Premiere für Torsten Woywods Weltreise-Buch

"In 80 Buchhandlungen um die Welt"

17. Oktober 2017
Redaktion Börsenblatt

Kurz vor seinem 35. Geburtstag kündigte er Job und Wohnung und machte sich auf Weltreise: Torsten Woywod stellte auf der Frankfurter Buchmesse sein neues Buch „In 80 Buchhandlungen um die Welt“ vor.

„Die nächstgelegene Buchhandlung hat mich schon immer zu ausgiebigen Erkundungen eingeladen“, berichtet Torsten Woywod über seine Jugend. Inzwischen sind viele Jahre vergangen, nach einer Ausbildung zum Buchhändler und Erfahrungen im Verlag war er viele Jahre bei der Mayerschen Buchhandlung angestellt, als sich die Idee eines Blogpost verselbstständigte: Einmal Europa bereisen und Buchhandlungen besuchen. Als drei Reisebuchverlage anklopften und ihre Unterstützung in Form eines Interrail-Tickets zusagten, nahm Woywod kurzentschlossen seinen Jahresurlaub am Stück – und machte sich für vier Wochen auf die Reise. DasSo wurde die Idee zum ersten Buch geboren: „In 60 Buchhandlungen durch Europa“.

„Ich hatte Blut geleckt“, kommentiert Torsten Woywod im Azubistro auf der Frankfurter Buchmesse. „Zu diesem Zeitpunkt verfolgten 10.000 Facebook-Nutzer meine Reise, das erste Buch war draußen.“ Einmal auf Achse, wollte er nun seine ursprüngliche Idee unbedingt in die Tat umsetzen. „Ich wusste, es ist die Reise meines Lebens“, blickt Woywod auf den Moment zurück, als er im Zug saß und es endlich losging mit der Weltreise, deren erste Station Japan sein sollte. Das war im Jahr 2016. Tokyo war dabei die erste von zehn Stationen in Asien.

 

 

 

„Ich hatte gleich Glück: Das Hostel, das ich mir herausgesucht hatte, war eigentlich ausgebucht. Als ich von meinem Projekt erzählte, bekam ich nicht nur ein Reservebett zugeteilt, sondern auch einen Stadtplan, auf dem die wichtigsten Adresse im Buchhändlerviertel Jimbocho verzeichnet waren“, berichtet Woywod. Er zeigt in einer Präsentation Fotos vom bekannten Hostel Book & Bed, in dem die Gäste in großen Bücherregalen schlafen und einige Bilder aus ungewöhnlichen japanischen Buchhandlungen im Viertel Jimbocho, in dem sich 180 Buchhandlungen auf engstem Raum drängen. Tagelang hat Woywod das Quartier erkundigt und mit Buchhändlern gesprochen.

Bei Books Actually in Singapur hat er Fotos mit den im Internet berühmten Buchhandlungskatzen Pico, Lemon und Cake geschossen – auch die umtriebigen Verlagsaktivitäten der Buchhandlung erwähnt Woywod. Außerdem hat die Buchhandlung eine interessante Idee: Stammkunden können eine Buchbox ihres Lieblingsmitarbeiters abonnieren mit verschiedenen Laufzeiten abonnieren. Enthalten sind jeden Monat ein Buchpaket zugestellt - nicht zwingend alles Neuerscheinungen - sowie bibliophile Accessoires. Die Buchboxen sind äußerst beliebt.

Weitere Stationen, die Torsten Woywod vorstellt sind Elizabeth’s Bookshop in Sidney, Australien. Hier soll die Idee zum „Blind date with a book“ geboren worden sein. „Diese hervorragende Buchhandlung in Sidney macht mit den Überraschungspaketen inzwischen mehr Umsatz als im stationären Bereich“ berichtet Woywod, bevor er von seinem dreiwöchigen in den USA berichtet – wo er in Ojai Bart’s Books besucht hat. Das 8.000 Einwohner-Nest ist inzwischen zur Pilgerstätte für passionierte Leser geworden – denn mit Bart’s Books befindet sich hier die größte Outdoor-Buchhandlung der Welt: 150.000 unter freiem Himmel. Ist die Buchhandlung geschlossen, können Kunden Bücher selbst kaufen, indem sie den Betrag in den Briefkasten werfen – auf Vertrauensbasis!

Nichts toppt in Größe allerdings Powell’s City of Books in Oregon, erzählt Torsten Woywod: Die größte Indiebuchhandlung der Welt erstreckt sich über sage und schreibe 1,6 Hektar!) und umfasst ganze Häuserblocks (!) 500 Mitarbeiter sind hier angestellt. Hier gibt es alles, was mit Büchern zu tun hat – Selfpublisher können vor Ort ihr eigenes Buch sogar drucken und binden.

Mit glänzenden Augen berichtet Woywod von Buenos Aires: „in der argentinischen Hauptstadt gibt es praktisch an jeder Ecke eine Buchhandlung“, schwärmt Woywod, 700 Buchhandlungen insgesamt. Vier Abende habe er alleine im El-Ateneo-Grand-Splendid verbacht. Das opulente Theater (Baujahr 1919) habe sich nie gerechnet, fasst er die ungewöhnliche Geschichte zusammen, anschließend sei ein Kino eingezogen, bevor das Gebäude leer stand. Im Jahr 2000 übernahm mit der Grupo Ilhsa einer der größte Buchhandlungsfililist Filialist des Landes, der neben seinem Flaggschiff mehr als 40 Buchhandlungen unterhält.

Einen Geheimtipp hat Woywod für seine Zuhörer (während er spricht, füllt sich das Azubistro und viele Hörer drängen sich inzwischen im Gang in Halle 4.1) noch mitgebracht: In Eternia Cadencia berichtet er von einem Mann, der sein gebrochenes Herz mit dem Lesen von Büchern heilte und schließlich eine Buchhandlung und einen Verlag gründete. Bereits das erste Buch schaffte es in die Zeitungen aller Welt:  Denn die Anthologie „The Book that can’t wait“ ist vergänglich: Wird es aus der Schutzfolie befreit, beginnt die Schrift allmählich zu verblassen – die Tinte reagiert mit dem Sauerstoff. Nach zwei Monaten hält der Leser ein leeres Buch in Händen … (siehe Video).

Während Udo Lindenberg draußen die Agora rockt, nimmt sich Torsten Woywod noch viel Zeit für Gespräche mit seinen Lesern und signiert noch zahlreiche Bücher.

Das Buch:

Torsten Woywod
In 80 Buchhandlungen um die Welt
Eden Books, 270 S., 19,95 Euro