Die Jury-Begründung
“Kann man gleichzeitig Kribbeln im Bauch spüren und schlecht gelaunt sein? Dem elfjährigen Daniel, den alle Dani nennen, geht es jedenfalls so - wenn er an seine Klassenkameradin Karlotta denkt, das schönste Mädchen der Welt, aber auch, wenn es um Hayat geht, den schweigsamen fremden Jungen mit den dunklen Locken, der aus einer Stadt kommt, deren Namen Dani noch nie gehört hat. 'Eineinhalb Wunder und ein Spatz' greift den Tumult der Gefühle sensibel auf, in dem sich ein Junge wie Dani wiederfinden kann. Nicht mehr ganz Kind, noch nicht so groß, wie er sich das vielleicht wünscht, und auf einmal konfrontiert mit Gedanken an ein Mädchen und, was vielleicht noch viel irritierender ist, mit einer weltpolitischen Situation, die sich unversehens im Kleinen auf dem eigenen Schulhof spiegelt. Das Hörspiel greift aktuelle Migrationsfragen ebenso nachvollziehbar auf Alltagsebene auf, wie die Herausforderungen des Erwachsenwerdens, und das mit einer Geschichte, deren stille Dramatik subtil den Nerv des Publikums trifft, das sich im selben Alter wie Dani befindet und mit denselben Fragen beschäftigt sein dürfte. Angela Gerrits lässt äußerst bedachtsam Aspekte wie Fremdenfeindlichkeit und falsche Autoritäten in ihr Hörspiel einfließen, das Helge Ott und sein Ensemble mit großem Realitätssinn umsetzten. Ein Hörspiel mit klarer Haltung zum Wert der Freundschaft und zum Mut, dem eigenen Verstand zu folgen. “
Die Jury
Über die Vergabe des Preises entschieden in diesem Jahr der stellvertretende Feuilletonchef beim “Kölner Stadt-Anzeiger", Frank Olbert (Juryvorsitz), die Dramaturgin und Autorin Kerstin Behrens, die Hörspielkritikerin Eva-Maria Lenz, die Produzentin und Autorin Karin Lorenz sowie der Autor und Musiker Torsten Krug.
Die besten Produktionen aus den 22 eingereichten Hörspielen fasst die Jury in folgender „Top 5“-Liste zusammen (die Reihenfolge ist alphabetisch und stellt keine Rangliste dar):
- „Eineinhalb Wunder und ein Spatz“ von Angela Gerrits (hr/DLF Kultur), Einreichung der Autorin
- „Fußballgott“ von Thilo Reffert, Einreichung DLF Kultur
- „Genesiwego – der Hund muss ins All“ von Rusalka Reh, (DLF Kultur), Einreichung der Autorin
- „Kicheritis“ von Gwen Lowe (hr/WDR), Einreichung des hr
- „Mit Volldampf durch die Wüste“ von Max Urlacher, (WDR), Einreichung des Autors
Zur Preisträgerin
Angela Gerrits wurde in Bremen geboren, schrieb schon während des Studiums erste Hörspiele für Radio Bremen und den NDR und arbeitete unter anderem als Theaterdramaturgin, Schlussredakteurin bei Tageszeitungen und Dozentin in der Erwachsenenbildung. Sie hat zahlreiche Hörspiele und Romane für Kinder und Jugendliche veröffentlicht, leitet Schreibwerkstätten und engagiert sich in Vorleseprojekten für Eltern. Für ihr Hörspiel „Die Nanny-App“ (hr/BR) wurde sie 2017 bereits mit dem Deutschen Kinderhörspielpreis ausgezeichnet.
Gleichberechtigte Träger des Preises, der zum 14. Mal vergeben wurde, sind Film- und Medienstiftung NRW und die Landesrundfunkanstalten der ARD. Die Preisverleihung wird live im Radio auf Bayern 2, Bremen 2, hr2-kultur, SR2 und SWR2 sowie zeitversetzt auf NDR Kultur übertragen.