Die Auszeichnung „Bibliothek des Jahres“ ist der einzige nationale Bibliothekspreis in Deutschland und wird gemeinsam vom Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv) und der Deutsche Telekom Stiftung vergeben.
Die Jury unter Vorsitz der dbv-Bundesvorsitzenden Barbara Lison würdigte mit dieser Entscheidung besonders, dass das Konzept, das der Arbeit der UB Leipzig zugrunde liegt, in sich schlüssig sei und großes Potential zur Nachhaltigkeit habe. „Diese Bibliothek wird tatsächlich konsequent und tiefgreifend umgebaut, um den neuen Herausforderungen begegnen zu können, und dient so der Ermutigung anderer“, so Lison in der Jurysitzung. Auch der Vorschlag für eine Veranstaltung zum Themenbereich ‚Digitalisierung‘, für die ein Teil des Preisgeldes eingesetzt werden soll, ist vorbildlich: Auf der Basis von digitalen Beständen zu Luther sollen digitale Anwendungen von Programmierern, Designern und Game-Liebhabern entwickelt werden“, so Dr. Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Deutsche Telekom Stiftung und Mitglied der Jury.
Innovative Dienstleistungen
So wie die Universitätsbibliothek Leipzig grundsätzlich für alle Menschen offensteht, sind auch ihre Daten und die von ihr eingesetzte Software frei verfügbar. Die UB treibe mit ihren Open-Source-Technologien Entwicklungen für die digitale Welt voran, auch mit der Absicht, eine weitere Verbreitung und Nachnutzung dieser Werkzeuge zu ermöglichen. So hat die UB Leipzig mit EU-Projektmitteln eine eigene technische Infrastruktur geschaffen, welche die Bibliothek unabhängig vom kommerziellen Markt der Bibliothekssoftware mache, und die nun von einer Anwendergemeinschaft getragen wird. Die wesentliche Innovation dabei sei ein individuelles Metadatenmanagement mit einem eigenen Index für elektronische Artikel, der mehr als 120 Millionen Datensätze umfasst. Ein zentrales Nachweisportal für Publikationen im Bereich Kommunikation, Film, Fernsehen und Medien ermögliche es, neue Bücher in physischer oder digitaler Form direkt dem Nutzer zu liefern.
Als eine der ersten Bibliotheken habe die UB Leipzig 2013 mit einem nutzergesteuerten Erwerbungsverfahren begonnen; mittlerweile werden 20 Prozent der Erwerbungsmittel im Printbereich auf diese Weise eingesetzt. Mit einer seit 2008 umgesetzten E-only-Strategie bei der Lizenzierung von Zeitschriften sind heute rund 93% des Zeitschriftenbestandes ausschließlich elektronisch zugänglich.
Vom Chat bis zur "Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten"
Um den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen zu können, hat die Bibliothek einen tiefgreifenden Personalumbau begonnen. Mit der Entwicklung und Erweiterung der IT-Abteilung zu einem Bereich „Digitale Dienste“ und der Einrichtung des Open Science Office werden zentrale Weiterentwicklungen gebündelt. Der Einsatz von Rückgabeautomaten und Selbstverbuchung entlastet das Fachpersonal und ermöglicht, die individuellen Informations- und Beratungsangebote persönlich, per Mail, Telefon oder Chat auszubauen. Neben fachspezifischen Schulungen werden jährlich über 300 Schulungen zu „Literaturverwaltung“ und „wissenschaftlichem Arbeiten“ in deutscher und englischer Sprache durchgeführt, und es werden weitere Programmformate wie die „Coffee Lectures“ oder die „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ angeboten.
Alle nominierten Bibliotheken wurden nach folgenden Kriterien bewertet:
- die Qualität und Innovation der bibliothekarischen Arbeit
- ihr kreativer Einsatz von digitalen Möglichkeiten, ihre Zukunftsorientierung
- ihre nachhaltige Wirkung, ihre attraktiven Serviceleistungen
- ihre medienwirksame Öffentlichkeitsarbeit
- ihr internationales Engagement
- und ihre lokale, regionale und internationale Vernetzung