"Die Stunde der Spezialisten" ist bei "Die Andere Bibliothek" erschienen. Zoeke widme sich in ihrem Roman "einem in der deutschsprachigen Literatur immer noch auffällig selten erzählten Verbrechen der Nationalsozialisten: der Ermordung von Psychiatriepatienten und Behinderten, allgemein unter dem Euphemismus 'Euthanasie' bekannt", schreibt die Jury in ihrer Bergründung. Autorinnen wie Olga Martynova und entfernt auch Angela Steidele hätten sich zuletzt mit diesem Stoff auseinandergesetzt: "Barbara Zoecke ist jedoch die erste Autorin, die wohl auch aufgrund ihrer psychiatrischen Praxis die besondere Sprache der Patienten in eine literarische verwandelt und ihnen so auf besondere Weise ein Denkmal setzt", so die Jury: "Virtuos komponiert sie auf diese Weise aus den Stimmen der Opfer wie auch der Täter in je spezifischen Sprechweisen ein beklemmendes Kunstwerk in humanistischen Traditionen, das bei seinen Leserinnen und Lesern für einen inneren Aufruhr sorgt, wie ihn nur hervorragende literarische Werke hervorzubringen imstande sind."
Barbara Zoeke verbrachte ihre Kindheit im thüringischen Vogtland und studierte in Köln und Münster. Sie ist habilitierte Psychologin, forschte in den USA und war über mehrere Jahre im Vorstand der "International Society of Comparative Psychology". Sie lehrte und forschte an den Universitäten von Münster, Frankfurt, Würzburg und München. Neben wissenschaftlichen Arbeiten zur Wahrnehmung und zum Gedächtnis veröffentlichte sie erzählende Prosa, Lyrik und Sachbuchtexte. Die Autorin lebt seit 2008 in Berlin.
Die Jury mit Literaturkritikerin Insa Wilke, Literaturprofessor Heiner Boehncke und dem ehemaligen Vorsitzenden des hessischen Bibliotheksverbandes Aloys Lenz votierte einstimmig für "Die Stunde der Spezialisten". Der Magistrat der Stadt Hanau schloss sich einmütig dem Juryvotum an, so die Presseinformation der Stadt.
Die öffentliche Preisverleihung ist für den 17. November, um 20 Uhr in der Hanauer Stadtbibliothek / Kulturforum Hanau angesetzt. Die Laudatio auf die Preisträgerin wird der Literatur-Chef der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" Andreas Platthaus halten. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert.
Der Brüder-Grimm-Preis der Stadt Hanau ist in erster Linie ein Literaturpreis für ein herausragendes Werk in deutscher Sprache aus dem Gebiet der Prosa, Lyrik oder Dramatik (einschließlich Kinder-und Jugendliteratur).