandcharaktere offen. Das alles geschieht in einer auch für den Laien verständlichen Sprache. Inhaltsangaben und Abbildungen stimmen auf die Filme ein, am Ende der Beiträge wird jeweils weiterführende Literatur aufgeführt.
Sicherlich wird man das Buch nicht in einem Rutsch durchlesen, sondern es immer wieder in die Hand nehmen − etwa, wenn man einen der Filme (wieder) gesehen hat. Das unterstützt auch der Aufbau des Bandes mit einzelnen, in sich abgeschlossenen Beiträgen. In ähnlicher Manier hat das Herausgeber-Duo Doering und Möller bei Springer bereits die Bände "Frankenstein und Belle de Jour" (2008) und "Batman und andere himmlische Kreaturen" (2010) über psychische Störungen von Filmfiguren veröffentlicht.
Stephan Doering / Heidi Möller (Hrsg.): Mon Amour trifft Pretty Woman. Liebespaare im Film. Springer 2014, XXII, 455 S., 111 farb. Abb., 39,99 Euro, ISBN 978-3-642-44985-7
