Die Jury als auch Laudatorin Ute Krause betonten, wie Tanja Fabsits es auf originelle Weise schafft, ein ernstes Thema mit viel Humor und Leichtigkeit aus der Perspektive ihres jungen Protagonisten zu vermitteln. "Sie thematisiert, wie Kinder mit der Krankheit eines Elternteils – einer Depression oder einem Burnout – umgehen", so Jurorin Birgit Müller-Bardorff. Besonders beeindruckend sei, wie konsequent Fabsits dabei die Perspektive des Jungen Henri einnehme. Es gehe nicht um den kranken Vater, und so sei es auch nicht von Bedeutung, seine Krankheit zu benennen. "Literarisch überzeugend findet Fabsits einen Ton, der das schwere Thema mit Leichtigkeit und Komik erzählt. Dazu kommen originelle und interessante Figuren, wie Hausmeister Montesanto oder die neugierige Nachbarin Frau Pelinka. Nicht zuletzt Henris Schulalltag, in dem sich der pfiffige Junge gegen den Klassentyrann Max durchsetzen kann, macht das Buch zur ebenso unterhaltsamen wie berührenden Lektüre, die sowohl zum Schmunzeln als auch zum Nachdenken anregt." Der Roman für Kinder ab neun Jahren ist im August 2018 im Tyrolia Verlag erschienen.
Unter 212 Einsendungen, darunter 63 bereits verlegte Werke und 149 Manuskripte, hatte die Jury zunächst drei Nominierte ausgewählt. "Bei den diesjährigen Nominierungen handelt es sich um drei herausragende Texte, die sich mit dem Thema Bindung und Zusammenhalt beschäftigen: mit dem Wunsch, in der Familie, Heimat oder in der neu gewonnenen Gemeinschaft den ersehnten Frieden zu finden oder sie gar zu verlassen, um das Glück in der Ferne zu suchen", Illustrator Mehrdad Zaeri, Mitglied der fünfköpfigen Jury. Die nominierten Bücher glänzten durch die sehr plastische und empathische Darstellung ihrer Protagonistinnen und Protagonisten. Sie überraschten mit außergewöhnlichen Erzählmitteln und unerwarteten Wendungen. "Diese tiefgehenden Erzählungen regen an, sich mit seiner eigenen Geschichte auseinanderzusetzen", begründet Zaeri deren Auswahl.
Über Tanja Fabsits
Tanja Fabsits, geboren 1976, studierte Biologie. Sie ist Redakteurin für Wissenschaft und Medizin in Wien. 2016 gewann sie den DIXI-Kinderliteraturpreis, 2019 wurde ihr Buch "Der Goldfisch ist unschuldig" in die Kollektion des Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreises aufgenommen. Sie lebt mit ihrer Tochter in Klosterneuburg in der Nähe von Wien.
Zum Inhalt des Kinderbuchs "Der Goldfisch ist unschuldig"
Henri ist wütend. So wütend, dass er den Goldfisch samt Glas aus dem Fenster wirft – denn sein Papa starrt seit Monaten nur mehr diesen Fisch an, reagiert und redet nicht. Aber der Goldfisch kann nichts dafür, das erkennt Henri schnell. Und er hat Glück, denn das Glas saust direkt in die offene Mülltonne, die der Hausmeister gerade aus dem Hof holen wollte. Das rettet zwar Goldie, löst aber weiterhin nicht das Papa-Problem. Geht es nach Signore Montesanto, dem italienischen Hausmeister (oder Geheimagent), braucht es dazu einen ziemlich guten Plan. Gute Pläne sind jedoch rar und können schnell durchkreuzt werden, vor allem wenn man die Hilfe von anderen braucht – und noch viel mehr, wenn die gar nicht helfen wollen. So stolpert Henri von einem Plan in den nächsten und muss seine Gehirnwindungen mächtig anstrengen, um seinem Ziel näherzukommen, unterstützt durch so manches faszinierende Agenten-Gespräch mit Montesanto im Treppenhaus.
Über den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg
Seit 1977 vergibt die Stadt Oldenburg einen Preis für herausragende literarische und künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur. Als Förderpreis dient er dem Ansporn und der Ermutigung von Autorinnen und Autoren beziehungsweise Illustratorinnen und Illustratoren, die ein Erstlingswerk – sei es ein bereits verlegtes Buch oder ein Manuskript – in diesem Bereich vorlegen. Durch den Preis sollen innovative Ideen eine Chance erhalten und Anreize geschaffen werden, die Werke Unbekannter in die Verlagsprogramme aufzunehmen.