In der Jury-Begründung heißt es der Mitteilung zufolge: "Rothmann spürt die existenziellen Ängste und Nöte seiner Protagonisten auf und beschreibt sie mit Empathie und Wärme, zuweilen mit einem Hauch Ironie. Seine Romane sind lebhaft, facettenreich und sicher durchkomponiert. Beim Schreiben nimmt er auch Naturmystik, Bibelzitate und Kitsch auf. Gleichzeitig gibt seine mitunter derbe Sprache Abstand und bewahrt seine Milieustudien davor, anbiedernd zu werden. Was ihn auszeichnet, ist die Fähigkeit, Erfahrungen der Wirklichkeit eindrucksvoll in Sprache zu übersetzen. Er sagte einmal: 'Ich erfinde nichts. Worüber ich schreibe, das habe ich irgendwie erfahren.'"
Ralf Rothmann wurde 1953 in Schleswig geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach Volksschule und Besuch der Handelsschule machte er eine Maurerlehre, arbeitete mehrere Jahre auf dem Bau und danach unter anderem als Drucker, Krankenpfleger und Koch. Er lebt seit 1976 in Berlin.
Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, sagte bei der Verkündung des Preisträgers, Rothmann erhalte die Auszeichnung "als ein Seismograph mit Empathie, ein Maler und Komponist des Schreibens." Er betrachte seine Protagonisten sowohl als Individuen wie auch als Teil einer gesellschaftlichen Schicht. "Rothmann schreibt über die Welt kleiner Leute, über Lebensläufe, Zeitabschnitte und das Scheitern. Was kann man tun? Wie handeln? Seine Romane stiften an zur Reflexion und verbinden ihn so mit Gerty Spies, der Namensgeberin unseres Preises", so Kukatzki.
Die Preisverleihung findet am Mittwoch, dem 29. November 2017, um 19.00 Uhr im Foyer des SWR-Funkhauses Mainz statt.
Zum Gerty-Spies-Literaturpreis
Die Auszeichnung ist nach der 1897 in Trier geborenen Schriftstellerin Gerty Spies benannt, die am 10. Oktober 1997 hundertjährig in München gestorben ist. Als Holocaust-Überlebende kämpfte sie mit ihren Gedichten und Erzählungen wider das Vergessen.
Die letzten Preisträger waren: Christoph Hein (2011), F.C. Delius (2012), Eva Menasse (2013), Navid Kermani (2014), Ursula Krechel (2015) und Ulrich Peltzer (2016).