Sieger des Buchblog-Awards 2018 (2)

"Ich würde gerne interaktive Formate voranbringen"

24. Oktober 2018
Redaktion Börsenblatt
Am 12. Oktober hatten der Börsenverein und NetGalley Deutschland die besten Buchblogs ausgezeichnet. boersenblatt.net befragt Buchblog-Award-Siegerin Karin Lipski von Little Words über ihre Arbeit.

Sie haben beim Buchblog Award in der Kategorie "Liebe & Herz" gewonnen. Entspricht das Ihrem Selbstbild?
Die Kategorie „Liebe & Herz“ habe ich zunächst nur als Bezeichnung für das Genre der Liebesromane gesehen. Auf „little words“ gibt es auch tatsächlich immer mal wieder Rezensionen aus diesem Bereich, dennoch habe ich bisher gedacht, dass meine Besprechungen zur zeitgenössischen Literatur und zu Klassikern stärker im Vordergrund stehen und das auch in der Wahrnehmung beim Leser präsenter sei. Diese Kategorie hätte ich daher vorerst nicht als „meine“ Kategorie angesehen.
Allerdings fühle ich mich mit dem Gewinn in der Kategorie mittlerweile sehr wohl. Es hat mir gezeigt, dass die Leser nicht nur den Inhalt des Blogs nach Kategorien bewerten, sondern auch die Präsentation. Mir wurde zum Beispiel das Feedback gegeben, dass „little words“ in diese Kategorie passe, da es den Eindruck des Herzlichen mache. Dass meine Beiträge so wahrgenommen werden, weil viel Liebe dahinterstecke. Und da bin ich durchaus stolz und froh, dass mein Blog in dieser Kategorie gekürt wurde, auch Dank der Rückmeldung der Leser.

Was hätten Sie gerne gewusst, bevor Sie mit dem Bloggen angefangen haben?
Ich habe mich mit der Zeit selbst Schritt für Schritt an alles herangetastet und das hat mir tatsächlich gefallen. Vorkenntnisse hätten mich, glaube ich, eher verunsichert. Aber Moment, vielleicht doch eine Sache: Ich hätte gerne gewusst, dass es wirklich so zeitintensiv ist (angenommen hat man es ja schon teilweise). Auch wenn ich es liebe, Beiträge in meiner Freizeit zu planen und umzusetzen, stellt man sich manchmal selbst unter Zeitdruck, wenn man gewisse Posts plant, die auf ganz bestimmte Tage abzielen. Das hätte ich am Anfang nicht gedacht und hätte mich gerne verstärkt darauf einstellen können, um mir selbst ein wenig den Stress zu nehmen…

Wie groß ist Ihr "Ausstoß"?
 
Grundsätzlich sieht man auf meinem Blog immer eine unterschiedliche Anzahl an Blogbeiträgen in einem Monat. Das hängt natürlich damit zusammen, wie viel neben dem Blog passiert - sprich Arbeiten im Studium, Praktika, familiäre Feierlichkeiten oder Ähnliches. 2015, dem ersten „vollständigen“ Jahr meines Blogs habe ich im Monat um die 15 bis 19 Beiträge veröffentlicht. Das scheint mir nun beinahe utopisch. Dieses Jahr war für mich bisher am stressigsten und das merkt man auch an der Anzahl der Beiträge. Derzeit hat sich der Durchschnitt bei etwa zehn Beiträgen pro Monat eingependelt. Das würde ich in den folgenden Jahren gerne wieder etwas steigern.

Wie gehen Sie mit Selbstzweifeln um?
Ich stelle mir andauernd Fragen, die sich darauf beziehen, ob meine Beiträge wirklich gut genug sind. Ist der Inhalt wirklich interessant genug? Gefallen mir die Bilder dazu? Wirkt der Beitrag zu ‚einfach‘? Fehlt es ihm an Tiefe, an besserer oder gebildeterer Ausdrucksweise?
Davon kann man sich nie schützen, denn der Mensch ist ja beinahe wie dafür gemacht, um sich in Selbstzweifel zu stürzen und alles zu hinterfragen, was er macht. Auch dieser Beitrag ist natürlich wieder ein Paradebeispiel dafür. Man fragt sich, ob die Antworten einen selbst wirklich so widerspiegeln, wie man sich sieht. Sind sie eines Buchblog-Award-Gewinners würdig?
Dennoch, nach solchen Fragen gestehe ich mir immer ein, dass ich nie `die perfekten Beiträge‘ schreiben werde. Nach dem Gewinn des Awards bin ich sogar noch kritischer geworden. Alte Beiträge erscheinen mir wieder viel zu simpel, viel zu unausgereift. Aber gerade das beruhigt mich dann paradoxerweise wieder, denn man sieht eine (hoffentlich vorhandene) Entwicklung.  Es ist schön, wenn man selbst wahrnimmt, dass man daran arbeitet, besser zu werden. Zusätzlich beruhige ich mich damit, dass mir auch einige Beiträge von großen Zeitungen oder anderen Blogs nicht immer gefallen. Und das ist auch gut so. Nicht nur die Literatur spricht verschiedene Lesergruppen an, auch die Blogs.
Die Selbstzweifel kann und will ich daher gar nicht verhindern, denn sie helfen mir dabei, meine Beiträge angemessen zu hinterfragen und sie dann gegebenenfalls so zu verbessern, dass ich damit, zumindest zu diesem Zeitpunkt, zufrieden bin.

Was ist Ihr Ziel?
Menschen weiterhin mit der Begeisterung für Literatur und Bücher anstecken zu können. Ich finde es so schön zu hören, wenn sich jemand Bücher kauft, weil man sie empfohlen hat oder wenn man hört, dass jemand grundsätzlich angefangen hat wieder mehr zu lesen, weil man durch den Blog den Anstoß dazu gegeben hat.
Ein genaues Ziel in Hinblick auf Erfolge habe ich aber dahingehend nicht. Ich bin schon wahnsinnig glücklich mit der Auszeichnung des Buchblog-Awards, denn im Bereich der Literaturblogs ist es einfach weiterhin unfassbar schwer, finanziell erfolgreich zu sein, geschweige denn davon leben zu können (anders als im Lifestyle-Bereich).

Welches Format würden Sie gerne mal austesten, kamen aber noch nicht dazu?
Man hat natürlich ständig neue Ideen und behält sie auch im Hinterkopf. Meist fehlt tatsächlich die Zeit dazu, alles baldmöglichst und gleichzeitig qualitativ umzusetzen. Dennoch ist es bei mir meist so, dass ich die Formate, die ich mir vorgenommen habe, auch alle umgesetzt habe. Bei einigen davon blieb die Lust daran allerdings auf der Strecke, sodass sie pausieren oder ersetzt wurden.
Ich würde in Zukunft gerne Formate voranbringen, die etwas „interaktiver“ sind. Vielleicht Gespräche mit Besitzern kleinerer Buchhandlungen führen und das Augenmerk auch etwas auf die Menschen richten, die Bücher auf andere Weise empfehlen. Da müsste man aber deutlich mehr Zeit investieren, um die Gespräche vorzubereiten, die Termine zu vereinbaren, und auch die Möglichkeit haben, die Termine alle wahrzunehmen. Das ist bei mir derzeit leider nicht wirklich machbar.

Welches Format kommt bei Ihren Followern am besten an?
Das ist sehr unterschiedlich. Veröffentliche ich neue Beiträge, werden unter den bestehenden Lesern und Followern diejenigen öfter angeklickt, die sich von den üblichen Rezensionen abheben. Zum Beispiel Beiträge über Bücher, die zu einem bestimmten Thema passen oder Beiträge über eine Veranstaltung. Allgemein hingegen erzielen die klassischen Rezensionen immer einen konstanten Aufruf, da Leute unabhängig davon, ob sie meinem Blog folgen oder nicht, gezielt die Suchmaschine nach einem bestimmten Buch durchforsten.
Generell bin ich daher über jeden Aufruf glücklich, egal ob bei den klassischen Rezensionen oder ausgefalleneren Beiträgen. Das zeigt mir auch, dass quasi für jeden etwas dabei ist.