Betriebsrat wehrt sich

Massenentlassungen beim Berlin Verlag

6. Juni 2016
Redaktion Börsenblatt

Noch während der laufenden Interessenausgleichs- und Sozialplanverhandlungen will der Berlin Verlag drei Viertel seiner Belegschaft, die rund 20 Mitarbeiter umfasst, entlassen. Wie der Rechtsanwalt des Betriebsrats soeben mitteilt, hat die Geschäftsleitung eine ent­sprechende Massenentlassungsanzeige bei der Agentur für Arbeit eingereicht.

Die abschlie­ßende Stellungnahme des Betriebsrats habe der zur Bonnier-Tochter Piper gehörende Berlin Verlag nicht abgewartet; auch dessen Bitte um Verzicht auf be­triebsändernde Maßnahmen bis zum ordnungsgemäßen Abschluss der Verhandlungen wurde abgelehnt. Der Rechtsanwalt des Betriebsrats des Berlin Verlags, Niklas Pastille, kritisiert die bislang angebotenen Abfindungsange­bote als "blamabel gering" und wirft der Geschäftsleitung überdies "Geheimniskrämerei" vor: "Normaler­weise ist eine Massenentlassung ein Drama in drei Akten. Zunächst wird unterrichtet, dann verhandelt, zuletzt vollzogen. Dieser Arbeitgeber will sogleich in den dritten Akt springen und den Vorhang schließen. Das wird nicht funktionieren." Die Unterrichtung der Belegschaft habe sich im Zeigen zweier Powerpoint-Folien erschöpft. Bis heute liege dem Betriebsrat keine einzige DIN A4-Seite mit schriftlicher Information zur anstehenden Betriebsänderung vor.

Trotz der schwierigen Verhandlungen sieht der Betriebsrat laut Pastille "keinen Grund für Kleinmut". Der Arbeitgeber müsse ein Eigeninteresse an einer einvernehmlichen Lösung haben. Anderen­falls drohe ein zeitaufwändiges und kostenintensives Einigungsstellenverfahren.