Harry Rowohlt überzieht
Suchspiel auf der Buchmesse: Wo ist in diesem Jahr bloß das Lesezelt? Hinter die Halle 3 finden die wild Entschlossenen und werden mit einem ansprechenden Programmmix belohnt.
Suchspiel auf der Buchmesse: Wo ist in diesem Jahr bloß das Lesezelt? Hinter die Halle 3 finden die wild Entschlossenen und werden mit einem ansprechenden Programmmix belohnt.
Diaspora statt Agora, befand die "FAZ" zum diesjährigen Standort des Lesezelts, das sonst auf dem Platz vor Halle 4 (der Agora) gestanden hatte. Der dort von der IAA stehengebliebene und von der Buchmesse genutzte Audi-Pavillon sorgt bei den Besuchern für Irritationen: "Ich war drin, aber da sind keine Lesezelt-Veranstaltungen", wundert sich eine Dame. "Das muss woanders sein." Viele treue Lesezelt-Besucher wollen zu den Veranstaltungen, und sind nicht im Entferntesten auf den Gedanken gekommen, es könnte einmal woanders stehen. "Das stand doch immer hier", sagt ein Lehrer zu einer Gruppe um sich, "dann gibt's das vielleicht nicht mehr." Falsche Schlussfolgerung, denn der alte niederländische Danspalais ist heuer auf dem Parkplatz hinter Halle 3 aufgebaut. "Viele Besucher kommen hier rein und freuen sich erstmal, dass sie es gefunden haben", sagt Sibylle Bartscher, die im Börsenverein das Programm des Lesezelts betreut.
An den Fachbesuchertagen waren aufgrund des weniger attraktiven Standorts mit Parkplatzatmosphäre auch deutlich weniger Besucher gekommen. Bei den großen Namen hingegen war die Hartnäckigkeit der Suchenden von Erfolg gekrönt: Eine Veranstaltung am Samstagnachmittag etwa mit Peter Wawerzinek, Harry Rowohlt und Thomas Meinecke war gut besucht; die Sicherheitskräfte schlossen kurzzeitig sogar den Eingang. Wie gewohnt faszinierte Rowohlt das Publikum, das ihm an den Lippen hing, während er mühelos die Zeit überzog. "Dem hätte ich noch ewig zuhören mögen", meinte ein Mann unter bestätigendem Nicken der Besucher in seiner Sitzreihe. Der Programmmix ist bunt und reicht vom Deutschen Buchpreisträger Eugen Ruge über Kreative bis zu einer Diskussionsrunde über die mit dem vom Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Bücher. Andreas Steinhöfels Lesung aus "Rico, Oscar und der Diebstahlstein" war im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen knackevoll; anschließend schrieb der Autor im Signierzelt länger als eine Stunde fleißig Autogramme - der Mann hat seine Fans. Als störend bei den Lesungen erwiesen sich allerdings die auf der Straße hinterm Lesezelt vorbeirumpelnden Laster. "Nächstes Jahr soll das Lesezelt wieder auf der Agora vor Halle 4.0 stehen, hat die Buchmesse versprochen", zeigt sich Sibylle Bartscher zuversichtlich.