Die Jury − Michael Braun, Irene Ferchl, Hans Thill, Wolfgang Tischer und Henning Ziebritzki − urteilte über den Preisträger: "'Mitbringsel' möchte man Walle Sayers Prosagedichte nennen: unscheinbare Dinge, unspektakuläre Ereignisse und gemeinhin Übersehenes bringt er uns vor Augen, zeichnet alltägliche Details mit knappen, präzisen Strichen. Wenige Zeilen genügen dem Meister der kleinen Form für seine lyrischen Feinarbeiten, die etwa ein Kerngehäuse sezieren und in eine Streichholzschachtel passen. Bei Walle Sayer lässt sich 'das Hermetische mit dem Sakristeischlüssel öffnen' und 'dem Schneefall zuhören'. Seine verdichtete Sprache mit sorgsam gewähltem, gleichwohl vertrautem Vokabular und lakonischen Sätzen, geben seinen Texten einen unverkennbar eigenen Klang, macht sie zu besonderen 'Andenken' nicht nur in der aktuellen baden-württembergischen Literaturszene."
Walle Sayer wurde 1960 in Bierlingen geboren. Er lebt in Horb am Neckar.
Und Förderpreisträgerin Anne Nimmesgern zeige in ihren sinnes- und gedankengesättigten Gedichten, "wie sich Stimmen in der 'trümmerlandschaft der identität' orientieren und aus Sprachgestrüpp Orte schaffen, in denen sie 'entweder fremd sind (...) oder gar heimisch'. Ihre subtile Anziehungskraft beziehen diese Gedichte aus der Spannung zwischen dem zeitgenössischen 'umgraben vom material' und dem Wissen, daß in diesem Vorgang 'die alten gottheiten ihre kämpfe' austragen", so die Jury.
Die öffentliche Preisverleihung findet am Dienstag, den 16. Oktober ab 19 Uhr in der Stadtbücherei Gerlingen statt, so die Presseinformation der Petra Schmidt-Hieber Literaturstiftung.
Zum Preis
Der Gerlinger Lyrikpreis wird alle zwei Jahre in Form eines Wettbewerbs vergeben. Einreichen dürfen Autoren, die nachweislich ihren Wohnsitz in Baden-Württemberg haben und Veröffentlichungen in Buchform (kein Selbstverlag), in Literaturzeitschriften, Anthologien oder auf anerkannten literarischen Webseiten belegen können.