Buchpreis der Stiftung Ravensburger Verlag

Annette Mingels für "Was alles war" ausgezeichnet

4. Oktober 2017
Redaktion Börsenblatt
Die Hamburger Autorin Annette Mingels erhält für ihren Familienroman "Was alles war" (Knaus) den mit 12.000 Euro dotierten Buchpreis 2017 der Stiftung Ravensburger Verlag.

Annette Mingels analysiere in "Was alles war" schnörkellos am Beispiel eines Familienalltags die vielbeschworene moderne Patchworkfamilie, heißt es in der Begründung der Preisvergabe. Sie betrachte die komplexe Beziehungsdynamik junger Eltern mit gegensätzlichen Karrierewünschen und die komplizierte Suche nach Identität anhand der eigenen Herkunft.

Zum Inhalt heißt es weiter: "Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Meeresbiologin Susa, die bei Adoptiveltern aufgewachsen ist. Susa, die einen Witwer mit zwei Töchtern geheiratet und mit ihm einen gemeinsamen Sohn hat, erprobt sich nun selbst in der Rolle als Familienmutter und durchlebt nicht nur deshalb eine schwierige Lebenssituation: Sie lernt ihre leibliche Mutter kennen; ihr Adoptivvater stirbt; sie vermutet und sucht ihren leiblichen Vater in Amerika; sie lernt plötzlich einen Halbbruder kennen; und sie ringt mit ihrem Mann um berufliche Erfüllung."

Mingels entlarve zudem – nicht ohne Komik – die wirtschaftliche Befindlichkeit des akademischen Prekariats am Beispiel eines Paares mit abseitigen Berufen: Die Biologin erforscht das Paarungsverhalten von Würmern, der Literaturwissenschaftler die mittelalterliche Minnesangpoesie. "Was alles war" sei "eine intensive psychologische Geschichte, als Familienroman ein vorbildlicher Spiegel der heutigen Zeit und zugleich ein optimistischer Entwurf, wie Familie sein kann", schließt die Begründung.

Annette Mingels wurde 1971 in Köln geboren und lebt heute in Hamburg. Sie studierte Germanistik, Linguistik und Soziologie in Frankfurt am Main und arbeitet als Kulturjournalistin und Lehrbeauftragte. Der Roman "Was alles war" ist ihr siebtes Buch.

Die Preisverleihung findet am 27. November in Berlin statt.

Zum Preis

Der Buchpreis wird für familienbezogene Roman oder Erzählungen jährlich vergeben. Ausgezeichnet wird ein Autor einer deutschsprachigen Publikation erzählender Prosa (Roman, Erzählung, Anthologie), die maximal zwei Jahre zuvor erschienen ist, der "mit literarischen Stilmitteln ein zeitgenössisches Bild der Familie zeichnet".

Bei der Entscheidung für den Buchpreis lässt sich die Stiftung von verschiedenen Fachleuten aus Literaturkritik und Buchhandel beraten. Im Jahr 2017 waren dies Uwe Wittstock (Focus), Sandra Kegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Ellen Pomikalko (Buchmarkt), Ulrich Weinzierl (Freier Literaturkritiker), Margarete und Michael Riethmüller (RavensBuch) und Andrea Reidt (Freie Journalistin).