Die Preisträgerin des Zuger Übersetzer-Stipendiums
Eveline Passet, geboren 1958 in Groß-Gerau, studierte Slawistik und Romanistik; sie arbeitet seit 1985 als literarische Übersetzerin und als Rundfunkautorin. Besonders intensiv beschäftigte sie sich mit Ilja Ehrenburg. 2012 veröffentlichte sie zusammen mit Gabriele Leupold (Zuger Übersetzer-Stipendium 1997) den Band „Im Bergwerk der Sprache“. Von Michail Prischwin erschien in ihrer Übersetzung bei Guggolz 2015 „Der irdische Kelch“.
Der Autor und das Werk
Michail M. Prischwin (geboren 1873 in Chruschtschowo, gestorben 1954 in Moskau) veröffentlichte zu Lebzeiten Erzählungen wie „Der versunkene Weg“ und „Die Kette des Kastschej“; er beschäftigte sich auch intensiv mit der Fotografie. Seine umfangreichen Tagebücher konnten in Russland erst nach 1991 veröffentlicht werden; die Ausgabe ist noch nicht abgeschlossen.
Die Tagebücher umfassen den Zeitraum von 1905 bis 1954, drei russische Revolutionen, zwei Weltkriege, den Grossen Terror, das erste Jahr nach Stalins Tod. Das diaristische Schreiben entsprang Prischwins Willen, den eigenen weltwahrnehmenden Blick, das eigene Fühlen und Denken, die eigenen Wertvorstellungen, die eigene Sprache freizuhalten von den Korruptionen, denen viele unterlagen aus Angst. Das Original umfasst mehr als 13 000 kleingedruckte Seiten.
Der Preisträger des Zuger Anerkennungspreises
Andreas Nohl (*1954) ist mehrfach preisgekrönter Autor und Übersetzer aus dem Englischen. Er übersetzte Werke von Mark Twain, Robert Louis Stevenson, Bram Stoker, Rudyard Kipling, Jack London u.a. Für seine eigenen Werke erhielt er den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung.
Das Zuger Übersetzer-Stipendium
Das Zuger Übersetzer-Stipendium ist mit 50.000 Franken der höchst dotierte Übersetzerpreis der deutschsprachigen Länder und fördert die professionelle Übersetzung eines literarisch oder kulturell bedeutenden Werks in die deutsche Sprache. Bisherige Preisträger(innen) waren 1997 Gabriele Leupold (Andrej Belyj, Petersburg), 1999 Melanie Walz (John Cowper Powys, Der Strand von Weymouth), 2001 Donatella Capaldi, Maria Fehringer (†), Ludwig Paulmichl und Peter Waterhouse (Andrea Zanzotto, das gesamte Werk), 2003 Susanne Lange (Miguel de Cervantes, Don Quijote), 2005 Rosemarie Tietze (Andrej Bitow, Das Puschkinhaus), 2007 Doreen Daume (†), (Bruno Schulz, Zimtläden), 2009 Christina Viragh (Péter Nádas, Parallelgeschichten), 2011 Irma Wehrli-Rudin (Thomas Wolfe, Von Zeit und Fluss), 2013 Ferdinand Leopold (Mircea Cărtărescu, Die Flügel), 2015 Ulrich Blumenbach (Joshua Cohen, Witz), Ralph Dutli, Karl-Ludwig Wetzig (beide 2003), Ernest Wichner (2007), Elisabeth Edl und Holger Fock (beide 2009), Stefan Zweifel (2011), Karin Betz (2013) Steffen Popp und Andreas Tretner (beide 2015) erhielten Zuger Anerkennungspreise.
Träger des Übersetzer-Stipendiums ist der Verein Zuger Übersetzer (vormals Dialog-Werkstatt Zug), der von Stadt und Kanton Zug, der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia sowie maßgeblich von privaten Stiftungen und Gönnern unterstützt wird. Der Verein fördert die Kultur der literarischen Übersetzung durch die Vergabe des Zuger Übersetzer-Stipendiums, die Durchführung der Zuger Übersetzer-Gespräche sowie durch weitere kulturelle Begleitveranstaltungen in der Region Zug.
Die Jury des Zuger Übersetzer-Stipendiums
Der Vorstand des Vereins Zuger Übersetzer verleiht das Zuger Übersetzer-Stipendium gemäß den Vorschlägen einer Fach-Jury. Dieser gehören zurzeit an:
Christoph Balmer, Zug, Buchhändler und Verleger
Ulrich Blumenbach, Basel, Übersetzer
Hans Peter Gnos, Zug, ehem. Rektor und Lehrer für Bildnerisches Gestalten, Kantonsschule Zug
Luzius Keller, Zürich, Professor für französische Literatur an der Universität Zürich, emeritiert, Übersetzer
Christa Kamm, Zug, Aktuarin des Vereins Zuger Übersetzer
Manfred Papst, Redaktor, Zürich
Ilma Rakusa, Zürich, Autorin und Übersetzerin, Lehrbeauftragte am Slawischen Seminar der Universität Zürich, emeritiert
Jürg Scheuzger, Zug, ehem. Deutschlehrer an der Kantonsschule Zug, Präsident des Vereins Zuger Übersetzer, Vorsitzender der Jury
Fritz Senn, Zürich, Direktor der James Joyce-Stiftung Zürich
Gabriela Stöckli, Zürich, Geschäftsführerin des Übersetzerhauses Looren