Die Sonntagsfrage

Kulturzeit spenden – wie läuft Ihre Unterstützungskampagne für Kulturschaffende, Frau Cappelluti?

19. April 2020
Redaktion Börsenblatt

Auf kulturzeiterin.de kann Kulturzeit gespendet werden – für jede Stunde Lesung, Konzert oder Theater, die jetzt wegen Corona ausfällt, sind pauschal 15 Euro angesetzt. Das Geld geht an Kunst- und Kulturschaffende in Frankfurt und Offenbach, die durch die Raster der Soforthilfe fallen. Wie das Charity-Projekt funktioniert, erklärt Initiatorin und Kultureventmanagerin Daniela Cappelluti.

So kam es zu der Idee kulturzeiterin.de

Endredaktion meines Newsletters, "Danielas Ausgehtipps", Freitag, 13.März: Eine Veranstaltungsabsage nach der anderen trudelt ein. Ich ahnte: Viele der mir auch persönlichen bekannten Kunst- und Kulturschaffenden würde die Corona-Krise hart treffen. 

Tags darauf schrieb eine Leserin: "Es wäre doch toll, wenn wir eine Crowdfunding-Aktion starten könnten."
Mit insgesamt 14 Personen haben wir losgelegt, darunter drei selbst Kulturschaffende, meine Co-Autor*innen, unsere Leserin und weitere Kulturliebhaber*innen. Unsere Idee: Eine digitale Plattform für unsere lokalen Künstler*innen und Kulturschaffenden, und gemeinsam mit ihnen Spenden sammeln für existenzbedrohte Kolleginnen und Kollegen. Schnell war klar: Für die Umsetzung brauchten wir digitale Profis. Auf meine Facebook-Suche hin meldete sich spontan die Frankfurter Agentur ARTUS interactive. Unglaublich, was die Jungs pro bono gerockt haben: Die Seite kulturzeiterin.de stand in wenigen Tagen. Und: sie sind mit Herzblut dabei.

Wie das Projekt ankommt

Die Resonanz ist toll. Es melden sich Menschen, die Geld spenden möchten, und auch Künstler*innen, wie z.B. der Schauspieler Wolfram Koch oder der Künstler Mike Bouchet, Professor für Bildhauerei an der HfG, die das Projekt solidarisch unterstützen möchten. Seit 8. April sind wir online und haben - Stand gestern Abend - 3.061 Stunden Kulturzeit, also 45.915 Euro gesammelt.

Die Verteilung des Geldes

In der ersten Woche haben sich 20 Kulturschaffende beworben und in der zweiten Woche aktuell 26. Darunter sind Tänzer*innen, Choreograf*innen, Filmemacher*innen, Schauspieler*innen, Musiker*innen, bildende Künstler*innen.

Wir konnten jetzt an die ersten 18 Menschen jeweils 500 Euro überwiesen, also insgesamt 9.000 Euro.

Unser siebenköpfiger Beirat trifft sich wöchentlich zur Telefonkonferenz. Wir gehen gemeinsam die Anträge durch und prüfen Plausibilität und finanzielle Bedürftigkeit. Die Kriterien sind extra einfach gehalten: Die Bewerber*innen müssen in Frankfurt oder Offenbach wohnen oder arbeiten und sie müssen ihre Kunst im Hauptberuf ausüben.
 

Das Marketing für kulturzeiterin.de

Wir stellen Kurzvideos von solidarischen Künstler*innen auf unserer Webseite. Unabhängig davon, ob sie selbst betroffen sind oder nicht. Und wir veröffentlichen ein bis zwei davon täglich auf Facebook und Instagram. Außerdem sprechen wir gezielt Multiplikator*innen, größere Unternehmen und Stiftungen an.

So lange soll das Projekt laufen

Da die Kulturschaffenden und Künstler*innen zu der sogenannten "First in & last out"-Gruppe gehören, werden wir solange weitermachen, wie sie unsere Hilfe benötigen. Die Webseite soll aber auch nach der Corona-Krise als Vernetzungsplattform der Frankfurter und Offenbacher Kulturszene weiterbestehen.

MEHR ZUM THEMA

Sonntagsfrage mit Lena Falkenhagen: Lesen ohne Honorar – überstehen Autor*innen so Corona?

Corona-Krise: Ab wann Buchhandlungen wieder öffnen dürfen 

Corona-Krise: So machen Sie Ihren Laden startklar!

Börsenblatt-Dossier zur Corona-Krise