Deutsch-Französischer Jugendliteraturpreis

Die Shortlist steht

25. Mai 2020
Redaktion Börsenblatt

Sie hätte in Paris verkündet werden sollen, aber wegen Corona geschieht es nun via Internet: die Shortlist des Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreises. Aus beiden Sprachräumen wurden je sechs Titel nominiert; in diesem Jahr stand das Sachbuch im Mittelpunkt.

Der Deutsch-Französische Jugendliteraturpreis ist der einzige Preis für zeitgenössische Jugendliteratur in Deutschland und Frankreich. Er wird jährlich für ein herausragendes Werk der deutschen und französischen Kinder- und Jugendliteratur an eine/n deutsch- und einen französischsprachige/n Jugendbuchautor/in verliehen. Die beiden Preisträger (deutsch und französisch) erhalten je ein Preisgeld in Höhe von 6.000 €.
Für die Übersetzung der beiden preisgekrönten Werke (ins Französische bzw. ins Deutsche) werden je 2.000 € (für Verlag/Übersetzer) bereitgestellt.

Die Shortlist

Dagmar Geisler: "Was, wenn Eltern auseinandergehen?", Loewe, 5-7 Jahre

Begründung der Jury: In Zeiten der Quarantäne ist das Thema drängender denn je: Zwischen Eltern knackst es an schon lange erkennbaren Schwachstellen. Kinder beobachten sehr genau, sorgen sich und haben Ängste, wenn ihre Eltern beschließen, sich zu trennen. Mit diesen Gefühlen geht Dagmar Geisler sehr behutsam um und macht den betrachtenden/zuhörenden wie lesenden Kindern klar, dass sie keine Schuld haben und dass sie eine Trennung nicht verhindern können; sie betont, dass Kinder ohne Schuldgefühle beide Eltern lieb haben dürfen – und sie macht Mut, nach vorne zu schauen und stärkt das Selbstwertgefühl der Kinder. Alltägliche Szenen und symbolische Bilder verdeutlichen die vielen Fragen, vor denen Kinder stehen.

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Bärbel Oftring, Theresa Schwietzer: "Wölfe", Gerstenberg, ab 7

Begründung der Jury: Nachdem die Wölfe in Deutschland ausgerottet waren, leben dort inzwischen wieder 73 Rudel. Die versierte Sachbuchautorin Bärbel Oftring bringt das kluge Raubtier und seine Lebensweise anhand einer Wolfsfamilie in der Muskauer Heide nahe und gibt Einblick in die Wolfsforschung mittels Sendehalsband. Die Leserin erlebt den Tagesablauf eines Wolfs, erfährt über dessen Sprache, Körperhaltung und Jagdstrategien, wie Wölfe Familien gründen, die Welpen aufwachsen und wie sie wandern. Und auch: Was tun, wenn du einem Wolf begegnest? Oftrings Kombination von Erzähltext und Sachtext funktioniert gut, Theresa Schwietzers in verschiedene Richtungen hin aufklappbare Bilder veranschaulichen Einzelaspekte: Ein klar konzipiertes, illustriertes Sachbuch.

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Kristina Scharmacher-Schreiber, Stephanie Marian: "Wie viel wärmer ist ein Grad?", Beltz & Gelberg, ab 7

Begründung der Jury: Was Bilder alles leisten können, beweist dieses Buch: Zahlreiche Info-Grafiken erklären selbst komplexeste Sachverhalte wie Treibhausgase und Sonnenreflektion. Die Grafiken sind dabei keineswegs nüchtern, sondern atmosphärisch, es gibt unwahrscheinlich viel zu entdecken – aber nie zuviel: Das Wissen ist gut portioniert, sehr nachvollziehbar mit Beispielen aus dem Alltag und es baut aufeinander auf. Unterschiedlichste Themen werden auf je einer Doppelseite erläutert. Die Leserin nähert sich dem Klimawandel schrittweise, und nach und nach merkt man, wie sehr alles miteinander zusammenhängt. Ohne dass apokalyptische Schreckensszenarien ausgebreitet werden, wird klar, dass es Zeit zum Handeln ist. Mithin das informativste Buch zum Klimawandel für diese Altersgruppe.

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Bernd Flessner: "Kriminalistik – Dem Täter auf der Spur", Tessloff, ab 8

Begründung der Jury: Fast alle Kinder spielen gerne Detektiv und möchten Geheimnisse aufdecken. Es reizt, Sachverhalte zu kombinieren und mögliche Schlüsse zu ziehen. Wie das die Profis tun, wie die Arbeit von Ermittlern und Rechtsmedizinern aussieht, wie Spuren gesichert, Phantomzeichnungen gefertigt, Fälschungen und ungewöhnliche Verstecke entdeckt werden, erfährt man in dem optisch sehr kurzweilig gestalteten Band. Bernd Flessner, der seit 2011 am Zentralinstitut für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation der Universität Erlangen-Nürnberg lehrt, gibt profunde Einblicke in die Welt der Kriminalistik bis hin zu Körperscannern und Cyberverbrechen, ohne dabei mit Wissen zu überfrachten. Im Kinderbuch hat ein solcher Band bislang gefehlt.

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Wolfgang Korn: "Lauf um dein Leben", Hanser, ab 12

Begründung der Jury: Die Spurensuche nach dem „Eigentümer“ eines zerbeulten Paars grüngelbroter Sneakers bei einem Marathon ist die Folie, vor der Wolfgang Korn die Geschichte um Billiglohnarbeit und Globalisierung ausbreitet. Einem detektivischen Puzzle gleicht seine als lebendige Geschichte formulierte Recherche vom chinesischen Wenzhou bis nach Addis Abeba und offenbart die Gesetzmäßigkeiten um Rohstoffe, Produktionsmethoden, Arbeitskräfte und Ausbeutung – sowie den Traum, einen Marathon zu gewinnen. Das Plädoyer für gerechte Löhne und Preise der Rohstoffe ist durchwoben von erklärende Hintergrund- und Sachinformationskästen. Zugleich zeigt es, wie Journalismus aktuell funktioniert.

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Juliane Frisse: "Feminismus", Carlsen, ab 13

Begründung der Jury: Ein wichtiges Thema sensibel ausloten, das gelingt Juliane Frisse gut. Die "Zeit"-Onlineredakteurin stellt den Begriff Feminismus in seiner großen Vielschichtigkeit vor. Sie erklärt Begriffe, die Geschichte der Frauenbewegung, Frauenbilder, Bodyshaming und geschlechtergerechter Sprache. Sie stellt sich der Frage nach Beziehungen, Liebe, Sexualität, sexueller Orientierung, Mee too und Victim Blaming. Und sie stellt unaufgeregt Fragen, die Mädchen wie Jungs zum Nachdenken bringen und zeigen, wie sehr wir eine männliche Dominanz und bestimmte Rollenzuweisungen verinnerlicht haben. Das ebenso engagiert wie behutsam geschriebene Buch hinterfragt Mythen, geht auf den Antifeminismus ein und bietet Argumentationshilfen in der Auseinandersetzung um Feminismus.

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Morgane Soularue, Camille de Cussac: "Cheveux et autres poils", Gallimard Jeunesse

Karim Ressouni-Demigneux: "Et Léonard de Vinci réinvente la peinture", Rue du monde

Léna Mazilu, Yoann Guény, Maxime Zucca: "Écoute les oiseaux", Albin Michel jeunesse

Fleur Daugey, Stéphane Kiehl: "30 jours au Groenland", Actes Sud junior

Bernard Villiot, Éric Battut: "Les pinceaux s'en mêlent - les Bêtises", L'Élan vert

Nathalie Tordjman, Isabelle Simler, Julien Norwood: "Le livre aux arbres", Belin Jeunesse