Die Sitzung des Börsenvereins-Vorstands fand am 25. September statt, wenige Tage nach der Märchenbuch-Aktion. Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenveins, sagt in einer Mitteilung zum Ergebnis der Beratungen:
"Deutschland braucht eine strategisch ausgerichtete Leseförderung, die auch vorhandene Institutionen und Initiativen bündelt. Die Märchenbuchaktion der Stiftung Lesen in Kooperation mit Amazon war für uns Anlass, die Arbeit der Stiftung Lesen hinsichtlich Wirkung, Vorgehen und Kooperationspartner zu analysieren. Der Vorstand stellt fest, dass die Art und Weise der Durchführung der Aktion das Verhältnis zur Stiftung Lesen belastet. So ist das Konzept unter Leseförderungsgesichtspunkten zweifelhaft, ebenso wie die nicht erfolgte flächendeckende Einbeziehung des Buchhandels von Anfang an.
Im Sinne einer wirksamen Leseförderung in Deutschland muss sich die Zusammenarbeit von Stiftung Lesen und Börsenverein verbessern. Angesichts der hohen Zahl an Kindern und Jugendlichen, die nicht oder schlecht lesen können, müssen die zentralen Institutionen der Leseförderung erfolgreich zusammenarbeiten.
Für eine weitere Mitgliedschaft im Stifterrat der Stiftung Lesen ist für den Börsenverein Voraussetzung, dass tatsächlich Kooperation im Sinne von Information und Abstimmung stattfindet. Da der aktuelle Vertrag zwischen Börsenverein und Stiftung Lesen bis zum Jahresende 2021 läuft, wird der Verband die verbleibenden zwei Jahre nutzen, um zu prüfen, ob und wie sich eine Verbesserung der Kooperation mit der Stiftung Lesen erreichen lässt.
Wir erwarten von der Stiftung Lesen insbesondere, dass sie die Buchbranche künftig frühzeitig in geplante Bücheraktionen einbezieht und die lesefördernde Kraft des stationären Sortiments nutzt. Daran mangelte es in der Vergangenheit meist. Die Stiftung Lesen hat mehrfach Bücheraktionen durchgeführt, die den stationären Buchhandel nicht mit eingebunden haben, und damit einen wesentlichen Erfolgsfaktor solcher Aktionen ausgeklammert."
Es ist teilweise unfassbar mit welcher Aggressivität Kollegen anderer Buchhandlungen gegenüber uns aufgetreten sind, nur weil wir uns an der Aktion beteiligt haben.
Auch viele inhaltliche Einlassungen sprachen sprichwörtliche Bände. So seien das ja nur Abgreifer die da gratis Bücher holen wollten. Die Menschen, die ich größtenteils nie zuvor im Laden sah, haben sich ausnahmslos auch für das restliche Sortiment interessiert, fast alle auch Bücher hinzu erworben und sagten fast unisono, dass sie von der Aktion animiert wurden einmal in meinen Laden zu schauen.
Auch ist jedes gelesene und vorgelesene Buch besser als keines zu lesen oder vorzulesen. Es gibt schon Gründe, dass sich ach so pädagogisch wertvolle Bücher oft schlecht verkaufen.
Menschen kann man vergrätzen, aus dem lokalen Buchhandel und von deutschen Autoren generell. Es hätte zu denken geben können, dass die erfolgreichen Kinderbücher der letzten 20 Jahre allesamt aus dem Ausland kamen und nicht aus den Werkstätten des pädagogischen Werts, wer auch immer das Monopol hat diesen zu bemessen.
Da ist es besonders löblich, dass Amazon nicht einfach angelsächsische Stoffe verteilt hat, sondern man sich die Arbeit machen wollte auf das deutsche Format des Kindermärchens einzugehen. Mit Hörbuch, eBook und in hochwertiger Buchform. So medienübergreifend kriegen das unsere Verlage nicht einmal für teures Geld hin.
Statt immer nur über Amazon zu schimpfen sollte man sich überlegen was Amazon besser macht. Und was die Verkaufsfixierung angeht sind viele Buchläden auch nicht die Stätte der Hochkultur, die über schnöden Kommerz und Mammon die Nase rümpfen, als die sie sich gerne sehen. Siehe "Abgreifer", nach dem Motto wer mir kein Geld auf den Tresen legt soll auch nicht in meinen Laden kommen.
Nein, ich freue mich über jeden Besucher, auch wenn kein zahlender Kunde daraus wird. Es war einfach eine gelungene Aktion. Und der aktuelle Zwist ist selbstverständlich nicht durch Amazon ausgelöst, sondern das ist lediglich ein Symptom eines längeren Problems. Ich persönlich würde heute niemand mehr zu meinem Beruf raten. Nicht weil ich es nicht gerne mache oder ich meine Kunden nicht mag oder nicht von meiner Arbeit leben kann. Sondern wegen dem fehlenden Zusammenhalt, der vielen Missgunst und Aggression und viel missionarischem Eifer, in der Branche untereinander. Das macht sehr einsam und sehr ratlos.