Die fünfköpfige Jury sprach den Hauptpreis der in Berlin und Oxford lebenden vielfach preisgekrönten Schriftstellerin Ulrike Draesner (jüngst erhielt sie etwa den Preis der LiteraTour Nord 2020, siehe auf Börsenblatt Online: "Ulrike Draesner gewinnt") zu. Draesner gehöre zu den profiliertesten Autorinnen der Gegenwartsliteratur und habe ein ausdifferenziertes, vielfältiges Oeuvre vorgelegt, so die Jury. Sie schreibe kontinuierlich mit einer eigenen Stimme, die sowohl in der Lyrik als auch in ihrer Prosa überzeuge.
In der Begründung der Jury heißt es weiter: "Draesner beeindruckt in Lyrik und Prosa immer wieder durch neue Schreibverfahren. Sowohl ihre Romane als auch ihre Erzählungen, Essays und Gedichte zeugen von einer besonderen Beobachtungsgabe. Ulrike Draesner ist zudem eine Sprachartistin. Dies wird besonders deutlich in ihrer Lyrik. Ihre Romane überzeugen sowohl in der Figurenzeichnung als auch in Aufbau und Sprache. Mit erzählerischem Humor spürt Ulrike Draesner dem modernen Subjekt in seinen Beziehungen, geheimen Sehnsüchten, Abgründen und verschwiegenen Traumata nach. Mitunter steht das Kunstvolle scheinbar leicht und zufällig neben dem Banalen. Doch genau das ist Ulrike Draesners Kunst und Können: Ihr gelingt es, beides miteinander zu verbinden, klarsichtig, humorvoll, intelligent."
Weitere Infos zu Ulrike Draesner unter www.draesner.de/autorin/
Förderpreis für Franziska Ruprecht
Der GEDOK Literaturförderpreis 2020 geht an die in München lebende junge Autorin Franziska Ruprecht. In der Begründung der Jury heißt es: "Die Autorin, Bühnenpoetin und Performerin Franziska Ruprecht ist sprachlich ganz bewusst im Heute. Sie beschäftigt sich in ihren Texten vor allem mit den Themen jüngerer Frauen. Deutlich zeigt sich hier die Performancekunst, die ins Geschriebene geholt wird: der Bühnenauftritt wird direkt und unmittelbar vorstellbar."
Mit dieser vielfältigen Kunst schaffe Ruprecht eine besondere Spannung, zumal mit dem Poetry Slam eine neuere Gattung im Zentrum steht. Erfreulich sei auch die Frische, die sich unter anderem aus dem Spagat zwischen den Sprachen Deutsch und Englisch in einer bewussten Auseinander-Miteinander-Mischung ergibt. "Es sind unangepasste, experimentelle Texte, die von der Autorin mündlich und schriftlich fixiert werden. Ihre Texte entstehen aus der Beobachtung des Lebens, aus Inspiration und Emotion. Dabei verfügt die junge Autorin über eine eigene Sprache, die mal lyrisch geprägt ist, mal flapsig-alltäglich daherkommt. Aufgrund dieser sprachlich gelungenen Mischung entstehen oft ungewöhnliche Bilder", so die Jury.
Weitere Infos unter: www.franziskaruprecht.de/bio/
Die GEDOK Literaturpreise
Seit 1968 bzw. 1971 würdigt die GEDOK literarische Spitzenleistungen von Frauen im deutschen Sprachraum. Der Ida Dehmel Literaturpreis wird für das Hauptwerk einer Schriftstellerin vergeben und ist aktuell mit 10.000 Euro dotiert. Der mit 5.000 Euro dotierte GEDOK Literaturförderpreis wird einer überregional noch nicht bekannten Autorin verliehen. Beide Preise werden möglichst alle drei Jahre verliehen. Erste Trägerin des Ida Dehmel Literaturpreises war 1968 Hilde Domin. Die beiden GEDOK Literaturpreise werden seit 2007 durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Die Preisverleihung war am 19. Juni im Literaturhaus Hamburg geplant und musste aufgrund der Corona-Krise einige Monate verschoben werden. Der neue Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.
Die GEDOK
Die GEDOK ist der Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernden e. V., das älteste und europaweit größte Netzwerk für Künstlerinnen aller Disziplinen. Die GEDOK wurde 1926 von der Frauenrechtlerin und Mäzenin Ida Dehmel (1870−1942) als "Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen" in Hamburg gegründet. Der Verband zählt heute rund 2.750 Mitglieder in 23 deutschen Städten und Regionen.
Weitere Infos unter gedok.de.