Männer gehen am besten links von der Dame aber hinter dem Chef, im Auto sitzt der Ranghöchste hinter dem Beifahrer, man verschenkt keine Kuckucksuhren oder Schirme – erst recht nicht in weißem oder schwarzem Geschenkpapier. Deos gibt es seit Kurzem immerhin in größeren Supermärkten, offene Kritik zu äußern gilt als verpönt - auch wenn der Gegenüber noch so viel Blödsinn redet und schlafende Schalterbeamte sollte man nicht wecken. In China ticken die Uhren anders und nicht nur sprachlich können sich Langnasen schnell in diverse Fettnäpfchen setzen. Vor allem durch rüpelhaftes oder nassforsches Verhalten. Das gilt natürlich nicht für die derbe Trinkkultur unter Geschäftsleuten – vorausgesetzt, Sie sind ein Mann.
Auch sprachliche Hürden sind für Chinareisende zu nehmen: Es gibt vier Betonungen, die aus einem Wort leicht ein anderes machen. Ein beliebter Satz für das Spiel mit den Tonhöhen ist „māmā mà mǎ ma?", (zu deutsch: Schimpft die Mutter mit dem Pferd?). Alleine aus Höflichkeit würde sich ein Chinese nicht anmerken lassen, wenn er nicht verstanden hat, worum es geht … egal ob auf Englisch oder Ihrem geradebrechten Chinesisch.
Das alles und vieles mehr kann man im neuen Buch des Drachenhaus Verlags lernen. Das ist nicht nur für Business-Reisende interessant, für diese gibt es aber immer wieder wertvollen Tipps. Chronologisches Lesen ist wegen der Struktur (A-Z) und der Querverweise weder nötig, noch sinnvoll. Geschrieben wurde das Buch übrigens von der Verlegerin des jungen Verlags selbst und den Chinaexperten und Industrieberatern Lutz Berners, Susanne Heimburger und Miriam Fritz. Verlegerin Nora Frisch ist promovierte Sinologin. In ihrem Esslingener Verlag, den sie 2010 gegründet hat, erscheint neben der spannenden und originell gestalteten Reihe „Der rote Faden durchs Reich der Mitte“ weitere Bücher, vorwiegend zu kulturanthropologischen Themen. Sieben Bücher sind derzeit lieferbar. Sogar einen Minisprachkurs gibt es auf der Homepage.
Besonders Markenzeichen der „Roten Faden Reihe“ ist neben einem roten Lesebändchen auch die schöne Gestaltung, die den Reihentitel aufgreift (ein roter Faden, der sich um die Buchdeckel schlängelt). Nora Frischs „Notizen zum Alltag in China“ (bereits 2013 in der „Rote-Faden-Reihe“ erschienen), enthält mehr Fotos und Illustrationen und hat mehr den Charakter eines Tumlr-Blogs, enthält aber auch einige Schlagwörter aus „Schmatzen erlaubt, Herr Knigge?“ Rot gilt in China übrigens als Glücksfarbe.
