Unsichtbar-Verleger Andreas Köglowitz hat im Zusammenhang mit seinem Rückzug schwere Vorwürfe gegen Buchhändler erhoben. Er hat Ihnen sogar vorgeworfen, mit Ihrem Verhalten kleine Verlage zu vernichten.
Hier geht es zur Erklärung von Andreas Köglowitz im Wortlaut
Seine Aussagen werden von den Börsenblatt-Lesern viel diskutiert und kommentiert. Die ganze Bandbreite von "ein durch und durch peinliches und ärgerliches Statement von Herrn Köglowitz" bis hin zu "ein betroffen machendes Statement eines offensichtlich einst hochmotivierten und engagierten KMU-Kleinverlegers" ist alles vertreten.
Wir möchten gerne mit Ihnen über das dahinterstehende Problem ins Gespräch kommen: Wie verschaffen Sie sich Sichtbarkeit? Wodurch bekommen Sie als kleiner Verlag die größte Aufmerksamkeit?
Wir freuen uns auf Ihre Anregungen und gute Beispiele, von denen andere profitieren können. Sie können uns diese gerne als Kommentar zu diesem Artikel mitteilen oder uns einfach an diese Adresse: boersenblatt@mvb-online.de mailen. Ihre Tipps per Mail für mehr Sichtbarkeit wollen wir zusammenstellen und in der nächsten Woche hier veröffentlichen.
Aus unserer Sicht ist es eigentlich wohl eher sinnlos, an so etwas wie dem Deutschen Buchpreis, dem Verlagspreis usw. teilzunehmen. Wir gehen davon aus, dass in vielen Wettbewerben unsere Titel, da Autor und Verlag "unbekannt", meist schon im Vorfeld aussortiert und gar nicht erst beachtet werden. Bei der Pressearbeit wird uns oft ganz unverhohlen mitgeteilt: "Ja, wenn Sie von Hanser wären, dann wäre das etwas für uns." Das ist natürlich sehr schade, denn wir haben viele sehr interessante und auch starke Titel in unserem Programm, die wirklich viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätten, wir arbeiten engagiert und ausdauernd und versuchen, wirklich viel auf die Beine zu stellen. Oft fragen wir uns, was wir wohl alles schon gerissen hätten, wenn uns die Connections und das Budget der großen Verlage offenstehen würden... Besonders leid tut es uns für die Autoren. Natürlich beißt sich da die Katze auch in den Schwanz, denn wie sollen wir denn an Aufmerksamkeit für unsere Titel kommen, wenn die Bedingung für die Aufmerksamkeit schon "Aufmerksamkeit in der Vergangenheit" ist?
Beim Verlagspreis wird sich zeigen, ob das Projekt ehrlich gemeint ist und auch die kleineren unabhängigen Verlage etwas aus dem Topf abbekommen. Das wäre wünschenswert, denn natürlich schafft der Preis ansonsten unter den Verlagen ein verschärftes Gefälle. Wirklich gerecht wird der Preis aber wohl niemals sein, denn es wird immer Verlage geben, die ein sehr gutes Programm haben und den Preis dann eben nicht erhalten. Schade ist, dass man keine Kritik üben kann, ohne gleich für seine Kritik kritisiert zu werden.
Aus unserer Sicht wäre sinnvoll, wenn Buchhandlungen und die Medien mehr Mut für neue Namen und Inhalte hätten, so wie wir es manchmal gerade bei eher kleineren Buchhandlungen beobachten, die uns dann doch auch mal eine Chance geben. Warum müssen denn immer alle denselben Brei wieder und wieder aufwärmen und dieselben Bücher besprechen, die schon überall sonst wiedergekäut wurden? Warum kann man nicht mal viel öfters das Risiko eingehen, etwas zu loben, das noch kaum einer kennt? Zu wünschen wäre also der Mut, mehr über den Tellerrand hinauszuschauen, um der Autoren und ihrer beachtenswerten Bücher willen und eben nicht um des bereits vorhandenen Prestiges willen. Dass es am Ende natürlich auch ums Geldverdienen geht und auch die Buchhändler und Medienleute auf ihre Kosten kommen müssen, ist uns allen klar. Aber Geld könnte man ja auch mit frischen Gesichtern und neuen Stoffen verdienen. Das Potential ist sicher reichlich vorhanden.
Der Buchhandel hat sich mit mir als Kleinverlegerin schon Sachen erlaubt, mit denen ich hier die Seiten füllen könnte: Verbindlich bestellte Bücher werden einfach nicht bezahlt, auch nicht nach der 10. Mahnung. Verbindlich bestellte Bücher werden remittiert mit der Begründung: Kunde hat das Buch nicht abgeholt, also zahlt der Handel auch nicht. Auf den Kosten bleibe ich als Kleinverlegerin sitzen, "verschenke" manche Bücher an den Handel, der einfach Rechnungen ignoriert und mir dann noch vorwirft, ich wäre als Verlegerin ja kleinlich, wenn ich das nicht erlaube.
Im übrigen: Ich wäre dafür, die Remittierung in der Branche generell abzuschaffen. Der Handel kauft Ware ein - der Handel ist dafür verantwortlich, dass die Ware auch verkauft wird, nicht der Verlag. Diese Remittiererei ist auch in anderen Konsumgüterbranchen (Elektrogeräte, Haushaltsartikel, Klamotten usw.) nirgendwo üblich, nur der Buchhandel darf sich das bis zum Exzess erlauben ?!?!
Die KNV-Pleite spüre ich deutlich, da sich meine Titel seitdem deutlich weniger verkauft haben - klaro, sie gehören ja nicht zu den so beliebten "Schnelldrehern" und rutschen damit immer mehr unter die Wahrnehmungsschwelle. Auch das ein Problem, dass Herr Köglowitz m.E. richtig geschildert hat.
Die "Liebeserklärung" des Handels an die ach so netten "Indies" ist m.E. ein hohles "Lippenbekenntnis". Man kann und muss als Kleinverleger am besten selbst verkaufen, ohne den Handel ins Kalkül zu ziehen. Sonst wird man überwiegend enttäuscht. Ohnehin verlagert sich der Kauf mehr und mehr ins Internet. Also: eigenen Webshop aufbauen und "exklusiv" dort verkaufen.