Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Feiergemeinde!
Alles ist eine Frage der Erwartung. Wenn wir zur Dönerbude hinterm Hauptbahnhof gehen, rechnen wir nicht mit einem ausgebufften Sternemenü, wie es uns Vincent Klink servieren würde. Wenn uns der Sinn danach stünde, die Stuttgarter Kickers im Regionalliga-Heimspiel gegen Eintracht Stadtallendorf anzufeuern, wären wir überrascht, wenn wir perfektes Pressing und schwindelerregende Ballstafetten zu sehen bekämen. Und wenn wir partout ins Helene-Fischer-Konzert gehen, dann singt und turnt da eben Helene Fischer.
So, meine Zuhörerinnen und Zuhörer, ist es auch am heutigen frühen Abend. Sie haben die freundliche Einladung des Reclam Verlages erhalten, wissen, worum es geht – das 150-jährige Jubiläum von Reclams Universal-Bibliothek –, haben die einzelnen Programmpunkte mit Wohlwollen oder leisem Schrecken zur Kenntnis genommen und insgeheim hochgerechnet, wann der kulinarische Teil der Veranstaltung wohl beginnen dürfte. Das alles hat mit unseren Erwartungen zu tun, die in der Regel nicht enttäuscht werden wollen.
Wäre es nicht nach mir gegangen, liefe der Programmteil, der soeben begonnen hat, unter der Überschrift „Festrede“ bzw. „Laudatio“. So nämlich lautete die Anfrage des Reclam Verlags, die vor einigen Monaten bei mir einging. Freudig erregt nahm ich die Einladung an, zumal ich mich dem Hause Reclam verbunden fühlte und fühle, vor gut zwanzig Jahren für die damals noch existierende Leipziger Dependance das Programm gestalten durfte.
Dann dachte ich – wie das so ist – eine Weile gar nicht mehr an den heutigen Abend, bis mich von Reclams Pressechefin Claudia Feldtenzer eine E-Mail folgenden Inhalts erreichte: „Hast du dir bereits einen Titel für deine Laudatio überlegt? Oder kommt diese ohne Titel aus? Falls du hier eine schöne Idee hast, mit der ich dich wirkmächtig ankündigen kann, nehme ich das gerne auf, ansonsten belasse ich es bei ‚Laudatio‘, was ja aber vielleicht ein bisschen trocken wirkt ...“ Sofort antwortete ich ihr und beließ es, Gott bewahre, natürlich nicht beim trockenen „Laudatio“. Stattdessen versuchte ich raffiniert Claudia Feldtenzer und die Reclam-Verantwortlichen in die Falle zu locken und mich von den Pflichten eines Festredners und Laudators zu befreien. So schlug ich eine – Sie haben es gesehen – „Kleine, recht persönliche Lobrede auf den Reclam Verlag“ vor, was dankenswerterweise umstandslos akzeptiert wurde.
Seien Sie also erleichtert, meine Damen und Herren, und stellen Sie sich vor, Sie hätten im Folgenden eine „Festrede“ ertragen müssen. Festrede, das hat Bedrohliches an sich, das klingt nach salbungsvoller Ansprache mit Platon-, Kant- oder wenigstens Richard-David-Precht- und Carolin-Emcke-Zitaten, und das riecht nach einer Beklommenheit, vor der sich die, die eine Festrede über sich ergehen lassen müssen, zu Recht fürchten. Andererseits bietet eine langweilige Festrede, obwohl sie heute wenigstens keine Sonntagsrede wäre, für den duldsamen Zuhörer eine gute Gelegenheit, über alles Mögliche nachzudenken. Denn wer Erfahrung hat mit Gemeinderatssitzungen, Elternabenden oder Business-Meetings, der hat im Lauf der Jahre gelernt, sich ein Gesicht zuzulegen, das größte Aufmerksamkeit vortäuscht, während im Kopf des scheinbar Aufmerksamen alles Mögliche zu kreisen beginnt, ohne dass der Festredner Verdacht schöpfen würde. Ansprachen dieser Art erlauben es mühelos, über die Anschaffung eines Thermomix zu sinnieren, das nächste Rendezvous mit der Geliebten zu koordinieren, die Wahlchancen der Grünen abzuwägen, falls Winfried Kretschmann sich je in den Ruhestand zurückziehen sollte, Reime für Opas 80. Geburtstag zu schmieden, Ausreden für die Absage des Schwiegerelternbesuchs zu formulieren, den Menüplan der Weihnachtsfeiertage zu entwerfen oder sich zu fragen, was es nachher für Häppchen geben wird. Das alles hätten Sie tun können, wenn ich denn eine Festrede oder Laudatio hätte halten müssen.
Wäre ich zum Laudieren angetreten, hätte ich Ihnen erzählt – das kommt bei solchen Anlässen häufig vor –, was die meisten von Ihnen ohnehin schon wissen und woran in den letzten Wochen und Monaten vielerorts in der Presse oder im Rundfunk erinnert wurde. Zum Beispiel, dass die Universal-Bibliothek ihr Entstehen einer juristischen Neuregelung verdankt, als am 9. November 1867 die Werke aller deutschen Schriftsteller, deren Tod mindestens dreißig Jahre zurücklag, gemeinfrei wurden und damit das Klassikermonopol des Cotta-Verlags erlosch. Ich hätte davon berichtet, dass der UB-Begründer Anton Philipp Reclam gleich zum Auftakt 35 Bändchen zu je 20 Groschen vorlegte, darunter natürlich Goethes „Faust“, aber auch heute kaum noch präsente Texte wie Kotzebues „Rehbock“ oder Müllners „Der Kaliber“. Und davon, dass bis 1912 bereits weit über 5.000 UB-Nummern vorlagen, darunter neben deutschsprachigen Texten ein großes Maß an russischer und skandinavischer Literatur, deren Verbreitung ohne die UB längst nicht so schnell vorangekommen wäre. Mit Autoren wie Henrik Ibsen und Jens Peter Jacobsen gelang es damals, neuere literarische Strömungen an die UB zu binden und durch die UB zu befördern.
Hätte ich wie ein fundierter Buchwissenschaftler Ihnen heute alle Etappen der Reclam-Entwicklung faktensicher vorstellen müssen, dann wäre von Mischkalkulationen der streng rechnenden und nie – ich weiß es aus leidvoller Erfahrung – mit hochattraktiven Honoraren hantierenden Reclam-Verlegern die Rede gewesen, von den ideologischen Beeinträchtigungen im Nationalsozialismus, von den Schwierigkeiten, die UB nach dem Zweiten Weltkrieg am Leben zu erhalten und natürlich vom langjährigen Nebeneinander zweier Universal-Bibliotheken in Stuttgart und Leipzig, wo man sich daranmachte, eine sozialistische Taschenbuchreihe für den „werktätigen Leser“ zu verbreiten.
Erwähnt worden wäre selbstverständlich, dass es der UB oft gelungen ist, literarische Trends zu setzen und den angestammten Publikumsverlagen ein Schnippchen zu schlagen. Die Wiederentdeckung von Jane Austen etwa ist hierzulande wesentlich durch die Reclam-Editionen von Christian Grawe initiiert worden, und ich erinnere mich gut, als in meiner Studentenzeit ein bis dahin nur der Fachwelt bekannter, sehr schwierig auszusprechender englischer Politiker des 17. Jahrhunderts plötzlich die Neugier des Feuilletons auf sich zog: Samuel Pepys, dessen bei Reclam erschienene Auswahl seiner hoch amüsanten und hoch frivolen Tagebücher in Bundeskanzler Helmut Schmidt einen leidenschaftlichen Fürsprecher fand. Und nicht zuletzt hätte ich lustvoll ausgeführt, welchen Stellenwert die Gegenwartsphilosophie lange in der UB genoss, als Forum für Odo Marquard, Dieter Henrich, Ernst Tugendhat oder Manfred Frank. Und was die Literaturwissenschaft den vielen Anthologien, Überblicksdarstellungen und Interpretationsbände zu danken hat, das hätte ich gewiss nicht vergessen.
Zudem hätte ich Ihnen, um meine Pflichten als Festredner brav zu erfüllen, geschildert, welche Rolle die mal in Chamois, mal in Beige, mal in Gelb gehaltenen Bände der UB bei der Sozialisation vieler bedeutender Schriftsteller spielte. Für ein Exemplar von Thomas Manns Festansprache zum 100-jährigen Bestehen des Verlags muss man heute gut 1.000 Euro auf den Tisch legen und kann dann nachlesen, dass der Nobelpreisträger einst seine „frischesten, fruchbarst nachwirkenden literarischen Eindrücke, die Bekanntschaft mit Tolstoi, Turgenjew, Gogol, dem französischen, englischen, skandinavischen Roman, der deutschen romantischen Dichtung“ uneingeschränkt der „Reclam-Bibliothek“ zu verdanken hatte.
Andere wiederum sahen in der UB mehr als Objekte der Vermittlung von Bildung, andere brauchten die haptische Nähe eines Reclam-Bändchens, um sich in mühsamen Lebenssituationen zu behaupten und dem Widerwärtigen etwas entgegenzusetzen. Der Stuttgarter Hermann Lenz etwa lebte seit seinem 14. Lebensjahr mit Mörikes Gedichten in der Reclam-Ausgabe. 1929 ließ er sich das Heft in Leinen binden und steckte es später, statt „Faust“ oder „Hyperion“, in seinen Tornister. So bekam das veredelte Bändchen im Krieg Frankreich, Russland und Montana zu sehen, wo ein amerikanischer Soldat sich des Buches bemächtigte: „Ich fragte ihn, ob ich das Büchlein behalten dürfe, er aber schob Mörikes Gedichte mit allen Briefen und Fotografien, die ich bei mir hatte, in einen Briefumschlag, auf dem meine Gefangenennummer und meine Heimatadresse stand. Drei Jahre später bekam ich über das Rote Kreuz alles wieder zurück, und seitdem habe ich auch meinen Reclam-Band mit Mörikes Gedichten wieder. Er begleitet mich auf jeder Reise.“
Von dieser sinnlichen Notwendigkeit, Lyrik aus dem Hause Reclam stets um sich zu haben, zu hören, das hätte Ihnen, meine Damen und Herren, vielleicht gefallen, zeigt es doch, dass das gern gescholtene und gern für altmodisch gehaltene gedruckte Buch vielfältigste Funktionen zu erfüllen vermag. Festreden und Laudationes haben, um ernst genommen zu werden, zudem die Aufgabe, nachdenkliche Töne anzustimmen und einen Ausblick zu wagen, also darüber tiefschürfend nachzudenken, wie die Zukunft der Universal-Bibliothek aussehen könnte – was vielleicht auch die heutigen Programmmacher des Hauses interessiert hätte. Zu den Klängen des alten Popsongs von Zager & Evans „In the year 2525 if man is still alive“ wäre da vom Internet schlechthin, von Wikipedia im Besonderen, von elektronischen Editionen, die nicht mal so viel wie ein Apfel und ein Ei kosten, von den G8-Konsequenzen, falschen Lehrplänen, leseunwilligen Schülern und deren fehlender Begeisterung für Annette von Droste-Hülshoffs „Judenbuche“ und Storms „Pole Poppenspäler“ zu sprechen gewesen, und irgendwie hätte ich mich bei allem in solchen Reden unverzichtbaren Kulturpessimismus sehr angestrengt, verhalten hoffnungsvoll zu schließen. Denn ein Akt wie der heutige kann ja nicht trostlos wie ein Elfriede-Jelinek-Stück enden.
Das alles hätte ich, wie gesagt, zu Gehör gebracht, doch weil mich niemand dazu angehalten hat, heute wissenschaftliches Fundiertes und historisch Gediegenes zu äußern, erlaube ich mir, Ihnen die Bedeutung der UB auf eine sehr persönliche Weise zu veranschaulichen. Lassen Sie mich gleich damit anfangen: Ich gehöre nicht zu den Menschen, die darüber klagen, zu viele Bücher zu besitzen, und vermeintlich Überschüssiges ins Altpapier werfen oder klammheimlich zum Antiquar tragen. Woher kommt dieses Verlangen, Bücher, möglichst viele Bücher in meinen vier Wänden um mich zu haben? Vermutlich hat das – wie bei den meisten Wünschen – mit Kindheitserfahrungen zu tun. Als ich ein junger Mensch war und mein durch das Austragen des Evangelischen Gemeindeblattes Württemberg vermehrtes Taschengeld in Literatur zu investieren begann, rechnete ich hoch, wie umfangreich meine Bibliothek in zwanzig Jahren sein würde. Ich war von diesem Entwicklungspotenzial beeindruckt und erfreute mich im Vorhinein an dem Gedanken, Herr einer imposanten Sammlung zu werden. Niemals wäre es mir in den Sinn gekommen, ein Mensch könne je ein Übermaß an Büchern besitzen und dieses Reichtums womöglich überdrüssig werden. Und insgeheim überkam mich damals sogar die Furcht, irgendwann alle Bücher ausgelesen zu haben, keinen Nachschub für meinen unstillbaren Lesehunger zu finden und vor einem gähnenden Nichts zu stehen.
Inzwischen bin ich natürlich nicht mehr so naiv und weiß um die Endlichkeit meiner Lektürekapazitäten. Ja, manchmal hadere ich damit, dass ich selbst wichtige Werke in meinem Leben wohl nie lesen werde. Dann gestehe ich mir ein, in Sachen Jean Paul oder Christoph Wieland zum Beispiel für immer und ewig ein blutiger Anfänger, ein Unkundiger zu bleiben. Und wenn ich meine Regale passiere und beim Buchstaben „M“ ankomme, überfällt mich ein schlechtes Gewissen: Denn da steht sie, die mehrbändige Taschenbuchausgabe von Thomas Manns „Joseph und seine Brüder“, durch und durch ungelesen und mich deshalb mit Verachtung strafend ... Als ich nun in den letzten Wochen mit verschärftem Reclam-Blick meine Bibliothek abschritt, fiel mir auf, welch prägenden Einfluss die Bändchen der UB, etliche davon noch mit die Preisklasse anzeigenden Sternchen oder Quadraten versehen, auf mein Leben, ja mein Schicksal hatten. Wie viele Hanser-, Diogenes- oder Suhrkamp-Romane sich in meinen Regalen tummeln mögen, welche Klassikereditionen oder Anthologien sich da ausbreiten und welche unschönen trojanischen Pferde wie Hera Linds „Superweib“, das merkwürdigerweise irgendwann das Recht zum Verweilen bekam, sich einschlichen – am deutlichsten wird die Sozialisation eines Lesers hierzulande durch den Namen „Reclam“ markiert. Bei den meisten Büchern aus meinem Besitz weiß ich ungefähr, wie sie zu mir kamen und wann ich sie las. Doch allein beim Abschreiten und In-die-Hand-Nehmen meiner Reclam-Hefte tut sich eine sehr persönliche Geschichte auf, die in manchen Punkten auch zu einer nicht nur persönlichen Literaturgeschichte wird.
Da erinnere ich mit den Ferdinand-Freiligrath-, Georg-Herwegh- und Georg-Weerth-Bänden daran, dass die Lyrik des Vormärz und der 1848er-Revolution einst hoch im Kurs stand, vor allem bei progressiven Germanistikdozenten, die davon träumten, dass Sätze wie „Und die Räder stehen still, wenn mein starker Arm es will“ auch für die verkrusteten Universitätsstrukturen gelten könnten. Wie, frage ich mich, beim Buchstaben „G“ angekommen, und warum ist aber Oliver Goldsmiths „Der Pfarrer von Wakefield“ zu mir gekommen? Bis mir einfällt, dass das vermutlich ein Streberkauf war, als wir im ersten Tübinger Germanistiksemester die „Leiden des jungen Werther“ verhandelten und ich meine Kenntnisse des 18. Jahrhunderts zu erweitern hoffte. Zwei Schritte weiter steht E.T.A Hoffmanns „Kater Murr“, keines meiner Spezialgebiete, dessen Erwerb sich zum Glück zweifelsfrei belegen lässt. Denn aus meinem Reclam-Exemplar fällt ein Kassenbon, der ausweist, dass ich es am 14. März 1984 bei Hugendubel am Marienplatz in München erworben habe. Sofort beginne ich darüber nachzudenken, was ich damals in München zu tun hatte. Vielleicht habe ich ein Heimspiel des TSV 1860 München besucht und bin hinterher, um die Niederlage zu verkraften, im Schneider-Bräuhaus eingekehrt? Dann sind da Henrik Ibsens „Gespenster“, die wir im Gymnasium lasen, angeleitet durch Deutschlehrer Dieter Rath, der vom in Ibsen-Interpretationen gern benutzten Begriff der Lebenslüge gar nichts hielt und uns davor warnte, ihn in Deutschaufsätzen zu verwenden. Bis heute zögere ich, in Rezensionen von Lebenslügen zu sprechen oder das Wort gar auf mein eigenes Handeln zu beziehen. So lange kann der Einfluss von Deutschlehrern wirken.
Dank Reclam war es mir ein Leichtes, mich in der Literatur des Fin de Siècle, schon eher ein Spezialgebiet, zu bewegen. Alain-Fourniers „Der große Meaulnes“, Richard Beer-Hoffmanns „Der Tod Georgs“ oder Georges Rodenbachs „Das tote Brügge“ zeugen davon. Dann greife ich nach Lessings „Emilia Galotti“, Schullektüre ebenfalls, ein unbeflecktes Exemplar, das fast keine Anstreichungen meinerseits enthält. Bis zur allerletzten Seite, bis zum allerletzten Satz, der plötzlich mit dicker blauer Tinte herausgehoben ist: „Ist es zum Unglücke so mancher nicht genug, daß Fürsten Menschen sind; müssen sich auch noch Teufel in ihren Freund verstellen?“ Damit endet Lessings Trauerspiel, und ich habe nicht die geringste Ahnung, warum ich nur diese einzige Stelle angestrichen habe. Ehrlich gesagt, verstehe ich sie auch nicht ganz.
Stolz bin ich, dass meine Reclam-Bestände die Gedichte Wilhelm Lehmanns – manche im Saal werden sich dunkel erinnern – und Lavaters „Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe“ enthalten, ein umfangreiches Buch, das ich, wie das sehr jungfräulich wirkende Exemplar verrät, sicher nur in kleinen Häppchen gelesen habe. Anders hingegen ein schmales Bändchen Gegenwartsliteratur aus dem Jahr 1981. Lange Zeit empfanden es lebende Autorinnen und Autoren als größtes Glück, wenn sie den Reclam-Ritterschlag erhielten und mit einer Auswahl dort vertreten waren. Auch Thomas Mann sah das so und sagte 1928: „Schon zu Lebzeiten sind wir eingezogen in Philipp Reclams Pantheon und dürfen uns unter seiner Riesenkuppel ein wenig unsterblich dünken.“
Der frühere Reclam-Verleger Dietrich Bode berichtete mir einmal leicht empört davon, wie ihn ein im Nebenberuf mit Lyrik hervorgetretener Verlegerkollege fragte, was er denn dafür tun müsse, um mit seinen Versen Reclam-Autor zu werden. Unbestechlich, wie man bei Reclam agiert, wurde daraus übrigens nichts. Mehr Glück als dieser poetisch veranlagte Verleger hatte die Lyrikerin Karin Kiwus, die 1981 bei Reclam das Bändchen „39 Gedichte“ veröffentlichen durfte und mich damit beeindruckte. Das war die Zeit von Erich Fried und seinen „Liebesgedichten“, die man damals gerne angeschwärmten Frauen schenkte, um bei ihnen einen sowohl intellektuellen als auch empfindsamen Eindruck zu machen. Karin Kiwus, die heute ein wenig in Vergessenheit geraten ist, schrieb solche Gedichte, von denen ich eines vorlesen möchte. Lyrik kommt ja meistens zu kurz. Das Kiwus-Gedicht geht so und heißt „So oder so“: „Schön / geduldig /miteinander / langsam alt / und verrückt werden // andrerseits // allein / geht es natürlich / viel schneller.“
So stellte man sich damals moderne Gedichte vor, die Wörter alle klein geschrieben, jedes bekam großzügigerweise eine eigene Zeile zugewiesen, und am besten endete man mit einer kleinen Pointe. Um das Jahr 1981 herum schrieb ich übrigens selbst Gedichte, die bis heute samt und sonders unpubliziert sind. Die klangen ein bisschen wie Karin Kiwus, meine ich mich zu erinnern. Genauer weiß das vielleicht eine Studienkollegin von mir, eine Pfarrerstochter aus Rottweil, der ich – natürlich um sie irgendwie zu betören – ein Leinenbändchen mit meinen Gedichten in der Karin-Kiwus-Tradition schenkte, alle handgeschrieben versteht sich. Der Ordnung halber und um Sie von der Ehrlichkeit meiner Ausführungen zu überzeugen will ich anführen, dass meine Reclam-Kiwus-Ausgabe in selbstklebende, durchsichtige Folie eingeschlagen ist – eine frühe Marotte, die ich schnell wieder aufgab. Das Ganze war mir zu teuer, zu mühsam, irgendwie zu spießig, und zudem misslang die Prozedur mitunter, wenn man die Folie zu eilig aufdrückte und so hässliche Luftblasen entstanden. Bei Karin Kiwus – Sie sehen es hier – habe ich aber sauber und makellos gearbeitet.
So erzählen Reclam-Bände aus dem eigenen Leben, sind sie Wegmarken der Biografie, wenngleich sich ihr exakter biografischer Ort nicht immer eindeutig entschlüsseln lässt. Woher stammt beispielsweise meine stockfleckig braune Ausgabe von Gottfried Kellers Erzählung „Romeo und Julia auf dem Dorfe“, ein DDR-Produkt aus dem Jahr 1950 und mit einem Stempel auf der ersten Seite versehen, das es als vormaliges Eigentum der städtischen Berufsschule Geschwister Scholl in Halberstadt ausweist. Ich war noch nie in Halberstadt, ehrlich, und schließe deshalb aus, dass ich dort jemals Schuleigentum entwendet habe.
Klarer sind hingegen die Besitzverhältnisse bei Sophokles’ „König Oidipus“. Ein Kugelschreibervermerk besagt klipp und klar, dass das Exemplar meiner ersten Gattin gehörte, als sie in Geislingen an der Steige die 11. Gymnasialklasse besuchte. Beim Auseinandergehen vor vielen Jahren hat das bei uns mit der Büchertrennung offensichtlich nicht sauber funktioniert. Muss ich ihr dieses kaum gelesen wirkende Exemplar nun zurückgeben? Oder soll ich die widerrechtliche Aneignung weiter schweigen? Eine moralische Frage, die sich mir ohne den heutigen Abend nie gestellt hätte ...
Und dann gibt es Bände, die mir persönlich gewidmet sind, ohne dass ich wüsste, warum. So hat mir der Erlanger Germanist Theo Elm am 22. Oktober 2002 seine Sammlung „Lyrik der neunziger Jahre“, in der übrigens Karin Kiwus mit zwei Gedichten vertreten ist, zugeeignet. Wann, wo und weshalb hat er das getan? Leider weiß ich auch nicht mehr, wann Robert Gernhardt mir seinen Reclam-Klassiker „Reim und Zeit“ gewidmet hat. Immerhin freue ich mich heute daran.
Einen interessanten Fall stellt Wilhelm Raabes Roman „Das Odfeld“ dar. Es handelt sich um ein Geschenk eines Schulfreundes, der es im April 1983 mit der Widmung „Eines der schönsten Bücher des letzten Jahres, zum eventuellen Genusse“ versah. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass diese freundliche Gabe nicht dazu geführt hat, dass ich zu einem glühenden Wilhelm-Raabe-Verehrer wurde – was sicher falsch und kaum verzeihlich ist. Aber leicht macht es einem dieser Autor ja wirklich nicht. Wahrscheinlich hatte ich im April 1983 wahnsinnig viel zu tun, sodass ich über den ersten Satz des „Odfelds“ nicht hinausgelangt bin. Der lautet nämlich so: „Dicht am Odfelde, in der angenehmsten Mitte des Tilithi- oder auch Wikanafeldistan-Gaus, liegt auf dem Auerberge über dem romantischen, vom lustigen Forstbach durchrauschten, heute freilich arg durch Steinbrecherfäuste verwüsteten Hooptal das uralte Kloster Amelungsborn.“
Das ist kein Anfang, der einen mir nichts, dir nichts mitreißt; folglich fährt Raabe fort: „Will man die Geschichten, die ich hiervon erzählen kann, anhören, so ist es mir recht.“ Leider habe ich wohl Raabes Aufforderung nicht Folge geleistet. Jener Schulfreund, der mir das „Odfeld“ schenkte, arbeitet heute als Physiker, und er liest unentwegt gern. Ende der Siebzigerjahre gründete er übrigens in Stuttgart den Kranich Verlag, in welchem 1980 mein erstes Buch, der bahnbrechende Erzählband „Der Tod der Pferde“, erschien. Ein großer Publikums- oder Kritikererfolg ist das Bändchen leider nicht geworden. Mein Schulfreund erwähnt gelegentlich, dass er zu Hause in der Garage immer noch genügend Exemplare lagere. Sein Kranich Verlag existiert nicht mehr; in ihm ist außer meinem Buch ohnehin nie ein anderes erschienen. Antiquarisch sind gegenwärtig zwei Exemplare vom „Tod der Pferde“ erhältlich, eines für immerhin 30 Euro und ein von mir signiertes für schlappe 10 Euro – das verstehe, wer will.
Meine Damen und Herren, ich nähere mich dem Höhepunkt meiner Reclam-Besitztümer, einem Exemplar, das ich zweifelsohne alsbald dem Marbacher Literaturarchiv vermachen sollte. In meinen Friedrich-Schiller-Beständen findet sich unumgänglicherweise viel Reclam, darunter „Wallenstein I“, gedruckt 1968 in Stuttgart. Das Exemplar weist etliche Besonderheiten auf. Übernommen habe ich es aus Kostengründen von meinem sechs Jahre älteren Bruder und es mir dessenungeachtet sofort angeeignet und in der Titelei mit meinem Adressstempel versehen. So enthält dieses mit Tinten- und anderen Flecken übersäte Exemplar wertvolle Anmerkungen, die von meinem Bruder und von mir stammen – fast eine Art Palimpsest also.
Mein Bruder verlegte sich vor allem darauf, dem zweiten Teil, den „Piccolomini“, mit dunkelblauem Kugelschreiber Inhaltsparaphrasen hinzufügen, die vom Zweifel zeugen, Schillers Worte richtig verstanden zu haben. Wenn Octavio so erläutert, dass Wallenstein „zum Schweden wolle übergehn“, fühlte sich mein Bruder unsicher und merkte am unteren Seitenrand an: „Octavio sagt, daß Wallenstein zu den Schweden überlaufen will“. Ich hingegen habe damals – was mir heute eher unangenehm ist – mit Filzschreibern gearbeitet und in Türkis, Rot oder Schwarz die Schiller’schen Dialoge mit knappen Ein-Wort-Bemerkungen angereichert. „Betrug“, „Logik?“, „Höhepunkt“, „Abrechnung!“, „Vernunft!“ oder „Disput“ steht da an den Rändern, und was ich damit sagen wollte, ist mir in den meisten Fällen schleierhaft. Immerhin spüre ich im 1. Aufzug, 4. Auftritt der „Piccolomini“, dass auch mich damals der Zeitgeist nicht kalt ließ. Maxens Ausruf „Oh! lass den Kaiser Friede machen, Vater!“ habe ich rot mit dem Zusatz „schön!“ versehen. Für die Jüngeren im Saal heute: Das war die Zeit, als sich die Grünen in Baden-Württemberg formierten und wenig später erstmals in den Landtag einzogen, die Zeit, als die Friedensbewegung aufkam, der ich offenbar, wie meine Belobigung Schillers verrät, wohlwollend gegenüberstand.
Damit nicht genug: Auf der dritten Umschlagseite wird – ich bin unsicher, ob von mir oder von meinem Bruder – eine mathematische Aufgabe gelöst. Worum es da geht, verstehe ich wieder nicht. Es werden Uhrzeiten aufgelistet, Verkaufszahlen von was auch immer mit Brüchen angeordnet und unten auf der Seite stehen Zahlenfolgen, bei denen es sich um Telefonnummern handeln könnte. Sie sehen, meine Damen und Herren, dass dieses Exemplar nach Marbach muss, um von den dortigen Experten transkribiert und decodiert zu werden. Überdies enthält diese dritte Umschlagseite Unterschriftsproben meinerseits. Angespornt durch meinen Vater, der mit einer gänzlich unleserlichen, aber sehr reizvollen Unterschrift zeichnete, wollte ich aus dem Namen „Moritz“ gleichfalls etwas sehr Eigenwilliges machen. Davon betroffen sind vor allem das Auftakt-„M“ und die „tz“-Endung. Was ich mir da ausgedacht habe, war nicht einfach umsetzen, und so diente mir das „Wallenstein“-Exemplar in langweiligen Deutschstunden als Schmierpapier. Meine Unterschrift orientiert sich bis heute an diesen frühen Versuchen, ist lediglich unleserlicher geworden im Lauf der Jahre.
Damit immer noch nicht genug: Auf der U1, der vorderen Umschlagseite, hat mein Bruder die Zahlenfolge 84,596 hinterlassen – keine Ahnung, was die bedeutet. Und zudem scheint auch er einen Deutschunterricht genossen zu haben, dessen Spannungsbögen überschaubar blieben. Und so tat er, was Generationen von Schülern taten: Er begann, während der Lehrkörper über dies und jenes referierte, den Buchtitel umzuformulieren. Aus „Wallenstein“ wurde so ein „Gallenstein“, und aus „Wallensteins Lager“ konsequenterweise ein „Gallensteins Lager“, das in Klammern den Zusatz „= Die Blase“ erhielt.
So hätte theoretisch unser Wallenstein-Exemplar zu den Exponaten gehören können, die unter dem Titel „Kaba und Liebe“ erstmals 1999 gezeigt wurden. Der dazu erschienene Katalog enthält – das werden viele von Ihnen kennen – herrliche Dokumente des deutschen Schüleralltags, verballhornte oder verbesserte Reclam-Cover, die von öden Stunden im Klassenzimmer sprechen. Da wird aus Schillers „Wilhelm Tell“ mit Tipp-Ex und Filzstift plötzlich „Williams Teller (mit Birne)“ und aus Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“ mit wenigen Handstrichen ein „Gottfried ist ein Keiler“ und ein „Aus Kleidern machet Beutel“.
Kreativität entsteht oft durch Not. Das zeigen diese Schülervariationen, und ich freue mich, dass der „Gallenstein“ meines Bruders in diese Ahnenreihe gehört. Von der Literatur hat er sich später abgewandt; er ist Bauingenieur geworden. Dass Reclam-Hefte derart zur schöpferischen Frustbewältigung dienten und dienen, hat natürlich damit zu tun, dass die Universal-Bibliothek das ist, was im Buchgeschäft so selten zu finden ist: eine Marke. Als Marke wahrgenommen zu werden, als Marke Vertrauen auszustrahlen und dadurch einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern zu haben, das ist unternehmerisch ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt.
In vielen Branchen ist das ganz selbstverständlich, und dass Menschen sich wohler fühlen, wenn sie einen Daimler, wenn sie Capri-Sonne oder Fischer-Dübel kaufen, gehört zum Wesen erfolgreicher Markenpflege. Von den Anfängen an haben die Macher der UB das begriffen und konsequent umgesetzt. Die UB stand und steht für einen unschlagbaren Preis, für inhaltlich verlässliche Qualität, für eine von Zeitgeistschickimicki freie Kargheit und ein wiedererkennbares Erscheinungsbild. Natürlich gab und gibt es in der Belletristik andere Reihe wie die Insel-Bücherei etwa, denen Ähnliches gelungen ist, doch die flächendeckende Besetzung des Landes mit „Klassensätzen“ hat aus Reclams UB eine unvergleichliche Marke gemacht. Welchen hohen Markenwert Reclam genießt, erkannte übrigens auch Joseph Beuys, der in einem seiner Werke gleich zwei große Marken zusammenfügte: 1971/72 schuf er sein Ready-Made „Ich kenne kein Weekend“. In einen aufgeklappten Holzkoffer sind zwei unverzichtbare Objekte montiert: die Reclam-Ausgabe von Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“ und ein Fläschchen Maggi-Würze.
Früh kam es so dazu, dass der Name „Reclam“ in gewisser Weise eine magische Färbung annahm. „Reclam“, das aparterweise an „Reklame“ denken ließ, wurde zu einer Weltformel, die keinen realen Bezug mehr zum Firmengründer und seinen Nachfolgern zu besitzen schien. „Reclam“ ... das klang bald wie ein losgelöstes sphärisches Produkt, wie eine Zauberformel. So sah das bereits 1919 der Dichter Klabund, der Hans Heinrich Reclam einen Brief mit Erneuerungsvorschlägen für die UB schrieb. Dieser setzt so ein: „Lieber Herr Reclam! Eigentlich bin ich gar nicht so gewiss, dass Sie wirklich existieren, denn seit meiner Jugend leben Sie als Märchenfigur in meiner Vorstellung wie Rübezahl und wie Knecht Ruprecht.“
So werden aus Verlegern mythische Gestalten, die sich, so Klabund, wie „Vater Reclam“ längst aus dem Alltagsleben entfernt haben, nicht mehr mir irdischen Maßstäben zu messen sind. Und in der Tat, wenn wir heute Menschen begegnen, die sich als Knorr, Porsche, Steiff, Seitenbacher oder Ritter-Sport vorstellen, dann werden wir zu Ungläubigen, weil es so heißende Menschen eigentlich nicht geben darf. Doch es gibt sie, und – davon war heute schon die Rede – der Reclam Verlag darf stolz darauf, dass er sich weiterhin in Familienbesitz befindet und es wirklich real existierende Menschen gibt, die Reclam heißen. Das hat im Zeitalter von Globalisierung, Konzernherrschaft, Firmenzusammenschlüssen und Unternehmensübernahmen etwas ungemein Tröstliches.
So besteht Hoffnung, dass es die Marke „Universal-Bibliothek“ noch eine Weile geben wird. Wer immer die Verantwortung für deren Fortbestand trägt und tragen wird, der weiß, dass Marken zwar so wirken, als seien sie auf immer und ewig in Stein gemeißelt, als hätten sie mit dem Weltenlauf von Aufstieg und Untergang nichts zu tun. Doch auch Marken sind gefährdete, pflegebedürftige Pflänzchen, sie verwelken, wenn sie bisweilen nicht umgetopft, nicht den Erfordernissen der Gegenwart angepasst und ständig aktualisiert werden. Marken sind keine Ruhekissen. Marken können ihre Wirkkraft verlieren, aus welchen Gründen auch immer.
Denken Sie nur, um im Ländle zu bleiben, an die einst florierende Birkel’sche Nudelfabrik, die rund dreißig Jahre nach der UB in Schorndorf gegründet wurde. Man zog nach Endersbach um, und mit der ersten Nudelsorte „Viktoria“ begann ein glanzvoller Aufstieg des „Schwabennudel“-Unternehmens, das früh die Bedeutung einprägsamer Werbesologans erkannte: „Birkel-Nudeln nicht vergessen: Birkel-Nudeln – Sonntagessen“.
Viele hier im Saal wissen, was aus der unvergänglich scheinenden Marke „Birkel“ geworden ist. Auslöser des Niedergangs war einer der ersten großen Lebensmittelskandale der Bundesrepublik, der als „Flüssigei-Affäre“ Geschichte schrieb. Einem niederländischen Produzenten, der deutsche Abnehmer hatte, war vorgeworfen worden, einen verseuchten und verunreinigten Flüssigeimantsch geliefert zu haben. So warnte das Regierungspräsidium Stuttgart im Sommer 1985 davor, „mikrobiell verseuchte“ und ekelerregend verschmutzte Nudeln der Firma Birkel zu sich zu nehmen. Dass Jahre später die Birkel-Nudelmacher vor Gericht rehabilitiert wurden, änderte am Markenuntergang nichts mehr. Selbst ein öffentliches Nudelessen, an dem seinerzeit Ministerpräsident Lothar Späth teilnahm, ließ die Stimmung nicht mehr kippen: Birkel hatte seinen Glanz verloren, und obwohl der Name bis heute existiert, ist das Markenrenommee erloschen, ist Birkel einer von vielen austauschbaren Teigwarenherstellern.
Reclams UB möge dieses Schicksal nicht widerfahren, und ich bin sehr zuversichtlich, dass kein baden-württembergischer Landesvater je an einem öffentlichen Reclam-Lesen auf dem Schlossplatz teilnehmen muss. Mit Nudeln haben Reclams Klassiker ja ohnehin wenig gemein, allenfalls die gelbe Farbe der UB erinnert ein wenig an Flüssigei. Doch das muss und soll kein schlechtes Omen sein.
Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren, fürs geduldige Zuhören, und bitte um Nachsicht, dass ich mit einem festredenuntauglichen Begriff wie Flüssigei geschlossen habe. Aber ich sollte ja auch keine Festrede halten.
Nachtrag: Kurz nach diesem Vortrag, am 11. November 2017, gegen 22 Uhr, kam Dr. Ulrich von Bülow auf mich zu, der Leiter der Abteilung Archiv im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Er bat darum, das von mir geschilderte „Wallenstein“-Exemplar einsehen zu dürfen, prüfte es und bat mich nun darum, es in die Marbacher Besitzstände übernehmen zu dürfen. Was ich mit Rührung sofort gewährte, in der Hoffnung, dass das von meinem Bruder und mir verzierte Exemplar bald in wichtigen Ausstellungen zu sehen sein wird.