Im September 2007 hätten beide Verlage erfahren, dass eine unbekannte Person unaufgefordert Werbe-E-Mails an Universitätsprofessoren verschickt hatte. Darin habe diese Person den Verkauf von elektronischen Zeitschriften beworben. Unter den Empfängern dieser E-Mails seien auch Autoren von Elsevier und Thieme gewesen, von denen die Verlage die entscheidenden Hinweise zur Beweisführung erhalten hätten, heißt es in einer Pressemitteilung.
Um den illegalen Aktivitäten ein Ende zu setzen, hätten Elsevier und Thieme die Rechtsanwaltskanzlei DeVore & DeMarco LLP in New York eingeschaltet. In Zusammenarbeit mit US-amerikanischen und internationalen Ermittlern hätten DeVore & DeMarco Klage beim Bundesgericht eingereicht und den Urheberrechtsverletzer als einen in Vietnam ansässigen Unternehmer identifiziert.
Die Ermittler hätten den Verlagen zufolge herausgefunden, dass der Pirat einen ausgeklügelten Plan ausgearbeitet und weltweit, so auch in Botswana, Äthiopien, Frankreich, Deutschland, Japan, Neuseeland, Norwegen, Spanien, den Vereinigten Staaten und Vietnam, urheberrechtlich geschützte Zeitschrifteninhalte verkauft hatte. Dabei sei er mit großer krimineller Energie vorgegangen. Er habe seine Identität systematisch verborgen etwa, indem er generische E-Mail-Adressen verwendete, einen Studenten in Europa zur Zahlungsabwicklung anstellte und einen Mitarbeiter bei der vietnamesischen Post engagierte, um die Lieferung des Materials zu gewährleisten, ohne dabei selbst entdeckt zu werden.
Nach diesen Erkenntnissen habe die Anwaltskanzlei, so Thieme und Elsevier, beim vietnamesischen Ministerium für Information und Kommunikation Beschwerde eingelegt. Dieses hätte unverzüglich eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Gemeinsam mit den örtlichen Vollstreckungs- und Aufsichtsbehörden habe sie ein Verfahren eingeleitet. Innerhalb weniger Wochen nach der Beschwerde an das Ministerium hätten die vietnamesischen Behörden den Kriminellen identifziert, sein Haus durchsucht und sein Konto durchsucht.
Bei seiner Festnahme habe der Urheberrechtsverletzer seine illegalen Aktivitäten gestanden und sich zu deren Einstellung, zur Zahlung einer erheblichen Geldbuße sowie zur Rückzahlung aller durch die Verkäufe erzielten illegalen Umsätze sowie zur Zahlung der nach vietnamesischem Recht für Urheberrechtsverletzungen geltenden Geldstrafen verpflichtet.
Die Festnahme, das Geständnis und die Bestrafung des Urheberrechtsverletzers stellen nach Ansicht der Betroffenen einen wichtigen Sieg für wissenschaftliche Verlage im Kampf gegen globale Urheberrechtsverletzungen im Internet dar.