Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreis

Carlsen gleich im Doppelpack

16. Oktober 2009
Redaktion Börsenblatt

Den Deutschen Jugendliteraturpreis  in der Sparte Bilderbuch hat soeben Shaun Tans "Geschichten aus der Vorstadt des Universums" (Carlsen) erhalten. Im Kinderbuch zeichnete die Kritikerjury Andreas Steinhöfels "Rico, Oskar und die Tieferschatten (Carlsen) aus, im Jugendbuch Kevin Brooks' "The Road of the Dead" (dtv) und im Sachbuch "Das Rätsel der Varusschlacht" (Fackelträger).

"Allen, die mir den Preis gönnen, danke ich ganz herzlich", meinte ein gut gelaunter Andreas Steinhöfel, der gestern Abend im Börsenblatt-Café als Lesekünstler  des Jahres  2009 ausgezeichnet wurde. Brooks freute sich, dass sein Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn seine Bücher weitaus besser mache als er sie eigentlich geschrieben habe. "Eigentlich wollte ich gar kein Buch über die Varusschlacht schreiben", sagte Klaus Korn, es habe auch schon so viele gegeben, dann habe aber der Verlag ihn gebeten, ein Kinderbuch zu schreiben - das habe ihn wiederum gereizt. Gefragt zu den wundervollen Illustrationen zur "Varusschlacht", meinte Illustrator Klaus Ensikat mit dem ihm eigenen Understatement: "Das ist so, wie Bücher nun mal sind: Es besteht aus sechs anderen, die vorher erschienen sind."

Die Vorsitzende der Kritikerjury, Susanne Helene Becker, bescheinigte Shaun Tan, ein wundervolles Buch ohne einen einzigen Hänger" geschaffen zu haben, lobte bei Steinhöfel, die "Dynamik, den Humor", das gebe es nicht so oft in der Jugendliteratur.

Im szenischen Spiel stellten Vertreter der Jugendjurys die von ihnen nominierten Bücher vor, am eindrucksvollsten die Darstellung von Ida Prochazkovas Roman "Die Nackten". Die Jugendjury votierte für Markus Zusaks "Die Bücherdiebin" (cbj) als Preisbuch des Deutschen Jugendliteraturpreises. Zusak selbst, so cbj-Verleger Jürgen Weidenbach, war davon ausgegangen, dass ein junger australischer Autor vielleicht nicht der richtige sei für ein sehr deutsches Thema wie den Nationalsozialismus.

Den Sonderpreis für das Gesamtwerk eines Illustrators erhielt die Hamburger Künstlerin  Jutta Bauer. Sie verberge sich nicht hinter ihren Figuren, sie brauche keine Nebengeschichten, glatte Schönheit sei nicht ihre Sache, sagte Laudator Ulrich Baselau. Bauer kritisierte Verlage, die zu oft auf verkäuflichkeit schielten: "Wenn ich einen grauen Himmel male, dann möchte ich auch, dass ein grauer Himmel gedruckt wird, und nicht diskutiert wird, ob doch ein blauer sich besser verkauft."

Der Parlamentarische Staatssekretär Hermann Kues, der die Bundesministerin für Jugend, Ursula von der Leyen vertrat, hatte zuvor betont, dass Eltern stärker die Bedeutung des Lesens erkennen müssten. Da sei Hinführung, Vermittlung wichtig, was auch eine Aufgabe des Jugendliteraturpreises sei. Kues überreichte auch die mit je 8000 Euro dotierten Preise.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte die Vorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur, Regina Pantos, an ein Leitmotiv der vor wenigen Tagen verstorbenen Verlegerin Heidi Oetinger erinnert: "Die Kinder und Jugendlichen müssen auch von den Problemen lesen, aber dabei erfahren dürfen, dass sie mit den Büchern nicht allein gelassen werden."